Читаем 1904-1924 Маленькие рассказы (Сборник) полностью

Meist erst gegen Mittag erscheint am Eingang des Stadtteils, wo eine Soldatenabteilung, Fusssoldaten und Berittene, schon seit der Morgend"ammerung wartet, der junge Adelige, der die Aushebung vornehmen soll. Es ist ein junger Mann, schmal, nicht gross, schwach, nachl"assig angezogen, mit m"uden Augen, Unruhe "uberl"auft ihn immerfort, wie einen Kranken das Fr"osteln. Ohne jemanden anzuschaun, macht er mit einer Peitsche, die seine ganze Ausr"ustung bildet, ein Zeichen, einige Soldaten schliessen sich ihm an und er betritt das erste Haus. Ein Soldat, der alle Einwohner dieses Stadtteils pers"onlich kennt, verliest das Verzeichnis der Hausgenossen. Gew"ohnlich sind alle da, stehn schon in einer Reihe in der Stube, h"angen mit den Augen an dem Adeligen, als seien sie schon Soldaten. Es kann aber auch geschehn, dass hie und da einer, immer sind das nur M"anner, fehlt. Dann wird niemand eine Ausrede oder gar eine L"uge vorzubringen wagen, man schweigt, man senkt die Augen, man ertr"agt kaum den Druck des Befehles, gegen den man sich in diesem Haus vergangen hat, aber die stumme Gegenwart des Adeligen h"alt doch alle auf ihren Pl"atzen. Der Adelige gibt ein Zeichen, es ist nicht einmal ein Kopfnicken, es ist nur von den Augen abzulesen und zwei Soldaten fangen den Fehlenden zu suchen an. Das gibt gar keine M"uhe. Niemals ist er ausserhalb des Hauses, niemals beabsichtigt er sich wirklich dem Truppendienst zu entziehn, nur aus Angst ist er nicht gekommen, aber es ist auch nicht Angst vor dem Dienst, die ihn abh"alt, es ist "uberhaupt Scheu davor, sich zu zeigen, der Befehl ist f"ur ihn f"ormlich zu gross, anstrengend gross, er kann nicht aus eigener Kraft kommen. Aber deshalb fl"uchtet er nicht, er versteckt sich bloss, und wenn er h"ort, dass der Adelige im Haus ist, schleicht er sich wohl auch noch aus dem Versteck, schleicht zur T"ur der Stube und wird sofort von den heraustretenden Soldaten gepackt. Er wird vor den Adeligen gef"uhrt, der die Peitsche mit beiden H"anden fasst – er ist so schwach, mit einer Hand w"urde er gar nichts ausrichten – und den Mann pr"ugelt. Grosse Schmerzen verursacht das kaum, dann l"asst er halb aus Ersch"opfung, halb in Widerwillen die Peitsche fallen, der Gepr"ugelte hat sie aufzuheben und ihm zu reichen. Dann erst darf er in die Reihe der "Ubrigen treten; es ist "ubrigens fast sicher, dass er nicht assentiert werden wird. Es geschieht aber auch, und dieses ist h"aufiger, dass mehr Leute da sind, als in dem Verzeichnis stehn. Ein fremdes M"adchen ist zum Beispiel da und blickt den Adeligen an, sie ist von ausw"arts, vielleicht aus der Provinz, die Truppenaushebung hat sie hergelockt, es gibt viele Frauen, die der Verlockung einer solchen fremden Aushebung – die h"ausliche hat eine ganz andere Bedeutung – nicht widerstehn k"onnen. Und es ist merkw"urdig, es wird nichts Schimpfliches darin gesehn, wenn eine Frau dieser Verlockung nachgibt, im Gegenteil, es ist irgendetwas, das nach der Meinung mancher die Frauen durchmachen m"ussen, es ist eine Schuld, die sie ihrem Geschlecht abzahlen. Es verl"auft auch immer gleichartig. Das M"adchen oder die Frau h"ort, dass irgendwo, vielleicht sehr weit, bei Verwandten oder Freunden, Aushebung ist, sie bittet ihre Angeh"origen um die Bewilligung der Reise, man willigt ein, das kann man nicht verweigern, sie zieht das Beste an, was sie hat, ist fr"ohlicher als sonst, dabei ruhig und freundlich, gleichg"ultig wie sie auch sonst sein mag, und hinter aller Ruhe und Freundlichkeit unzug"anglich wie etwa eine v"ollig Fremde, die in ihre Heimat f"ahrt und nun an nichts anderes mehr denkt. In der Familie, wo die Aushebung stattfinden soll, wird sie ganz anders empfangen als ein gew"ohnlicher Gast, alles umschmeichelt sie, alle R"aume des Hauses muss sie durchgehn, aus allen Fenstern sich beugen, und legt sie jemandem die Hand auf den Kopf, ist es mehr als der Segen des Vaters. Wenn sich die Familie zur Aushebung bereitmacht, bekommt sie den besten Platz, das ist der in der N"ahe der T"ur, wo sie vom Adeligen am besten gesehn wird und am besten ihn sehen wird. So geehrt ist sie aber nur bis zum Eintritt des Adeligen, von da an verbl"uht sie f"ormlich. Er sieht sie ebenso wenig an wie die andern, und selbst wenn er die Augen auf jemanden richtet, f"uhlt sich dieser nicht angesehn. Das hat sie nicht erwartet oder vielmehr, sie hat es bestimmt erwartet, denn es kann nicht anders sein, aber es war auch nicht die Erwartung des Gegenteils, die sie hergetrieben hat, es war bloss etwas, das jetzt allerdings zu Ende ist. Scham f"uhlt sie in einem Masse, wie sie vielleicht unsere Frauen niemals sonst f"uhlen, erst jetzt merkt sie eigentlich, dass sie sich zu einer fremden Aushebung gedr"angt hat, und wenn der Soldat das Verzeichnis vorgelesen hat, ihr Name nicht vorkam und einen Augenblick Stille ist, fl"uchtet sie zitternd und geb"uckt aus der T"ur und bekommt noch einen Faustschlag des Soldaten in den R"ucken.

Перейти на страницу:
Нет соединения с сервером, попробуйте зайти чуть позже