Читаем 1915 Кары (сборник) полностью

Der Offizier erkannte, dass er in Gefahr war, in der Erkl"arung des Apparates f"ur lange Zeit aufgehalten zu werden; er ging daher zum Reisenden, hing sich in seinen Arm, zeigte mit der Hand auf den Verurteilten, der sich jetzt, da die Aufmerksamkeit so offenbar auf ihn gerichtet war, stramm aufstellte – auch zog der Soldat die Kette an –, und sagte: "Die Sache verh"alt sich folgendermassen. Ich bin hier in der Strafkolonie zum Richter bestellt. Trotz meiner Jugend. Denn ich stand auch dem fr"uheren Kommandanten in allen Strafsachen zur Seite und kenne auch den Apparat am besten. Der Grundsatz, nach dem ich entscheide, ist: Die Schuld ist immer zweifellos. Andere Gerichte k"onnen diesen Grundsatz nicht befolgen, denn sie sind vielk"opfig und haben auch noch h"ohere Gerichte "uber sich. Das ist hier nicht der Fall, oder war es wenigstens nicht beim fr"uheren Kommandanten. Der neue hat allerdings schon Lust gezeigt, in mein Gericht sich einzumischen, es ist mir aber bisher gelungen, ihn abzuwehren, und wird mir auch weiter gelingen. – Sie wollten diesen Fall erkl"art haben; er ist so einfach, wie alle. Ein Hauptmann hat heute morgens die Anzeige erstattet, dass dieser Mann, der ihm als Diener zugeteilt ist und vor seiner T"ure schl"aft, den Dienst verschlafen hat. Er hat n"amlich die Pflicht, bei jedem Stundenschlag aufzustehen und vor der T"ur des Hauptmanns zu salutieren. Gewiss keine schwere Pflicht und eine notwendige, denn er soll sowohl zur Bewachung als auch zur Bedienung frisch bleiben. Der Hauptmann wollte in der gestrigen Nacht nachsehen, ob der Diener seine Pflicht erf"ulle. Er "offnete Schlag zwei Uhr die T"ur und fand ihn zusammengekr"ummt schlafen. Er holte die Reitpeitsche und schlug ihm "uber das Gesicht. Statt nun aufzustehen und um Verzeihung zu bitten, fasste der Mann seinen Herrn bei den Beinen, sch"uttelte ihn und rief: >Wirf die Peitsche weg, oder ich fresse dich.< – Das ist der Sachverhalt. Der Hauptmann kam vor einer Stunde zu mir, ich schrieb seine Angaben auf und anschliessend gleich das Urteil. Dann liess ich dem Mann die Ketten anlegen. Das alles war sehr einfach. H"atte ich den Mann zuerst vorgerufen und ausgefragt, so w"are nur Verwirrung entstanden. Er h"atte gelogen, h"atte, wenn es mir gelungen w"are, die L"ugen zu widerlegen, diese durch neue L"ugen ersetzt und so fort. Jetzt aber halte ich ihn und lasse ihn nicht mehr. – Ist nun alles erkl"art? Aber die Zeit vergeht, die Exekution sollte schon beginnen, und ich bin mit der Erkl"arung des Apparates noch nicht fertig. " Er n"otigte den Reisenden auf den Sessel nieder, trat wieder zu dem Apparat und begann: "Wie Sie sehen, entspricht die Egge der Form des Menschen; hier ist die Egge f"ur den Oberk"orper, hier sind die Eggen f"ur die Beine. F"ur den Kopf ist nur dieser kleine Stichel bestimmt. Ist Ihnen das klar?" Er beugte sich freundlich zu dem Reisenden vor, bereit zu den umfassendsten Erkl"arungen.

Der Reisende sah mit gerunzelter Stirn die Egge an. Die Mitteilungen "uber das Gerichtsverfahren hatten ihn nicht befriedigt. Immerhin musste er sich sagen, dass es sich hier um eine Strafkolonie handelte, dass hier besondere Massregeln notwendig waren und dass man bis zum letzten milit"arisch vorgehen musste. Ausserdem aber setzte er einige Hoffnung auf den neuen Kommandanten, der offenbar, allerdings langsam, ein neues Verfahren einzuf"uhren beabsichtigte, das dem beschr"ankten Kopf dieses Offiziers nicht eingehen konnte. Aus diesem Gedankengang heraus fragte der Reisende: "Wird der Kommandant der Exekution beiwohnen?" "Es ist nicht gewiss", sagte der Offizier, durch die unvermittelte Frage peinlich ber"uhrt, und seine freundliche Miene verzerrte sich: "Gerade deshalb m"ussen wir uns beeilen. Ich werde sogar, so leid es mir tut, meine Erkl"arungen abk"urzen m"ussen. Aber ich k"onnte ja morgen, wenn der Apparat wieder gereinigt ist – dass er so sehr beschmutzt wird, ist sein einziger Fehler – die n"aheren Erkl"arungen nachtragen. Jetzt also nur das Notwendigste. – Wenn der Mann auf dem Bett liegt und dieses ins Zittern gebracht ist, wird die Egge auf den K"orper gesenkt. Sie stellt sich von selbst so ein, dass sie nur knapp mit den Spitzen den K"orper ber"uhrt; ist die Einstellung vollzogen, strafft sich sofort dieses Stahlseil zu einer Stange. Und nun beginnt das Spiel. Ein Nichteingeweihter merkt "ausserlich keinen Unterschied in den Strafen. Die Egge scheint gleichf"ormig zu arbeiten. Zitternd sticht sie ihre Spitzen in den K"orper ein, der "uberdies vom Bett aus zittert. Um es nun jedem zu erm"oglichen, die Ausf"uhrung des Urteils zu "uberpr"ufen, wurde die Egge aus Glas gemacht. Es hat einige technische Schwierigkeiten verursacht, die Nadeln darin zu befestigen, es ist aber nach vielen Versuchen gelungen. Wir haben eben keine M"uhe gescheut. Und nun kann jeder durch das Glas sehen, wie sich die Inschrift im K"orper vollzieht. Wollen Sie nicht n"aher kommen und sich die Nadeln ansehen? "

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