Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Sie nickte schweigend, ließ von Harvard ab und begegnete Dantes düsterem Blick. Ein Teil von ihr ahnte bereits, wohin die Unterredung führen würde – auf fremdes Territorium, das ganz bestimmt in keiner Karte verzeichnet war. Alles, was sie heute Nacht erlebt hatte, führte zu dem Schluss, dass manches, was sie für selbstverständlich und normal gehalten hatte, keine Gültigkeit mehr besaß.

„Wer waren sie, Dante? Die Männer, die mich angegriffen haben – das waren doch keine normalen Menschen, oder?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, das waren keine Menschen. Das waren sehr gefährliche Kreaturen. Blutjunkies. Wir nennen sie Rogues.“

„Blutjunkies“, wiederholte sie, und bei der bloßen Vorstellung drehte sich ihr der Magen um. Sie sah auf ihr Handgelenk, wo ein Bissabdruck rötlich schimmerte, aber bereits zu verheilen begann. „Mein Gott. Das ist es, was sie wollten? Sie haben mein Blut getrunken? Ich kann das nicht glauben. Es gibt nur eine Bezeichnung für diese Art von irrem Verhalten, und das ist Vampirismus.“

Dantes eindringlicher, fester Blick verhieß keine Spur eines Gegenarguments.

„Es gibt keine Vampire“, sagte sie entschieden. „Wir reden hier schließlich über die Wirklichkeit. Es kann sie nicht geben.“

„Es gibt sie, Tess. Nicht so, wie du vielleicht bislang gedacht hast. Nicht als untote, seelenlose Dämonen, aber als eine eigene hybride Gattung. Die Rogues, die dich heute Nacht angegriffen haben, gehören zur schlimmsten Sorte. Sie haben kein Bewusstsein, keinerlei Fähigkeit zu Vernunft oder Selbstbeherrschung. Sie töten wahllos und ohne Unterschied und werden damit weitermachen, wenn sie nicht unter Kontrolle gebracht werden. Das ist das, was ich und die anderen hier tun – wir müssen dafür sorgen, dass die Rogues ausgelöscht werden, bevor sie sich zu einer Seuche entwickeln, wie die Menschheit sie noch nicht erlebt hat.“

„Ach, nun hör aber auf!“ Tess sträubte sich, das Gehörte zu glauben. Doch es fiel ihr schwer, seine haarsträubende Behauptung ganz von der Hand zu weisen. Noch nie hatte er so ernst ausgesehen und geklungen wie jetzt. Und so gnadenlos klar. „Willst du mir erzählen, du bist so eine Art Vampirjäger?“

„Ich bin ein Krieger. Wir befinden uns im Krieg, Tess. Die Lage hat sich ziemlich übel zugespitzt, da die Rogues jetzt Crimson einsetzen.“

„Crimson? Was ist das?“

„Das ist die Droge, die Ben Sullivan in den letzten Monaten auf der Straße verkauft hat. Es verstärkt das Verlangen nach Blut und wirkt enthemmend. Es macht sie zu Mördern.“

„Was ist mit Ben? Weiß er das? Ist das der Grund, warum du neulich Nacht zu seiner Wohnung gegangen bist?“

Dante nickte. „Er sagte, dass er letzten Sommer von einer anonymen Gesellschaft engagiert wurde, um das Zeug herzustellen. Wir haben den Verdacht, dass diese Gesellschaft eine Fassade der Rogues ist.“

„Wo ist Ben jetzt?“

„Ich weiß es nicht, aber ich habe vor, es herauszufinden.“

In Dantes Stimme war eine schneidende Kälte, als er das sagte, und Tess konnte nicht umhin, sich ein wenig um Ben zu sorgen. „Diese Männer, diese Rogues, die mich angegriffen haben, haben seine Wohnung durchsucht.“

„Ja. Vielleicht waren sie auf der Suche nach ihm, aber wir sind uns nicht sicher.“

„Ich glaube, ich weiß vielleicht, wonach sie gesucht haben.“

Dante sah sie mit einem Stirnrunzeln an. „Wie das?“

„Wo ist meine Jacke?“ Tess sah sich im Schlafzimmer um, konnte aber keines ihrer Kleidungsstücke entdecken. Sie trug unter dem Bettzeug, das sie umhüllte, lediglich BH und Slip. „Ich habe neulich etwas in der Klinik gefunden. Ein Flashdrive. Ben hat es in einem der Untersuchungsräume versteckt.“

„Was ist da drauf?“

„Keine Ahnung. Ich hab bis jetzt noch nicht nachgesehen. Es ist in meiner Jackentasche.“

„Scheiße.“ Dante sprang auf die Füße. „Ich bin gleich zurück. Kommst du zurecht?“

Tess nickte. Sie hatte noch Mühe, alles, was passiert war, zu verarbeiten und zu begreifen. All diese unglaublichen, beunruhigenden Neuigkeiten über die Welt, die sie zu kennen geglaubt hatte. „Dante?“

„Ja?“

„Ich danke dir … dass du mir das Leben gerettet hast.“

Etwas Dunkles blitzte in seinen whiskyfarbenen Augen auf und machte seine harschen, ansehnlichen Züge weicher. Er kam zurück, schob sachte eine Hand unter das Haar an ihrem Nacken und zog ihr Gesicht ganz nahe an seins heran. Sein Kuss war süß, beinahe andächtig. „Bleib sitzen, mein Engel. Ich bin gleich wieder da.“

Elise legte ihre Hand an die glatte Wand des Korridors und versuchte, tief Luft zu holen. Ihre andere Hand war gegen ihren Magen gepresst, die Finger lagen gespreizt auf der breiten roten Schärpe ihrer Witwentracht. Schwindel machte ihr die Knie weich, und für einen Moment dachte sie, sie müsste sich gleich hier übergeben. Wo immer sie hier auch war.

Blind vor Abscheu war sie aus dem technischen Labor des Quartiers geflüchtet, entgeistert über das, was man ihr gezeigt hatte. Nachdem sie blindlings erst einen Flur und dann noch einen entlanggelaufen war, hatte sie keine Ahnung mehr, wo sie sich befand. Sie wusste nur, dass sie hier wegwollte.

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