„Nicht im Entferntesten“, antwortete Dante, hob die Gestalt des Lakaien mit einer Hand vom Boden und schickte ihn in die Luft.
Sullivan glitschte über die polierte Oberfläche des Tischs, auf den er Tess gefesselt hatte, und krachte in die Fensterfront auf der anderen Seite des Raumes. Sofort richtete er sich wieder auf, sprang auf die Füße und pendelte wie ein Boxer tänzelnd vor den Rollos hin und her, die hinter ihm vor- und zurückschwangen. Dante schützte instinktiv seine Augen vor dem eindringenden Licht und riss den Arm hoch, um die Strahlen abzuschirmen.
„Was ist los mit dir? Zu hell für dich, Vampir?“ Er grinste durch seine blutverschmierten Zähne. In seiner Hand befand sich ein abgebrochenes Stück Schublade, das er hielt wie einen schartigen Knüppel. „Wie wär’s mit einer kurzen Szene aus
Er schwang den Arm und zertrümmerte das Fenster, schlug die Rollos zur Seite und ließ die Glassplitter um sie regnen. Sonnenlicht ergoss sich in den Raum und versengte Dantes Augen hinter der Schutzbrille. Er brüllte im plötzlichen Todeskampf seiner zerfetzten Hornhäute. In diesem kurzen Moment der Unachtsamkeit rollte Ben Sullivan unter ihm durch und versuchte zu entwischen.
Jetzt spürte Dante trotz der Schutzkleidung, wie seine Haut heißer wurde und zischte, wo das nackte Fleisch dem Licht ausgesetzt war. Zeitweilig blind, musste er den Lakaien mit seinen anderen Sinnen verfolgen, alle übersensibilisiert, seit seine Wut ihn verwandelt hatte. Die Fangzähne streckten sich in seinem Mund zu ganzer Länge. Seine Pupillen verengten sich hinter den dunklen Linsen zu senkrechten Schlitzen.
Er warf sich in die Luft, sprang in einer flüssigen Bewegung durch den Raum und stieß von hinten auf Sullivan nieder. Der Aufschlag warf beide zu Boden. Dante gab dem Lakaien keine Chance zu reagieren. Er griff ihn an Kinn und Stirn und beugte sich hinab, bis seine scharfen Reißzähne die Ohren des Scheißkerls kitzelten.
„Yippeekayay, Schweinebacke!“
Mit einem scharfen Ruck drehte Dante den Hals des Lakaien in seinen Händen. Er ließ den leblosen Körper zu Boden fallen und bemerkte kaum noch den sauren Geruch in der Luft und das leichte Zischen, das in seinen Ohren summte wie ein Schwarm Fliegen. Schmerz überflutete ihn, als er sich aufrichtete und von dem geborstenen Fenster wegtaumelte. Er hörte das schwere Stampfen von Stiefeln vor dem Raum, konnte aber den Blick nicht auf die dunkle Kontur scharf stellen, die jetzt den Raum zwischen den Türpfosten ausfüllte.
„Draußen ist alles klar – heilige Scheiße!“ Nikos Stimme brach ab, dann war der Krieger an Dantes Seite, stützte ihn und geleitete ihn mit der gebotenen Eile aus dem lichtdurchfluteten Raum. „O Gott, D. Wie lange warst du dem ausgesetzt?“
Dante schüttelte den Kopf. „Nicht so lang. Der Scheißkerl hat das Fenster rausgehauen.“
„Ja“, sagte Niko mit seltsam erbitterter Stimme. „Ich kann’s sehen. Wir müssen dich hier rausbringen, Mann. Komm schon.“
„Hölle und Verdammnis!“
Der schwarz gekleidete Krieger auf dem Vordersitz des Geländewagens neben Tess – sie nannten ihn Chase – stieß die Fahrertür auf und sprang hinaus, als Dante und ein anderer Mann aus der Klinik gelaufen kamen.
Dante lief nicht wirklich, er humpelte mehr. Schwer stützte er sich auf den Krieger, der ihn herausgebracht hatte. Sein Kopf hing tief auf der Brust, unbedeckt, die Vorderseite seines Anzugs war aufgerissen, und die lohfarbene Haut seiner Brust schimmerte hindurch, glühend in einem feurigen Rot durch das helle Licht des Morgens.
Chase öffnete die Heckklappe des Geländewagens und half dem anderen Mann, Dante hineinzuhieven. Dantes Fangzähne waren lang, die Spitzen glänzten weiß bei jedem Atemzug, den er durch seinen offenen Mund zog. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, seine Pupillen dünne schwarze Schlitze in der Mitte ihrer hellen bernsteinfarbenen Iris. Er war vollständig verwandelt, ein Vampir, den Tess fürchten sollte, aber jetzt nicht konnte.
Seine Freunde arbeiteten schnell. Ihr verbissenes Schweigen ließ Tess das Blut gefrieren. Chase schloss die Heckklappe und rannte herum zur Fahrertür. Er sprang hinein, warf den Gang rein, und sie waren unterwegs.
„Was ist ihm passiert?“, fragte sie ängstlich, da sie kein Blut oder andere Zeichen einer Verletzung an Dante entdecken konnte. „Ist er verwundet?“
„Strahlung“, sagte der, den sie nicht kannte. In seinem ernsten Ton klang ein slawischer Akzent mit. „Der verfluchte Crimson-Dealer hat ein Fenster rausgehauen. Dante musste den Scheißkerl im Sonnenlicht killen.“
„Warum?“, fragte Tess und beobachtete, wie Dante sich auf der Rückbank regte. Sie fühlte seine Höllenqual und die Besorgnis, die seine beiden ernsten Gefährten ausstrahlten. „Wieso hat er sich überhaupt darauf eingelassen? Warum seid ihr alle hier?“
Mit kleinen, aber kontrollierten Bewegungen schaffte Dante es, einen seiner Handschuhe abzustreifen. Von dort, wo er lag, streckte er die Hand nach ihr aus.
„Tess …“