... also sind wir davongelaufen.
Scott, der immer noch rücklings auf dem Boden lag, krabbelte auf Händen und Füßen von der Grabstelle fort und versuchte der Erinnerung, die ihn jetzt einholte, zu entfliehen.
In jener Nacht hatten sie sich verfahren, sie konnten sonst wo gelandet sein, sogar irgendwo hier in der Nähe ...
Trotz dieser Einwände der Vernunft bestand Scotts Kopf darauf, einen höchst finsteren Plan zu rekonstruieren. Ihn verfolgte die verrückte Vorstellung, irgendjemand könne seinen beiden Frauen seit ihrer Abfahrt von zu Hause gefolgt sein. Mit der Absicht, sie zu entführen. Wozu Gelegenheit war, als sie anhielten, um zu tanken oder zu Mittag zu essen.
Und dann hatte man die beiden gezwungen, hierher zu fahren, und sie ohne jede Erklärung am anderen Ende diese Nebenstraße ziehen lassen. Vielleicht waren die Entführe sogar so brutal gewesen, Marissa Rowes Leichnam zu exhumieren und irgendwo an der Straße aufzubauen. Im Dunkeln mochte Krista die Leiche für einen lebenden Menschen gehalten haben, vor allem, falls der oder die Entführer den Leichnam am Fuß des steilen Buckels platziert hatten Clayton hatte gesagt, er habe das Hupen zehn oder fünfzehn Minuten ignoriert. Erst danach war er hierher gegangen, und das musste noch einmal zehn Minuten gedauert haben -genügend Zeit also, um alle verdächtigen Requisiten zu beseitigen. Und später hatten sie die sterblichen Überreste des Kindes vielleicht wieder begraben ...
Es musste so sein. Irgendjemand hatte vor sechzehn Jahren am Straßenrand gekauert und sie gesehen, sich das Nummernschild des Volkswagens gemerkt und danach abgewartet, lange und mit unerschütterlicher Geduld abgewartet - wie Scott selbst es vielleicht auch getan hätte, wenn Kath so etwas zugestoßen wäre ...
Nachdem das taube Gefühl aus Scotts Beinen gewichen war, machte er sich auf den Rückweg zum Wagen. Wenn jemand hinter Kath her war, dann war sie in Gefahr, sobald sie allein war, selbst im Krankenhaus. Doch mitten auf dem Weg drehte er um und eilte auf den Friedhof zurück, um nach den Zeichnungen zu suchen. Plötzlich konnte er sich nicht mehr vorstellen, wie er ohne sie weitermachen sollte. Die Zeichnungen waren die einzige handgreifliche Verbindung zu dem irrsinnigen Komplott, das er aufgedeckt zu haben glaubte, der einzige Beweis dafür, dass er nicht völlig übergeschnappt war.
Er fand die Blätter zerfetzt und völlig durchnässt an der Steinmauer wieder. Jenseits der Einfriedung, durch Lücken in den ausladenden Bäumen gerade noch zu erkennen, bemerkte er eine kleine Straße, die zwar gepflastert, aber offenbar schon seit Jahren nicht mehr benutzt war. Der von der Sonne ausgebleichte Asphalt wies viele Risse auf, in denen wilde Gräser und Wolfsmilch sprossen. Ein verwittertes, schiefes und von Patronen durchsiebtes Holzschild wies die Straße als OLD BURWASH ROAD aus.
Und wieder spulte sein Gedächtnis Jahre zurück, bis zum Abgrund der Hölle, wo ...