Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Aber der Umstand, dass sie die Last einer ähnlichen Heimsuchung mit diesem Krieger verband, machte seine Gegenwart für sie nicht angenehmer. Und die Sache mit Camden – das tiefe Elend, das sie befiel, wenn sie daran dachte, was er da draußen trieb, verstrickt in die Gewalt der Rogues – sie musste dringend allein sein.

„Ich sollte jetzt gehen“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Tegan. „Ich sollte … ich muss hier weg. Ich kann hier nicht bleiben.“

„Willst du nach Hause?“

Sie zuckte die Achseln, schüttelte dann den Kopf, unschlüssig, was sie wollte. „Irgendwohin“, flüsterte sie. „Ich möchte einfach nur weg.“

Tegan war näher herangekommen, ohne dass sich auch nur die Luft bewegt hatte. „Ich fahre dich“, sagte er.

„Oh nein, ich meine nicht …“

Sie blickte den Korridor entlang in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie sollte wohl versuchen, Sterling zu finden. Ein Teil von ihr nahm bereits Anstoß daran, dass sie überhaupt in Gesellschaft dieses Kriegers war. Allein, ohne Begleitung, mit ihm irgendwohin zu gehen schien undenkbar.

„Hast du Angst, ich könnte dich beißen, Elise?“, fragte er. Dabei kräuselte sich ganz leicht ein Winkel seines sinnlichen Mundes – das allererste Anzeichen dafür, dass er womöglich so etwas wie Gefühle besaß.

„Es ist spät“, bemerkte sie und suchte nach einer höflichen Ausrede, um sein Angebot abzulehnen. „Es muss bereits kurz vor Sonnenaufgang sein. Ich möchte nicht, dass Sie sich in Gefahr begeben …“

„Dann fahre ich ganz schnell.“ Jetzt lächelte er, ein breites Grinsen, das deutlich sagte: Er wusste genau, dass sie ihm auszuweichen versuchte, und er gedachte nicht lockerzulassen. „Na, komm. Lass uns mal ein Weilchen verschwinden.“

Bei allem, was ihr heilig war – als er ihr die Hand entgegenstreckte, zögerte sie nur eine Sekunde, dann griff sie zu.


32

Dante war jetzt schon bedeutend länger als ein paar Minuten weg, und das Warten machte Tess verrückt. Sie hatte so viele Fragen, so viel in ihrem Geist zu sortieren. Und ungeachtet des belebenden Summens tief in ihrem Körper fühlte sie sich äußerlich ausgelaugt, zerschlagen.

Eine heiße Dusche in Dantes weiträumigem Badezimmer half einen Teil dieses Gefühls wegzuwaschen. Auch die frische Wäsche, die er für sie im Schlafzimmer bereitgelegt hatte, tat wohl. Unter den Augen von Harvard, der sich auf dem Bett zusammengerollt hatte, schlüpfte Tess in die braune Cordhose und das braune Strickhemd und setzte sich dann hin, um ihre Schuhe anzuziehen.

Die Kratzer und kleinen Blutspritzer darauf waren ein sichtbares Protokoll des Überfalls, den sie durchlitten hatte. Ein Überfall, das wollte sie Dante gern glauben, ausgeführt von nichtmenschlichen Kreaturen mit einem Durst – einer Sucht – nach Blut.

Vampire.

Es musste doch eine vernünftigere Erklärung geben, eine, die sich auf Fakten stützte, nicht auf Folklore. Tess wusste, dass so etwas unmöglich war, und doch wusste sie, was sie erlebt hatte. Sie wusste, was sie gesehen hatte, als ihr erster Angreifer in Bens Stockwerk vom Balkon sprang und elastisch wie eine Katze auf den Füßen landete. Sie wusste, was sie gefühlt hatte, als dieser Mann und der zweite, der zu ihm gestoßen war, sie vom Bürgersteig in den alten Schuppen zerrten. Sie hatten sie gebissen wie rasende Raubtiere. Sie hatten ihr mit riesigen Fängen die Haut durchbohrt und ihr das Blut ausgesaugt, sich an ihr satt getrunken wie in einem Horrorfilm.

Wie die Vampire, als die Dante sie bezeichnet hatte.

Wenigstens war sie jetzt in Sicherheit, wo immer Dante sie auch hingebracht hatte. Sie sah sich in dem großen Schlafzimmer um. Die wenigen schlichten Möbel kündeten von Understatement. Alles wirkte sehr männlich, mit klaren Linien und dunklen Oberflächen. Die einzige Schwelgerei war das Bett. Es war riesig und beherrschte den Raum, seine mattschwarzen Seidenlaken weich und schimmernd wie Rabenschwingen.

Im angrenzenden Wohnzimmer fand Tess vergleichbar geschmackvolle Einrichtungsgegenstände vor. Dantes Quartier fühlte sich behaglich und unaufgeregt an, wie der Mann selber. Der ganze Ort wirkte heimelig, allerdings nicht wie ein Haus. Es gab in keiner der Wände ein Fenster, nur teuer aussehende zeitgenössische Kunst und gerahmte Fotografien. Er hatte erwähnt, dass dieser Ort ein Hauptquartier war, und nun fragte sich Tess, wo genau sie sich befand.

Sie spazierte aus dem Wohnzimmer in einen gefliesten Vorraum. Neugierig öffnete sie die Tür und sah in einen Korridor aus schimmerndem weißen Marmor. Tess spähte den langen Flur entlang, dann zur anderen Seite. Nichts als ein leerer, gewundener Tunnel aus poliertem Stein. Auf dem Boden waren in den schneeweißen Marmor Intarsien eingelegt, offenbar eine Reihe von Symbolen – ineinandergreifende geometrische Bögen und Wirbel, ausgeführt in Obsidian. Sie waren ungewöhnlich und faszinierend, manche von ihnen bildeten ähnliche Muster wie die schönen, vielfarbigen Tattoos, die Dantes Oberkörper und Arme zierten.

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