Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Nun, da der schlimmste Teil des Sturms hinter ihnen lag, breitete sich ein Geist des Friedens und der Ruhe im Quartier der Krieger aus. In Erwartung der Nacht wanderten auch Chase’ Gedanken zu seinem Heim. Seine eigene Reise war noch nicht zu Ende, und die Straße vor ihm war düster und unsicher. Einst war ihm alles so klar erschienen. Was die Zukunft für ihn bereithielt, wo er hingehörte … und zu wem.

Jetzt war er sich in nichts mehr sicher.

Er sagte den Kriegern und ihren Gefährtinnen Lebewohl und ging, hinaus aus der Welt des Ordens, zurück in seine eigene. Die Fahrt zurück in die Stadt war ruhig. Die Räder seines geborgten Wagens drehten sich, die Straße verschwand hinter ihm in der Dunkelheit, aber wo sollte er hin, nach alledem?

Konnte er einfach wieder seine Heimat im Dunklen Hafen aufsuchen? Die Sinne geschärft durch die kurze Zeit, die er in der Gesellschaft von Kriegern verbracht hatte, der Körper beschwert durch all das Metall, das er unter seinem Mantel trug – die verschiedenen Klingen, die Neunmillimeter Beretta, die irgendwie ein angenehmer Druck an der Hüfte geworden war – wie konnte er erwarten, je wieder in das gesetzte Leben zurückzukehren, das er einst geführt hatte?

Und was war mit Elise?

Er konnte nicht wieder in jene quälende Existenz eintreten, in der er eine Frau begehrte, die er nie bekommen würde. Er musste ihr erzählen, was er für sie empfand, musste die Würfel fallen lassen, was immer sie ihm auch zeigen würden. Sie musste alles erfahren. Chase machte sich keine Illusionen, er hatte wenig Hoffnung, dass sie seine Zuneigung willkommen heißen würde. Tatsächlich war er nicht sicher, ob es überhaupt irgendetwas zu erhoffen gab. Er wusste nur, dass das Halbleben, das er bislang geführt hatte, nun vorbei war. Er fing ein neues Leben an.

Chase fuhr auf die Torstraße des Dunklen Hafens zu, überwältigt von einem Gefühl der Freiheit. Die Dinge waren dabei, sich für ihn zu ändern. Und obwohl er keine Ahnung hatte, wie sich hier alles entwickeln würde, fühlte er sich befreit von dem Wissen, dass er einen Wendepunkt seines Lebens erreicht hatte. Er rollte die Kiespiste hoch und parkte neben der Residenz.

Das Haus war von innen erleuchtet. Aus Elises Schlafzimmer und den Wohnräumen schien sanftes Licht. Sie war wach. Wahrscheinlich wartete sie besorgt darauf, dass er mit Nachricht aus dem Hauptquartier zurückkehrte.

Chase stellte den Motor ab und öffnete die Tür des Fahrzeugs. Sowie seine Stiefel den Boden berührten, spürte er das prickelnde Gefühl, das ihm verriet: Er war nicht allein. Er steckte die Schlüssel in die Tasche und richtete sich auf, wobei er unauffällig seinen Mantel aufknöpfte. Seine Augen tasteten die Schatten der Nacht ab, bohrten in der Dunkelheit nach einem Zeichen des Feindes, von dem er wusste, dass er da war. Seine Ohren waren auf die kleinsten Geräusche der Umgebung eingestellt – das Rascheln der nackten Zweige, wenn der Wind in ihnen rauschte, das gedämpfte Summen der Stereoanlage im Haus, im Hintergrund lief Elises geliebter Softjazz …

Und dann, wie ein Kontrapunkt zu all diesem Frieden, das rasselnde Keuchen eines Atems, nicht weit von da, wo Chase jetzt stand. Der Kies knirschte hinter ihm. Chase’ Finger schlossen sich um den Griff der Neunmillimeter, als er sich langsam umwandte, um der Bedrohung zu begegnen.

Camden.

Das Déjà-vu traf Chase wie ein Kanonenschuss in die Eingeweide. Aber sein Neffe sah noch schlimmer aus als zuvor, sofern das überhaupt möglich war. Krusten von geronnenem Blut und Geweberesten bildeten den grausigen Beweis für jüngst begangene Morde, die seinen Blutdurst offensichtlich nicht gestillt hatten. In einem langsamen Trott kam er hinter der Hecke hervor, die ihn versteckt hatte. Seine großen Fangzähne tropften von Speichel, als er Chase taxierte – offenbar sah er ihn nur als nächstes Opfer des Blutrausches, der seinen Geist und seinen Körper übermannt hatte. Er war unerreichbar gewesen, als Chase ihn in Ben Sullivans Apartment zurechtstutzen wollte. Jetzt war er gefährlich und unberechenbar, ein wilder Hund, der zu lange von der Leine gewesen war.

Chase musterte ihn traurig, voller Gewissensbisse, dass er nicht fähig gewesen war, ihn rechtzeitig zu finden – nicht fähig gewesen war, ihn zu retten, dass er diese unumkehrbare Verwandlung in einen Rogue nicht hatte verhindern können.

„Es tut mir so leid, Cam. Das sollte dir niemals passieren.“ Unter dem Schoß seines dunklen Wollmantels entsicherte Chase die Beretta und zog die Waffe aus dem Holster. „Wenn ich an deiner statt wäre, ich schwöre …“

Hinter sich, oben am Haus, hörte Chase das metallische Knacken vom Offnen der Vordertür, dann Elises plötzliches Aufkeuchen. Die Zeit lief auf einmal langsamer. Alles dehnte sich aus. Die Wirklichkeit spannte sich wie ein schwerfälliger Traum, ein Albtraum, der mit dem Moment begann, in dem Elise aus dem Haus trat.

„Camden!“ Ihre Stimme schien merkwürdig entfernt, verlangsamt wie die übrige Situation. „Oh Gott … Camden!“

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