Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Sie stieß ein abgehacktes Keuchen aus, schien aber unfähig, sich zu rühren.

Dante streckte ihr die Hand entgegen. „Komm, mein Engel. Alles ist gut. Ich verspreche dir, dass du sicher bist.“

Es sah aus, als kostete es sie all ihren Mut, aber sie schob sich von Rio weg und legte ihre Hand in Dantes. Er zog sie rasch an sich und küsste sie, erleichtert, sie bei sich zu haben.

Als Rio langsam an der Korridorwand zusammensackte und schließlich auf allen vieren am Boden kniete, verlangsamte sich Dantes Puls und erreichte wieder eine Frequenz, die fast normal erschien. Tess war immer noch außer sich und zitterte heftig. Dante glaubte zwar nicht, dass Rio eine ernste Gefahr für sie darstellte – schon gar nicht jetzt, nachdem Dante seine Haltung deutlich gemacht hatte –, doch er musste sich nun dringend um die Schadensbegrenzung kümmern.

„Warte hier. Ich gehe und helfe Rio zurück in sein Bett.“

„Bist du verrückt? Dante, wir müssen hier raus. Er wird uns beiden die Kehle aufreißen!“

„Nein, das wird er nicht.“ Er begegnete Tess’ ängstlichem Blick, während er sich Rios zusammengesunkener Gestalt näherte. „Er wird mir nichts tun. Er hätte dir auch nichts getan. Er wusste nur nicht, wer du bist. Ihm ist vor einiger Zeit etwas Schreckliches zugestoßen, das ihn Frauen gegenüber sehr argwöhnisch gemacht hat. Glaub mir, er ist kein Monster.“

Tess starrte Dante an, als sei er wahnsinnig geworden. „Dante, diese Fangzähne … diese Augen! Er ist einer von denen, die mich angegriffen haben …“

„Nein“, sagte Dante. „Er sieht nur so aus, weil er wütend ist, und er lebt in großem Schmerz. Sein Name ist Rio. Er ist ein Stammeskrieger wie ich.“

„V-Vampir“, keuchte sie stotternd. „Er ist ein Vampir …

Verdammt noch mal, er hatte sich nicht vorgestellt, dass sie die Wahrheit auf diese Weise erfuhr. Vielleicht war das naiv gewesen, aber er hatte gedacht, er könnte sie sanft in seine Welt ziehen – eine Welt, die zu ihnen beiden gehörte. Er hatte gehofft, dass sie in Ruhe verstehen lernen würde, dass sie die Vampirrasse nicht zu fürchten brauchte. Dass sie ihre Furcht verlieren und begreifen würde, dass sie zu ihnen gehörte, weil sie nun mal eine Stammesgefährtin war.

Und die einzige Frau, die er je an seiner Seite wollte.

Aber jetzt offenbarte sich alles zu schnell. Ein Gewirr aus Halbwahrheiten und Geheimnissen umfing ihn wie eine Spirale aus Fallstricken, während sie ihn panisch anstarrte. In ihren Augen lag ein Flehen, er möge die unerträgliche Situation irgendwie wenden, sodass alles wieder Sinn ergab.

„Ja“, gab Dante zu, unfähig sie anzulügen. „Rio ist ein Vampir, Tess. Wie ich.“


33

Tess’ Herz begab sich auf eine wilde Tauchfahrt in ihren Magen. „W-was hast du gesagt?“

Dante sah sie an, die whiskygoldenen Augen viel zu ernst, seine Miene zu ruhig. „Ich bin ein Stammeskrieger. Ein Vampir.“

„Oh mein Gott“, stöhnte sie. Ihre Haut zog sich in erneuter Panik zusammen, und Abscheu schüttelte sie.

Sie wollte es nicht glauben – er sah nicht aus wie eine der Kreaturen, die sie angegriffen hatten, auch nicht wie der, der nun gekrümmt am Boden der Krankenstation lag wie eine gequälte Kugel. Aber Dantes Tonfall war ganz gelassen und so sachlich, dass sie wusste, er sagte ihr die Wahrheit. Vielleicht war es das erste Mal, seit sie ihn getroffen hatte, dass er ehrlich mit ihr war.

„Du hast mich belogen. Die ganze Zeit hast du mich angelogen.“

„Ich wollte es dir sagen, Tess. Ich habe versucht, die Worte zu finden, um dir alles zu erzählen …“

„Dass du so etwas wie eine kranke Bestie bist? Dass du mich benutzt hast – wofür eigentlich? War es nur, um an Ben ranzukommen, damit du und deine blutsaugenden Kumpane ihn umbringen können?“

„Wir haben den Menschen nicht umgebracht, das schwöre ich dir. Aber das heißt nicht, dass ich es nicht tun würde, wenn es nötig ist. Und – ja, ich musste herausfinden, ob du etwas mit seinem Crimson-Handel zu tun hast, und anfangs dachte ich auch, du wärst nützlich, um mehr über seine Aktivitäten zu erfahren. Ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen, Tess. Aber ich brauchte dein Vertrauen auch, damit ich dich schützen konnte.“

„Ich brauche deinen Schutz nicht.“

„Doch, den brauchst du.“

„Nein“, sagte sie, halb betäubt vor Abscheu und Entsetzen. „Was ich brauche, ist, so weit wie möglich von dir wegzukommen.“

„Tess, der sicherste Ort für dich ist im Moment hier bei mir.“

Als er näher kam, die Hände ausgestreckt zu einer um Vertrauen bittenden Geste, schrak sie zurück. „Bleib weg von mir. Ich meine es ernst, Dante. Geh weg!“

„Ich tu dir nicht weh. Versprochen.“

Ein Bild huschte durch ihr Bewusstsein, als er die Worte aussprach. Im Geiste fand sie sich plötzlich in den Lagerraum ihrer Klinik versetzt. Sie beugte sich über einen schwer verwundeten Mann, der es irgendwie nach einem fürchterlichen Kampf dorthin geschafft hatte. Damals war er ein Fremder gewesen, jetzt aber nicht mehr.

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