Читаем Der Funke Leben полностью

»Nein, nicht uns, die schlapp gemacht haben. Es sind noch ein paar mehr auf dem Weg dazugekommen. Steckt die Sachen unter mein Hemd.«

Werner wechselte einen Blick mit Lewinsky. »Laß gut sein, Goldstein. Wir kommen schon durch.«

»Nein, gebt sie mir.«

Die beiden antworteten nicht.

»Für mich ist es ziemlich egal, ob ich geschnappt werde. Für euch nicht.«

»Quatsch.«


»Es hat nichts mit Opferwillen und Großtuerei zu tun«, sagte Goldstein mit einem verzerrten Lächeln. »Er ist nur praktischer. Ich mach sowieso nicht mehr lange.«

»Wir werden das alles sehen«, erwiderte Werner. »Wir haben noch fast eine Stunde Weg. Vor dem Lager gehst du wieder zurück in deine frühere Reihe. Wenn etwas passiert, geben wir dir die Sachen. Du gibst sie sofort weiter zurück zu Münzer. Zu Münzer, verstehst du?«

»Ja.«

Eine Frau auf einem Fahrrad kam vorbei. Sie war dick und trug eine Brille und hatte einen Pappkarton vor sich auf der Lenkstange. Sie blickte zur Seite. Sie wollte die Gefangenen nicht sehen.

Lewinsky sah auf und blickte dann schärfer nach vorn. »Hört zu«, sagte er. »Das dahinten ist nicht das Baumkommando.«

Die schwarze Masse vor ihnen war näher gekommen. Sie holten sie nicht ein, sie kam ihnen entgegen. Sie konnten jetzt auch sehen, daß es eine lange Reihe von Menschen war, die nicht in regelmäßiger Kolonne marschierten.

»Neue Zugänge?« fragte jemand hinter Lewinsky. »Oder ist es ein Transport?«

»Nein. Sie haben keine SS bei sich. Und sie marschieren nicht in der Richtung zum Lager. Das sind Zivilisten.«

»Zivilisten?«

»Das siehst du doch. Sie haben Hüte auf. Und Frauen sind dabei. Kinder auch. Viele Kinder.«

Man konnte sie jetzt deutlich sehen. Die beiden Kolonnen näherten sich jetzt rasch.

»Rechts heran!« schrie die SS. »Scharf rechts heran! In den Graben, die äußerste Reihe rechts.

Los!«

Die Aufseher liefen die Gefangenenkolonne entlang. »Rechts! Los, rechts heran! Laßt die linke Hälfte der Straße frei. Wer ausbiegt, wird erschossen!«

»Das sind Ausgebombte«, sagte Werner plötzlich rasch und leise. »Es sind Leute aus der Stadt.

Das sind Flüchtlinge.«

»Flüchtlinge?«

»Flüchtlinge«, wiederholte Werner.

»Ich glaube, du hast recht!« Lewinsky kniff die Augen zu. »Das sind tatsächlich Flüchtlinge. Aber diesmal deutsche Flüchtlinge!«

Das Wort lief flüsternd die Kolonne entlang. Flüchtlinge! Deutsche Flüchtlinge! Des refugiés allemands! Es schien unerhört zu sein, aber es stimmte: Nachdem sie Jahre hindurch in Europa gesiegt und Menschen vor sich hergetrieben hatten, mußten sie jetzt in ihrem eigenen Lande flüchten.

Es waren Frauen und Kinder und ältere Männer. Sie trugen Pakete, Handtaschen und Handkoffer.

Einige hatten kleine Wagen, auf die sie ihr Gepäck geladen hatten. Sie gingen unregelmäßig und verdrossen hintereinander her.

Die beiden Züge waren sich jetzt ganz nahe. Es wurde auf einmal sehr still. Man hörte nur noch das Scharren der Füße auf der Landstraße. Und ohne daß ein Wort gesagt worden wäre, begann die Kolonne der Gefangenen sich zu verändern. Sie hatte sich nicht einmal durch Blicke verständigt; aber es war, als hätte jemand einen lautlosen Befehl über all diese todmüden, abgezehrten, halbverhungerten Männer hingeschrieen, als hätte ein Funke ihr Blut entzündet, ihr Gehirn aufgeweckt und ihre Nerven und Muskeln zusammengerissen. Die stolpernde Kolonne begann zu marschieren. Die Füße hoben sich, die Köpfe richteten sich auf, die Gesichter wurden härter, und in den Augen war Leben.

»Laßt mich los«, sagte Goldstein.

»Unsinn!«

»Laßt mich los! Nur, bis die da vorbei sind!«


Sie ließen ihn los. Er taumelte, biß die Zähne aufeinander und fing sich. Lewinsky und Werner preßten ihre Schultern gegen seine, aber sie brauchten ihn nicht zu halten. Er ging, dicht zwischen sie gepreßt, allein, den Kopf zurückgeworfen, laut atmend, aber er ging allein.

Das Schuffeln der Gefangenen war jetzt überall in eine Art von Gleichtritt übergegangen. Eine Abteilung Belgier und Franzosen war dabei und eine kleine Gruppe von Polen. Auch sie marschierten mit.

Die Kolonnen hatten einander erreicht. Die Deutschen waren auf dem Wege nach umliegenden Dörfern. Sie hatten keine Zugverbindungen, weil der Bahnhof zerstört war, und mußten deshalb zu Fuß gehen. Ein paar Zivilisten mit SA-Binden um den Arm dirigierten den Zug. Die Frauen waren müde. Ein paar Kinder weinten. Die Männer starrten vor sich hin.

»So sind wir aus Warschau geflüchtet«, flüsterte ein Pole leise hinter Lewinsky.

»Und wir aus Lüttich«, erwiderte ein Belgier.

»Wir ebenso aus Paris.«

»Bei uns war es schlimmer. Viel schlimmer. Sie haben uns anders gejagt.«

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