Janet Brown, die Empfangsdame der Station Two Link, trat unwillkürlich einen Schritt zurück und dankte bei sich dem lieben Herrgott dafür, dass ein Schreibtisch zwischen ihr und dem Mann gegenüber stand. Sie hatte gerade mit ihrem Freund telefoniert, als Scott hinter ihr aufgetaucht war und sich daran gemacht hatte, die Kartei mit den Krankenblättern zu durchwühlen.
»Wo ist
Scott pflanzte die Fäuste auf die Schreibtischplatte und beugte sich zu ihr hinüber. »Der Alte, der Zeichner. Wo ist er?«
Janet trat noch einen Schritt zurück und stolperte zu ihrem Stuhl hinüber. Ihr fiel ein, dass ihr Freund immer noch am Apparat war und wartete. Während sie rechts und links den Gang hinunterblickte, verfluchte sie die Tatsache, dass er jetzt wegen der abendlichen Essenszeit völlig menschenleer war. Sie wandte den Blick wieder Scott zu.
»Der ist verlegt worden«, brüllte sie fast. »Vor etwa einer Stunde, in die Psychiatrie. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
Aber Scott hatte sich schon umgedreht und rannte auf die Treppe zu. Die Empfangsdame wartete, bis er durch die Tür gewitscht war, dann wählte sie die Null und ließ die Leiterin des Pflegedienstes, die gerade beim Abendessen war, über Lautsprecher ausrufen.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine argwöhnische Stimme in seinem Rücken.
Scott ignorierte sie und blätterte die Kartei weiter durch, wobei er das unkontrollierte Zittern seiner Hände verfluchte.
»Dr. Bowman?«, fragte die Stimme. »Sind
»In welchem Zimmer ist der Zeichner untergebracht?«, fragte Scott und wandte den irren Blick der Schwester zu.
Genau wie die Empfangsdame auf der Station Two Link fuhr die Frau zurück. Sie reagierte damit, dass sie eine Krankenakte aus der Kartei zog und ihm zuwarf. Scott schlug sie hastig auf und suchte nach der telefonischen Anweisung, die er Maris MacDonald gegeben hatte. Wie es die Vorschrift verlangte, hatte Mavis Scotts Arzneimittelverordnung eingetragen und unterschrieben. Aber im Feld darunter stand eine weitere Anweisung, die im Unterschied zu der oberen mit sauberer Füllerschrift eingetragen war, und sie besagte:
Der Zeichner befand sich in 117, einem Privatzimmer am Ende des Ganges.
Hastig durchquerte Scott den Gang, bis sich sein Magen vor Angst zusammenzog und er, wieder einmal überwältigt von diesem seltsamen Gefühl der Irrealität, dem Gefühl, im Leeren zu schweben, sein Tempo drosselte. Er holte tief Luft und kämpfte um Orientierung. Der Gang war ihm vertraut. Fast täglich war er hier entlanggegangen, seit die Klinik vor mehr als acht Jahren eröffnet worden war. Sein Büro lag am Ende eines ähnlichen Korridors, nur eine Treppe tiefer. In diesem Gebäude hatte er seinen Lebensunterhalt verdient. Es war ein guter Ort, ein sicherer Ort, ein vernünftiger Ort. Aber war dieser Ort real? War überhaupt irgendetwas real?
Der Flug von. Boston hierher, selbst die Fahrt vom Flughafen in die Stadt waren in der konkreten Erinnerung bereits verblasst und wirkten jetzt eher wie ein Traum. Er wusste nur noch, wie er auf dem Parkplatz des Flughafens in Kristas Chevette eingestiegen war. Daran erinnerte er sich mit schrecklicher Deutlichkeit. An den Duft ihres Parfüms, der immer noch im Wagen hing. An die Gegenstande, inzwischen bedeutungslos, die sie früher aufgrund ihrer Persönlichkeit mit Leben erfüllt hatte: die punkige, mit Strass-Steinen verzierte Sonnenbrille, die sie vergessen hatte, mit nach Boston zu nehmen; das ungeöffnete Päckchen von Trident-Kaugum-mi auf der Ablage des Armaturenbrettes; die hauchdünne Nylon-Strumpfhose auf dem Rücksitz, immer noch in ihrer Verpackung ...