»Spuck's schon aus, Kumpel.«
»Fahr heute Abend nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit, ja?«
»Was? Warum denn nicht?«
»Bitte, Liebes. Tu einen Abend lang einfach das, was deinen bekloppten Ehemann beruhigt.«
»Und wie soll ich dich dann am Flughafen abholen?«
»Fahr mit Caroline, dann muss ich mir keine Sorgen machen, okay?«
»Okay.« Krista war zu erschöpft, um weiter nachzuhaken oder mit ihm herumzustreiten. »Bis heute Abend also.« Absichtlich ließ sie in diesen Abschiedsworten ein erotisches Versprechen mitschwingen.
»Alles klar«, erwiderte Scott, der das Signal erkannte. »Ich bin der Mann mit der
Ehe Scott am späten Vormittag zur Klinik aufbrach, faltete er die Zeichnungen zusammen und verstaute sie in der Reisetasche. Er wollte sie Krista zeigen, vielleicht würden sie dann beide herzhaft über diese ganze dämliche Sache lachen. In ein anderes Taschenfach stopfte er Jeans und Jinnie, Kaths Flickenpuppe.
Er war schon auf dem Weg nach draußen, als ihm die Weihnachtsfotos einfielen, die er hatte entwickeln lassen. Er schob sie als Letztes in die Tasche.
18
»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.« Krista stand in der glühenden Mittagshitze und starrte den mit Schmieröl verdreckten Automechaniker fassungslos an. Seine Augen, die einen verblüffenden Farbton hatten, ein intensives Flaschengrün, zwinkerten vor Vergnügen. Hinter ihm, auf dem Schotterstreifen, war der Volvo abgestellt, aus dessen eingedrückter Motorhaube zischend Dampf entwich. Dagegen brummte der Motor des Abschleppwagens, der ganz in der Nähe stand, zufrieden vor sich hin. Fast so, als wolle er sich über ihr Missgeschick lustig machen, dachte Krista.
Von
»Nein, Gnädigste, das ist mein voller Ernst. Sie haben ein Loch im Kühler - sooo groß!« Er deutete es mit seinen ölverschmierten Wurstfingern an. »Offenbar hat sich ein Ast durch den Kühlergrill gebohrt, als Sie von der Straße abgekommen sind.« Jetzt lächelten seine grünen Augen, er sah wohl schon die Dollars fließen.
Krista blickte finster zu dem demolierten Wagen hinüber. »Können Sie das reparieren?«
Der Automechaniker rieb sich das Kinn und schlurfte zu seinem Lastwagen zurück, wo er einen Ellbogen am Fenster abstützte und einen Stiefel gegen das lehmverschmierte Trittbrett stemmte. So, wie er dastand, gab er teilweise die Sicht auf das Firmenlogo frei, das an der Fahrertür prangte: ERNIE THURSTON, TEXACO.
»Reparieren kann ich den Wagen schon«, erklärte er nach einer theatralischen Pause. »Brauch dazu aber einen neuen Kühlerblock. Wahrscheinlich muss ich den in Boston besorgen ...«
»Boston?!«, unterbrach ihn Krista. Sie waren immer noch gut dreieinhalb Stunden von Boston entfernt. »Wie lange wird das dauern?«
»Bis zum Nachmittag, schätze ich. Vielleicht sogar bis morgen Vormittag. Muss den alten Kühlerblock ausbauen und mit Greyhound hinschicken. Vielleicht finden wir so einen auch in Portland, falls wir Glück haben.« Er musterte den Volvo mit offener Verachtung. »Diese ausländischen Wagen mögen ja ganz nett und so sein, aber die Einzelteile sind schlampig produziert - der letzte Scheiß!« Als wolle er seiner Meinung, die aus vollem Herzen kam, Nachdruck verleihen, spuckte er aus. »'tschuldigung, Gnädigste.«
Krista biss sich auf die Lippen. Unwillkürlich fiel ihr ein Lieblingsausspruch ihrer Mutter ein, die sie im Plauderton sagen hörte: »Ein Unglück kommt selten allein.«
Während sie zum zischenden Volvo hinüberblickte, brannte ihr ein dicker Schweißtropfen im Auge. »In Ordnung«, sagte sie resigniert. »Also los.«