Читаем Der Cartoonist полностью

Scott machte sich auf den Weg, blieb vor dem Eingang zu Zimmer 117 jedoch wie angewurzelt stehen und fröstelte innerlich vor böser Vorahnung. Die letzten paar Schritte schaffte er nur, indem er den Rücken fest an die Wand presste.

Der Künstler saß im Rollstuhl am Fenster, dessen Jalousien heruntergelassen waren. Er wandte Scott den Rücken zu und zeichnete; das Geräusch des Bleistifts schien den ganzen Raum zu erfüllen.

Und plötzlich wurde Scott klar, dass er es nicht fertig bringen würde, dem Alten gegenüberzutreten. Vielleicht war er wirklich der Racheengel eines erzürnten Gottes ... Schließlich hatte sich Scott ja wirklich versündigt, hatte ein hilfloses Kind umgebracht und sich danach feige aus dem Staub gemacht.

Er bringt mich um, Daddy ...

Nein, das musste aufhören, und zwar sofort. Ob Gott, Dämon oder einäugiger Alien: Er würde sich ihm stellen.

Atemlos stürmte Scott ins Zimmer und entriss den mörderischen Händen das Klemmbrett. Der Zeichner - Nicholas Rowe - rührte sich nicht, zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er sabberte nur, während seine schwarzen Augen .ohne zu zwinkern ins Leere starrten. Scott ließ den Blick über die beiden vollendeten Zeichnungen schweifen - aber genau wie die Friedhof-Serie wirkten diese Skizzen auf den ersten Blick mit nichts Realem verbunden, jedenfalls mit nichts, das Scott irgendetwas bedeutete. Die erste Zeichnung zeigte einen Richter, der sich mit grimmiger Miene die Verteidigungsrede eines Mannes anhörte, der in altmodischer Gefängniskleidung steckte. Auf dem zweiten Cartoon hielten zwei Wärter den Gefangenen fest, während der Richter das Urteil mit Hammerschlag bekräftigte. Die Kästen für die folgenden Cartoons waren zwar schon sorgfältig umrahmt, aber noch Unheil verkündend leer.

Scott knüllte die noch nicht vollendete Serie zu einer Kugel zusammen und schleuderte sie zu Boden. Das Klemmbrett warf er aufs Bett. Dann trat er hinter den Rollstuhl.

Abrupt fasste er nach den Handgriffen und wirbelte den Rollstuhl herum. Ein Speichelfaden schlug dabei vom Kinn des Alten nach oben und heftete sich an dessen Wange.

»Sie können mit dem Spielchen aufhören, Rowe«, sagte Scott, ohne dabei die nackte Angst verbergen zu können. »Ich weiß jetzt alles über Sie.«

Der Alte reagierte nicht, produzierte aber weiterhin Düfte, die nach Straßenkatze rochen, genau wie vor vier Tagen, als Scott versucht hatte, ihm den Bleistift aus der knotigen Faust zu winden.

Scott umfasste Rowes runzliges gelbes Gesicht und zerrte es auf die Höhe seines eigenen. Er bemühte sich, etwas, irgendetwas in diesen tief liegenden Augen zu erkennen - Augen, die so sehr Kaths Augen ähnelten, wie Scott sie zuletzt gesehen hatte.

»Bitte«, sagte er den Tränen nahe, während vor seinem geistigen Auge Kath auftauchte, die bleich und mit leerem Blick in ihrem Bett lag. »Bitte hören Sie auf damit.« Er packte das schlaffe, runzlige Gesicht noch härter an, so dass sich die Lippen des Alten wie ein Karpfenmaul spitzten. »Sie kann doch gar nichts dafür ...«

Der Zeichner beugte sich vor, befreite sich aus Scotts Griff und streckte die Hände nach dem Klemmbrett auf dem Bett aus. Scott packte die Armlehne des Rollstuhls und sorgte dafür, dass das Klemmbrett ein paar Zentimeter außer Reichweite blieb. Aber der Alte gab nicht auf, sondern streckte weiter die Hände aus und grunzte, während sich seine deformierten Finger wie die eines Ertrinkenden - oh ja, wie die eines Ertrinkenden - in die Luft krallten.

Dieses Gefühl kannte Scott... Und plötzlich kehrte das Entsetzen, das er unter dem Anlegesteg empfunden hatte, so erschreckend unvermittelt und deutlich wie ein Albtraum zurück. Er spürte das Wasser am Hals, so als hätten sich kräftige Hände darum gelegt, Hände, die ihn würgten und ihm die Luft nahmen ...

Scott ließ den Rollstuhl los und taumelte, die Hände an die Kehle gerissen, zurück. Sein Körper war ohne jede Kraft und prickelte vor Drang nach Sauerstoff. Mühevoll schaffte er es, Luft zu holen. kratz, kratz, kratz...

»Hören Sie auf!«, brüllte Scott und ließ eine Hand wie ein Schwert heruntersausen, so dass sich das Klemmbrett aus dem Griff des Alten löste und klappernd zu Boden fiel. »Hören Sie auf damit!« Er grub seine Fäuste in Nicholas Rowes Nachthemd und zerrte ihn mit letzter Kraft hoch. »Krista ist tot!«, schrie er das teilnahmslose Skelett, das er umklammerte, an. »Krista ist tot, und ich will meine Tochter zurück!« Mit aschgrauem Gesicht bückte er sich, schnappte sich das Klemmbrett und stieß es dem Alten grob in die Rippen.

»Hier, du Mistkerl. Zeichne!« Es klang lächerlich - als wolle ein Revolverheld den Polizeichef der Stadt zum Duell herausfordern. »Zeichne meine Tochter als normales Mädchen, oder ich bring dich um!«

Der Zeichner reagierte mit einem Furz, dem feuchten, widerlichen Furz eines Greises.

Und zum ersten Mal, seit Scott ihn gesehen hatte, schien er zu grinsen.

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