Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Es war Dantes Gesicht, das sie sah, blutbespritzt und verdreckt, sein Haar triefend vor Nässe, die über seine Stirn lief. Seine Lippen bewegten sich und Sprachen die gleichen Worte, die sie eben von ihm gehört hatte: Ich tu dir nicht weh. Versprochen …

Und plötzlich kam ihr eine deutliche und sehr klare Erinnerung an starke Hände, die sie an den Armen griffen und festhielten. An Dantes Lippen, die seltsame Zähne entblößten – große, weiße Reißzähne, die sich ihrer Kehle näherten.

„Ich kannte dich nicht“, sagte Dante, als könne er ihren Gedanken im Geiste folgen. „Ich war sehr geschwächt und ernstlich verletzt. Ich wollte nur nehmen, was ich von dir brauchte, und dich dann in Ruhe lassen. Da wäre kein Schmerz für dich geblieben, kein Leid. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat, bis ich dein Mal sah …“

„Du hast mich gebissen … du … oh Gott, du hast in dieser Nacht mein Blut getrunken? Wie … warum erinnere ich mich erst jetzt daran?“

Sein starrer Gesichtsausdruck wurde weicher, als hätte er Gewissensbisse. „Ich habe deine Erinnerung gelöscht. Ich habe versucht, dir einiges zu erklären, aber die Situation geriet außer Kontrolle. Wir hatten ein Handgemenge, und du hast mir ein Betäubungsmittel gespritzt. Als ich zu mir kam, war es schon kurz vor Sonnenaufgang, und ich hatte keine Zeit mehr, Reden zu halten. Ich dachte dann, es wäre das Beste für dich, wenn du dich nicht erinnern könntest. Dann sah ich das Mal auf deiner Hand und wusste, dass nichts und niemand ungeschehen machen konnte, was ich dir angetan hatte.“

Tess brauchte nicht auf ihre rechte Hand zu sehen, um zu wissen, von welchem Mal er sprach. Das kleine Geburtsmal war ihr immer ein Rätsel gewesen. Eine Träne, die über der Sichel eines Halbmonds schwebte. Aber es ergab für sie jetzt auch nicht mehr Sinn als zuvor.

„Nicht viele Frauen haben das Mal, Tess. Nur ein paar wenige. Du bist eine Stammesgefährtin. Wenn einer meiner Art dein Blut trinkt oder du seins, dann ist ein Band geschmiedet. Es ist unzerstörbar.“

„Und du hast … mir das angetan?“

Eine neue Erinnerung überflutete sie jetzt, ein weiteres Erlebnis voller Blut und Dunkelheit. Tess erinnerte sich, wie sie aus einem düsteren Traum erwacht war, als ihr Mund sich mit brausender Energie füllte, mit schierer Lebenskraft. Sie war verhungert gewesen, und Dante hatte sie genährt. Erst aus seinem Handgelenk, später aus einer Vene, die er für sie an seinem Hals geöffnet hatte.

„O mein Gott“, flüsterte sie. „Was hast du mit mir gemacht?“

„Ich habe dein Leben gerettet, indem ich dir mein Blut gab. So wie du meins mit deinem gerettet hast.“

„Du hast mir beide Male keine Wahl gelassen“, keuchte sie. „Was bin ich jetzt? Hast du mich in dieselbe Art Bestie verwandelt, die du bist?“

„Nein. So funktioniert das nicht. Du wirst nie ein Vampir werden. Aber wenn du dich weiter als meine Gefährtin von meinem Blut ernährst, kannst du sehr lange Zeit leben. So lange wie ich. Vielleicht länger.“

„Ich kann das nicht glauben. Ich weigere mich, das zu glauben!“

Tess wandte sich ab und drückte gegen die Schwingtüren. Nichts rührte sich. Sie drückte erneut, mit all ihrer Kraft. Nichts. Es war, als wären die Scharniere festgeschweißt worden. Total unbeweglich.

„Lass mich hier raus“, fuhr sie Dante an. Sie hatte den starken Verdacht, dass einzig sein Wille dafür verantwortlich war, dass sich die Türen für sie nicht öffneten. „Verdammt, Dante! Lass mich gehen!“

Sobald die Tür ein wenig nachgab, stieß Tess sie auf, brach hindurch und rannte wie um ihr Leben. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinlief, und es war ihr auch egal, solange sich nur die Entfernung zwischen ihr und Dante vergrößerte. Der Mann, den sie nur geglaubt hatte zu kennen. Den Mann, den sie geglaubt hatte zu lieben. Das Monster, das sie belogen hatte, schlimmer als irgendjemand in ihrer gepeinigten Vergangenheit.

Elend vor Angst und wütend über ihre eigene Dummheit, hielt sie mühsam die Tränen zurück, die ihr in die Augen stiegen. Sie rannte schneller, in dem Bewusstsein, dass Dante sie mit Sicherheit einholen konnte. Sie musste nur einen Weg aus diesem Gebäude finden. Sie erreichte eine Reihe von Fahrstühlen, drückte die Rufknöpfe und betete, dass die Türen sich öffnen würden. Sekunden rasten vorbei … zu viele, um das Warten noch länger zu riskieren.

„Tess.“ Dantes tiefe Stimme erschreckte sie durch ihre Nähe. Er war direkt hinter ihr, nahe genug, um sie zu berühren, obwohl sie ihn nicht hatte kommen hören.

Mit einem Schrei duckte sie sich aus seiner Reichweite und unternahm einen neuen irrsinnigen Sprint in einen der lang gestreckten Flure. Dann lag ein offener Türbogen vor ihr. Möglicherweise konnte sie sich dort verstecken, dachte sie. Die Verzweiflung ließ sie nach jeder Möglichkeit greifen – vielleicht half ihr das, dem Albtraum zu entkommen, der sie jagte. Sie schlüpfte in einen düsteren Raum – eine Art Kapelle mit gravierten Steinwänden, nur von einer roten Säulenkerze beleuchtet, die bei einem schmucklosen Altar brannte.

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