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Georg schrieb ihm aber solche Dinge viel lieber, als dass er zugestanden h"atte, dass er selbst vor einem Monat mit einem Fr"aulein Frieda Brandenfeld, einem M"adchen aus wohlhabender Familie, sich verlobt hatte. Oft sprach er mit seiner Braut "uber diesen Freund und das besondere Korrespondenzverh"altnis, in welchem er zu ihm stand. "Er wird also gar nicht zu unserer Hochzeit kommen", sagte sie, "und ich habe doch das Recht, alle deine Freunde kennenzulernen." "Ich will ihn nicht st"oren", antwortete Georg, "verstehe mich recht, er w"urde wahrscheinlich kommen, wenigstens glaube ich es, aber er w"urde sich gezwungen und gesch"adigt f"uhlen, vielleicht mich beneiden und sicher unzufrieden und unf"ahig, diese Unzufriedenheit jemals zu beseitigen, allein wieder zur"uckfahren. Allein – weisst du, was das ist" "Ja, kann er denn von unserer Heirat nicht auch auf andere Weise erfahren?" "Das kann ich allerdings nicht verhindern, aber es ist bei seiner Lebensweise unwahrscheinlich. " "Wenn du solche Freunde hast, Georg, h"attest du dich "uberhaupt nicht verloben sollen. " "Ja, das ist unser beider Schuld; aber ich wollte es auch jetzt nicht anders haben." Und wenn sie dann, rasch atmend unter seinen K"ussen, noch vorbrachte: "Eigentlich kr"ankt es mich doch", hielt er es wirklich f"ur unverf"anglich, dem Freund alles zu schreiben. "So bin ich und so hat er mich hinzunehmen", sagte er sich, "ich kann nicht aus mir einen Menschen herausschneiden, der vielleicht f"ur die Freundschaft mit ihm geeigneter w"are, als ich es bin. "

Und tats"achlich berichtete er seinem Freunde in dem langen Brief, den er an diesem Sonntagvormittag schrieb, die erfolgte Verlobung mit folgenden Worten: "Die beste Neuigkeit habe ich mir bis zum Schluss aufgespart. Ich habe mich mit einem Fr"aulein Frieda Brandenfeld verlobt, einem M"adchen aus einer wohlhabenden Familie, die sich hier erst lange nach Deiner Abreise angesiedelt hat, die Du also kaum kennen d"urftest. Es wird sich noch Gelegenheit finden, Dir N"aheres "uber meine Braut mitzuteilen, heute gen"uge Dir, dass ich recht gl"ucklich bin und dass sich in unserem gegenseitigen Verh"altnis nur insofern etwas ge"andert hat, als Du jetzt in mir statt eines ganz gew"ohnlichen Freundes einen gl"ucklichen Freund haben wirst. Ausserdem bekommst Du in meiner Braut, die Dich herzlich gr"ussen l"asst, und die Dir n"achstens selbst schreiben wird, eine aufrichtige Freundin, was f"ur einen Junggesellen nicht ganz ohne Bedeutung ist. Ich weiss, es h"alt Dich vielerlei von einem Besuche bei uns zur"uck. W"are aber nicht gerade meine Hochzeit die richtige Gelegenheit, einmal alle Hindernisse "uber den Haufen zu werfen? Aber wie dies auch sein mag, handle ohne alle R"ucksicht und nur nach Deiner Wohlmeinung. "

Mit diesem Brief in der Hand war Georg lange, das Gesicht dem Fenster zugekehrt, an seinem Schreibtisch gesessen. Einem Bekannten, der ihn im Vor"ubergehen von der Gasse aus gegr"usst hatte, hatte er kaum mit einem abwesenden L"acheln geantwortet.

Endlich steckte er den Brief in die Tasche und ging aus seinem Zimmer quer durch einen kleinen Gang in das Zimmer seines Vaters, in dem er schon seit Monaten nicht gewesen war. Es bestand auch sonst keine N"otigung dazu, denn er verkehrte mit seinem Vater st"andig im Gesch"aft. Das Mittagessen nahmen sie gleichzeitig in einem Speisehaus ein, abends versorgte sich zwar jeder nach Belieben; doch sassen sie dann noch ein Weilchen, meistens jeder mit seiner Zeitung, im gemeinsamen Wohnzimmer, wenn nicht Georg, wie es am h"aufigsten geschah, mit Freunden beisammen war oder jetzt seine Braut besuchte.

Georg staunte dar"uber, wie dunkel das Zimmer des Vaters selbst an diesem sonnigen Vormittag war. Einen solchen Schatten warf also die hohe Mauer, die sich jenseits des schmalen Hofes erhob. Der Vater sass beim Fenster in einer Ecke, die mit verschiedenen Andenken an die selige Mutter ausgeschm"uckt war, und las die Zeitung, die er seitlich vor die Augen hielt, wodurch er irgend eine Augenschw"ache auszugleichen suchte. Auf dem Tisch standen die Reste des Fr"uhst"ucks, von dem nicht viel verzehrt zu sein schien.

"Ah, Georg! " sagte der Vater und ging ihm gleich entgegen. Sein schwerer Schlafrock "offnete sich im Gehen, die Enden umflatterten ihn – "mein Vater ist noch immer ein Riese", dachte sich Georg.

"Hier ist es ja unertr"aglich dunkel", sagte er dann.

"Ja, dunkel ist es schon", antwortete der Vater.

"Das Fenster hast du auch geschlossen?"

"Ich habe es lieber so. "

"Es ist ja ganz warm draussen", sagte Georg, wie im Nachhang zu dem Fr"uheren, und setzte sich.

Der Vater r"aumte das Fr"uhst"ucksgeschirr ab und stellte es auf einen Kasten.

"Ich wollte dir eigentlich nur sagen", fuhr Georg fort, der den Bewegungen des alten Mannes ganz verloren folgte, "dass ich nun doch nach Petersburg meine Verlobung angezeigt habe. " Er zog den Brief ein wenig aus der Tasche und liess ihn wieder zur"uckfallen.

"Nach Petersburg?" fragte der Vater.

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