Читаем Der Funke Leben полностью

»Selbstverständlich nicht. Der rote Winkel ist nur eine lose Gesamtklassifizierung. Da sind Juden, Katholiken, Demokraten, Sozialdemokraten, Kommunisten und wer weiß was dabei.«

Neubauer wußte das auch. Weber brauchte ihn nach zehn Jahren nicht darüber zu belehren. Er hatte das unsichere Gefühl, daß sein Lagerführer sich wieder einmal über ihn lustig machte. »Wie steht es mit den wirklich Politischen?« fragte er, ohne sich etwas merken zu lassen.

»Meistens Kommunisten.«

»Das können wir genau feststellen, wie?«

»Ziemlich genau. Es steht in den Papieren.«

»Haben wir außerdem noch wichtige politische Leute hier?«

»Ich kann nachforschen lassen. Es mag noch eine Anzahl Zeitungsleute, Sozialdemokraten und Demokraten dasein.«

Neubauer blies den Rauch seiner Partagas von sich. Sonderbar, wie rasch doch eine Zigarre immer beruhigte und optimistisch machte!»Gut«, sagte er herzlich:»Stellen wir das doch zunächst einmal fest. Lassen Sie die Listen durchkämmen. Wir können dann ja immer nachher noch regulieren, wieviel Leute wir haben wollen für unsere Meldung. Finden Sie nicht?«

»Gewiß.«

»Es ist nicht so eilig. Wir haben ungefähr vierzehn Tage Zeit. Das ist ja schon eine ganz nette Spanne, um einiges zu erledigen, wie?«


»Gewiß.«

»Man kann außerdem dies und das vordatieren; Sachen, die ohnehin bestimmt passieren werden, meine ich. Man braucht auch Namen von Leuten nicht mehr aufzunehmen, die sehr bald als Abgänge verbucht werden müssen. Überflüssige Arbeit. Gibt höchstens zwecklose Rückfragen.«

»Gewiß.«

»Zu viele dieser Leute werden wir ja nicht haben – ich meine so viele, daß es auffällt -«

»Wir brauchen sie nicht zu haben«, sagte Weber ruhig.

Er wußte, was Neubauer meinte, und Neubauer wußte, daß Weber ihn verstand.

»Unauffällig, natürlich«, sagte er. »Wir wollen es möglichst unauffällig arrangieren.

Ich kann mich da ja auf Sie verlassen -«

Er stand auf und bohrte mit einer geradegebogenen Büroklammer vorsichtig am Kopfende seiner Zigarre. Er hatte sie vorher zu hastig abgebissen, und sie zog jetzt nicht mehr. Man sollte gute Zigarren nie abbeißen; immer nur vorsichtig einbrechen oder allenfalls mit einem scharfen Messerchen abschneiden. »Wie steht es mit der Arbeit? Haben wir genug zu tun?«

»Das Kupferwerk ist durch die Bomben ziemlich außer Betrieb gesetzt. Wir lassen die Leute dort aufräumen. Die übrigen Kommandos arbeiten fast alle wie früher.«

»Aufräumen? Gute Idee.« Die Zigarre zog wieder. »Dietz hat heute mit mir darüber gesprochen.

Straßen säubern, bombardierte Häuser abtragen; die Stadt braucht Hunderte von Leuten. Es ist ein Notfall, und wir haben ja die billigsten Arbeitskräfte. Dietz war dafür. Ich auch. Kein Grund dagegen, wie?«

»Nein.«

Neubauer stand am Fenster und schaute hinaus. »Da ist noch eine Anfrage gekommen wegen des Lebensmittelbestandes. Wir sollen einsparen. Wie kann man das machen?«

»Weniger Lebensmittel ausgeben«, erwiderte Weber lakonisch. »Das geht nur bis zu einem gewissen Grade. Wenn die Leute zusammenklappen, können sie nicht mehr arbeiten.«

»Wir können am Kleinen Lager sparen. Es ist voll von unnützen Fressern. Wer stirbt, ißt nicht mehr.«

Neubauer nickte. »Trotzdem – Sie kennen mein Motto: Immer menschlich, solange es geht. Wenn es natürlich nicht mehr geht – Befehl ist Befehl -«

Sie standen jetzt beide am Fenster und rauchten. Sie sprachen ruhig und sachlich wie zwei ehrenhafte Viehhändler in einem Schlachthof. Draußen arbeiteten Gefangene in den Beeten, die das Haus des Kommandanten umgaben.

»Ich lasse da eine Einfassung von Iris und Narzissen setzen«, sagte Neubauer. »Gelb und blau – eine schöne Farbenzusammenstellung.«

»Ja«, erwiderte Weber ohne Enthusiasmus.

Neubauer lachte. »Interessiert Sie wohl nicht sehr, was?«

»Nicht übermäßig. Ich bin Kegler.«

»Ist auch was Schönes.« Neubauer beobachtete die Arbeiter noch eine Weile.

»Was macht eigentlich die Lagerkapelle? Die Kerle haben ein reichlich faules Loben.«

»Sie spielen beim Ein- und Ausmarsch und zweimal wöchentlich nachmittags.«

»Nachmittags haben die Arbeitskommandos nichts davon. Veranlassen Sie doch, daß abends nach dem Appell noch eine Stunde musiziert wird. Das ist gut für die Leute. Lenkt sie ab. Besonders, wenn wir mit dem Essen sparsamer werden müssen.«

»Ich werde es veranlassen.«

»Wir haben dann ja wohl alles besprochen und verstehen uns.«

Neubauer ging zu seinem Schreibtisch zurück. Er öffnete eine Schublade und holte ein kleines Etui heraus. »Hier ist noch eine Überraschung für Sie, Weber. Meute gekommen. Dachte, es würde Ihnen Freude machen.«


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