Читаем 1904-1924 Маленькие рассказы (Сборник) полностью

Aber wiewohl er ohne allzu viel Unterscheidungen der W"urde unter uns lebt, ist er doch etwas ganz anderes als die gew"ohnlichen B"urger. Wenn eine Abordnung mit einer Bitte vor ihn kommt, steht er da wie die Mauer der Welt. Hinter ihm ist nichts mehr, man h"ort f"ormlich dort weiterhin noch ahnungsweise ein paar Stimmen fl"ustern, aber das ist wahrscheinlich T"auschung, er bedeutet doch den Abschluss des Ganzen, wenigstens f"ur uns. Man muss ihn bei solchen Empf"angen gesehen haben. Als Kind war ich einmal dabei, als eine Abordnung der B"urgerschaft ihn um eine Regierungsunterst"utzung bat, denn das "armste Stadtviertel war g"anzlich niedergebrannt. Mein Vater, der Hufschmied, ist in der Gemeinde angesehen, war Mitglied der Abordnung und hatte mich mitgenommen. Das ist nichts Aussergew"ohnliches, zu einem solchen Schauspiel dr"angt sich alles, man erkennt die eigentliche Abordnung kaum aus der Menge heraus; da solche Empf"ange meist auf der Veranda stattfinden, gibt es auch Leute, die vom Marktplatz her auf Leitern hinaufklettern und "uber das Gel"ander hinweg an den Dingen oben teilnehmen. Damals war es so eingerichtet, dass etwa ein Viertel der Veranda ihm vorbehalten war, den "ubrigen Teil f"ullte die Menge. Einige Soldaten "uberwachten alles, auch umstanden sie in einem Halbkreis ihn selbst. Im Grunde h"atte ein Soldat f"ur alles gen"ugt, so gross ist bei uns die Furcht vor ihnen. Ich weiss nicht genau, woher diese Soldaten kommen, jedenfalls von weit her, alle sind sie einander sehr "ahnlich, sie w"urden nicht einmal eine Uniform brauchen. Es sind kleine, nicht starke, aber beh"ande Leute, am auffallendsten ist an ihnen das starke Gebiss, das f"ormlich allzu sehr ihren Mund f"ullt, und ein gewisses unruhig zuckendes Blitzen ihrer kleinen schmalen Augen. Durch dieses sind sie der Schrecken der Kinder, allerdings auch ihre Lust, denn immerfort m"ochten die Kinder vor diesem Gebiss und diesen Augen erschrecken wollen, um dann verzweifelt wegzulaufen. Dieser Schrecken aus der Kinderzeit verliert sich wahrscheinlich auch bei den Erwachsenen nicht, zumindest wirkt er nach. Es kommt dann freilich auch noch anderes hinzu. Die Soldaten sprechen einen uns ganz unverst"andlichen Dialekt, k"onnen sich an unsern kaum gew"ohnen, dadurch ergibt sich bei ihnen eine gewisse Abgeschlossenheit, Unnahbarkeit, die "uberdies auch ihrem Charakter entspricht, so still, ernst und starr sind sie, sie tun nichts eigentlich B"oses und sind doch in einem b"osen Sinn fast unertr"aglich. Es kommt zum Beispiel ein Soldat in ein Gesch"aft, kauft eine Kleinigkeit, und bleibt dort nun an den Pult gelehnt stehn, h"ort den Gespr"achen zu, versteht sie wahrscheinlich nicht, aber es hat doch den Anschein, als ob er sie verst"unde, sagt selbst kein Wort, blickt nur starr auf den, welcher spricht, dann wieder auf die, welche zuh"oren, und h"alt die Hand auf dem Griff des langen Messers in seinem G"urtel. Das ist abscheulich, man verliert die Lust an der Unterhaltung, der Laden leert sich, und erst wenn er ganz leer ist, geht auch der Soldat. Wo also die Soldaten auftreten, wird auch unser lebhaftes Volk still. So war es auch damals. Wie bei allen feierlichen Gelegenheiten stand der Oberst aufrecht und hielt mit den nach vorn ausgestreckten H"anden zwei lange Bambusstangen. Es ist eine alte Sitte, die etwa bedeutet: so st"utzt er das Gesetz und so st"utzt es ihn. Nun weiss ja jeder, was ihn oben auf der Veranda erwartet, und doch pflegt man immer wieder von neuem zu erschrecken, auch damals wollte der zum Reden Bestimmte nicht anfangen, er stand schon dem Obersten gegen"uber, aber dann verliess ihn der Mut und er dr"angte sich wieder unter verschiedenen Ausreden in die Menge zur"uck. Auch sonst fand sich kein Geeigneter, der bereit gewesen w"are zu sprechen – von den Ungeeigneten boten sich allerdings einige an –, es war eine grosse Verwirrung und man sandte Boten an verschiedene B"urger, bekannte Redner aus. W"ahrend dieser ganzen Zeit stand der Oberst unbeweglich da, nur im Atmen senkte sich auffallend die Brust. Nicht dass er etwa schwer geatmet h"atte, er atmete nur "ausserst deutlich, so wie zum Beispiel Fr"osche atmen, nur dass es bei ihnen immer so ist, hier aber war es ausserordentlich. Ich schlich mich zwischen den Erwachsenen durch und beobachtete ihn durch die L"ucke zwischen zwei Soldaten so lange, bis mich einer mit dem Knie wegstiess. Inzwischen hatte sich der urspr"unglich zum Redner Bestimmte gesammelt und, von zwei Mitb"urgern fest gest"utzt, hielt er die Ansprache. R"uhrend war, wie er bei dieser ernsten, das grosse Ungl"uck schildernden Rede immer l"achelte, ein allerdem"utigstes L"acheln, das sich vergeblich anstrengte auch nur einen leichten Widerschein auf dem Gesicht des Obersten hervorzurufen. Schliesslich formulierte er die Bitte, ich glaube, er bat nur um Steuerbefreiung f"ur ein Jahr, vielleicht aber auch noch um billigeres Bauholz aus den kaiserlichen W"aldern. Dann verbeugte er sich tief und blieb in der Verbeugung ebenso wie alle andern ausser dem Obersten, den Soldaten und einigen Beamten im Hintergrund. L"acherlich war es f"ur das Kind, wie die auf den Leitern am Verandarand ein paar Sprossen hinunterstiegen, um w"ahrend dieser entscheidenden Pause nicht gesehen zu werden, und nur neugierig knapp "uber dem Boden der Veranda von Zeit zu Zeit spionierten. Das dauerte eine Weile, dann trat ein Beamter, ein kleiner Mann, vor den Obersten, suchte sich auf den Fussspitzen zu ihm emporzuheben, erhielt von ihm, der noch immer bis auf das tiefe Atmen unbeweglich blieb, etwas ins Ohr gefl"ustert, klatschte in die H"ande, worauf sich alle erhoben, und verk"undete: »Die Bitte ist abgewiesen. Entfernt euch.« Ein unleugbares Gef"uhl der Erleichterung ging durch die Menge, alles dr"angte sich hinaus, auf den Obersten, der f"ormlich wieder ein Mensch wie wir alle geworden war, achtete kaum jemand besonders, ich sah nur, wie er tats"achlich ersch"opft die Stangen losliess, die hinfielen, in einen von Beamten herbeigeschleppten Lehnstuhl sank und eilig die Tabakpfeife in den Mund schob.

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