Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Ein Wirbelsturm lebhafter, grässlicher Erinnerungen bombardierte Tess mit Eindrücken des Rogue-Überfalls: brutale Finger, die sich in ihre Arme bohrten, sie niederdrückten; scharfe Zähne, die rasend in sie eindrangen, das endlose, fieberhafte Ziehen an ihren Venen; entsetzliches tierisches Grunzen und Knurren, als die Biester von ihr tranken. Sie sah das Pflaster im Mondschein, den dunklen Seitenweg, den verrotteten Schuppen, in dem sie zu sterben glaubte.

Doch dann, so plötzlich wie unpassend in ihrer Lage, sah sie den kleinen Lagerraum im hinteren Teil ihrer Klinik. Da lag ein großer Mann mit dunklen Haaren auf den Boden hingestreckt. Er blutete. Er starb. Sein Körper war voller Schussverletzungen und anderer Wunden. Sie beugte sich über ihn …

Nein, das gehörte nicht zu ihren Erinnerungen. Es war gar nicht passiert … oder doch?

Sie hatte keine Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Der Vampir, der ihr den Fluchtweg verstellt hatte, kam auf sie zu. Hoch aufgerichtet nahm er sie mit wilder Wut in den Blick, die enormen Fangzähne tödlich weiß und scharf genug, um sie in Fetzen zu reißen.

Dante stand in Gideons und Savannahs Arbeitszimmer und wartete auf ein Urteil über das Flashdrive, das Tess in ihrer Jackentasche gehabt hatte. „Glaubst du, du kannst das Ding entschlüsseln, Gid?“

„Bitte.“ Der blonde Vampir bedachte ihn mit einem schelmischen Seitenblick. „Du beliebst zu scherzen“, sagte er mit schwerer Betonung auf seinem verblichenen englischen Akzent. Er hatte das Flashdrive schon in seinen Computer gestöpselt, und seine Finger flogen über die Tastatur. „Ich hab mich ins FBI gehackt, in die CIA, in unseren eigenen IID und in jede andere hackersichere Datenbank, die es gibt. Das hier wird ein Kinderspiel.“

„Ja? Lass mich wissen, was du entdecken kannst. Ich muss weiter. Tess wartet auf mich …“

„Nicht so schnell“, sagte Gideon. „Ich bin fast drin. Glaub mir, das wird nicht lange dauern, vielleicht fünf Minuten. Lass es uns spannend machen. Gib mir zwei Minuten und dreißig Sekunden als Maximum. Ab jetzt.“

Neben ihm lehnte Savannah in dunklen Jeans und schwarzem Sweater an einem antiken geschnitzten Mahagonipult. Sie lächelte und rollte die Augen: „Es ist der Sinn seines Lebens, uns zu beeindrucken, das weißt du doch.“

„Das wäre ja zu ertragen, wenn der Mistkerl nicht immer recht behalten würde“, stöhnte Dante in gespielter Verzweiflung.

Savannah lachte. „Willkommen in meiner Welt.“

„Schade, dass du keine Computerdateien durch Handauflegen entziffern kannst“, sagte er. „Dann bräuchten wir uns nicht mit diesem Kerl abzugeben.“

„Sei’s drum“, sie seufzte dramatisch. „Psychometrie funktioniert so nun mal nicht, jedenfalls nicht bei mir. Ich kann dir sagen, was Ben Sullivan angehabt hat, als er den Flashdrive bei sich trug, ich kann den Raum beschreiben, in dem er war, seinen Bewusstseinszustand, aber ich kann nicht in elektronische Schaltkreise eindringen. Gideon ist in diesem Fall unsere beste Chance.“

Dante zuckte die Achseln. „Dann haben wir wohl Pech, was?“

Am Computer hackte Gideon eine letzte Salve in die Tasten, dann lehnte er sich zurück und faltete die Hände hinter dem Kopf. „Ich bin drin. Das waren eine Minute und neunundvierzig Sekunden, um exakt zu sein.“

Dante umrundete ihn, um auf den Bildschirm zu schauen. „Was haben wir denn da?“

„Datenpakete, Tabellenkalkulationen, Flussdiagramme. Pharmazeutische Tabellen.“ Gideon bewegte die Maus und klickte eine der Dateien auf. „Sieht aus wie ein chemisches Experiment. Braucht jemand ein Rezept für Crimson?“

„Gott im Himmel! Das ist es?“

„Darauf würde ich wetten.“ Mit finsterem Blick klickte sich Gideon durch weitere Dateien. „Da ist allerdings mehr als eine Formel auf dem Drive, das erschwert die Sache. Wir können nicht wissen, welche funktioniert, ehe wir nicht die Substanzen besorgt und jede einzelne ausprobiert haben.“

Dante harkte sich mit den Fingern durchs Haar und begann hin und her zu tigern. Er war begierig, mehr über die Formeln zu erfahren, die Ben Sullivan auf dem Flashdrive gespeichert hatte. Andererseits zog es ihn in sein Quartier zurück. Er konnte Tess’ Unruhe spüren, denn ihre Blutsverbindung schuf einen beständigen Kontakt zwischen ihnen. Es war wie ein unsichtbarer Draht, der ihn mit ihr verband, als wären sie eins.

„Wie geht es ihr?“, fragte Savannah, die offenbar ahnte, was ihn umtrieb.

„Besser“, erwiderte er. „Sie ist wach und erholt sich. Körperlich geht es ihr gut. Ansonsten habe ich versucht, sie in alles einzuweihen, aber ich merke, dass sie ziemlich durcheinander ist.“

Savannah nickte. „Wer wäre das nicht? Ich dachte, Gideon spinnt, als er mir zum ersten Mal von alledem erzählt hat.“

„Du denkst doch immer noch meistens, dass ich spinne, Liebes, das ist ein Teil meines Charmes.“ Er beugte sich zu ihr hinüber und deutete einen Biss in ihren jeansverpackten Schenkel an, ohne dass seine Finger auf der Tastatur aus dem Rhythmus kamen.

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