Читаем Der Funke Leben полностью

»Es sind ungefähr siebzig Kilometer«, sagte Ahasver. »Ich war da.« »Siebzig? Und von hier?« 509 begann zu rechnen. »Zweihundert – zweihundertfünfzig -«

Ahasver hob die Schultern. »509«, sagte er ruhig. »Du denkst immer an Kilometer. Hast du auch schon daran gedacht, daß sie mit uns dasselbe machen können wie mit diesen da? Das Lager auflösen – uns wegschicken – und wohin? Was wird dann aus uns? Wir hier können nicht mehr marschieren.«


»Wer nicht marschieren kann, wird erschossen -« Rosen war mit einem Ruck aufgewacht und schlief bereits wieder.

Alle schwiegen. Sie hatten noch nicht so weit gedacht. Wie eine schwere Drohung hing es plötzlich über ihnen. 509 starrte auf das silberne Wolkengeschiebe am Himmel. Dann starrte er auf die Straßen im Tal, die im halben Licht schimmerten. Wir hätten die Suppe nicht hergeben sollen, dachte er einen Augenblick. Wir müssen marschieren können. Aber wozu würde es schon genützt haben? Höchstens für ein paar Minuten Marsch. Die Neuen waren tagelang vorwärtsgetrieben worden.

»Vielleicht erschießen sie bei uns die nicht, die zurückbleiben«, sagte er.

»Nein«, erwiderte Ahasver mit trübem Spott. »Sie werden sie mit Fleisch füttern und neu einkleiden und ihnen Auf Wiedersehen winken.«

509 sah ihn an. Ahasver war völlig ruhig. Ihn konnte wenig mehr schrecken. »Da kommt Lebenthal«, sagte Berger.

Lebenthal setzte sich neben sie. »Hast du drüben noch was gehört, Leo?« fragte 509.

Leo nickte. »Sie wollen soviel wie möglich von dem Transport loswerden. Lewinsky hat es von dem rothaarigen Schreiber auf der Schreibstube. Wie sie sie loswerden wollen, wußte er noch nicht genau. Aber es soll bald sein; sie können die Toten dann absetzen als gestorben durch die Folgen des Transports.« Einer der Neuen fuhr aus dem Schlaf empor und schrie. Dann sank er wieder zurück und schnarchte mit weit offenem Munde. »Wollen sie nur Leute vom Transport erledigen?«

»Lewinsky wußte bloß das. Aber er läßt uns sagen, wir sollten aufpassen.« »Ja, wir müssen aufpassen.« 509 schwieg einen Augenblick. »Das heißt, daß wir die Schnauzen halten sollten. Das ist es, was er damit meint. Oder nicht?« »Klar. Was sonst?«

»Wenn wir die Neuen warnen, werden sie vorsichtig werden«, erklärte Meyer. »Und wenn die SS eine bestimmte Anzahl erledigen will und sie nichts findet, wird sie den Rest von uns nehmen.«

»Stimmt.« 509 blickte auf Sulzbacher, dessen Kopf schwer an Bergers Schulter lag.

»Also, was wollen wir machen? Schnauzen halten?«

Es war eine schwere Entscheidung. Wenn ausgesiebt wurde und sich nicht genug Neue fanden, war es leicht möglich, daß die Zahl mit Leuten vom Kleinen Lager ausgefüllt wurde; um so mehr, als die Neuen nicht so herunter waren wie die anderen.

Sie schwiegen lange. »Sie gehen uns nichts an«, sagte Meyer dann. »Wir müssen erst für uns sorgen.«

Berger rieb seine entzündeten Augen. 509 zerrte an seiner Jacke. Ahasver drehte sich zu Meyer hinüber. Das fahle Licht blinkte in seinen Augen. »Wenn die uns nichts angehen«, sagte er,»dann gehen auch wir niemanden was an.«

Berger hob den Kopf. »Du hast recht.«

Ahasver saß ruhig an der Wand und antwortete nicht. Sein alter, ausgemergelter Schädel mit den tief liegenden Augen schien etwas zu sehen, was keiner sonst sah.

»Wir werden es den beiden hier sagen«, erklärte Berger. »Sie können dann die anderen warnen.

Mehr können wir nicht tun. Wir wissen ja nicht, was noch wird.«

Karel kam von der Baracke herüber. »Einer ist tot.« 509 stand auf. »Laßt uns ihn 'rausbringen.«

Er wandte sich zu Ahasver. »Komm mit, Alter. Du bleibst dann gleich drin zum Schlafen.«

XII

Die Blocks standen angetreten auf dem Appellplatz des Kleinen Lagers. Scharführer Niemann wiegte sich behaglich in den Knien. Er war ein Mann von ungefähr dreißig Jahren, mit einem schmalen Gesicht, abstehenden, kleinen Uhren und einem fliehenden Kinn. Sein Haar war sandfarben, und er trug eine Brille ohne Ränder. Ohne Uniform hätte man ihn für einen typischen kleinen Büroangestellten halten können.

Das war er auch gewesen, bevor er in die SS eingetreten und ein Mann geworden war.

»Achtung!« Niemann hatte eine hohe, etwas gequetschte Stimme. »Neuer Transport heraustreten, marsch, marsch!«

»Vorsicht!« murmelte 509 zu Sulzbacher.

Die Doppelreihe formte sich vor Niemann. »Kranke und Invalide rechts heraus!« kommandierte er.

Die Reihe bewegte sich; aber niemand trat zur Seite. Die Leute waren mißtrauisch; sie hatten ähnliches schon früher mitgemacht.

»Los! Los! Wer sich zum Arzt und zum Verbinden melden will, rechts heraus!«

Zögernd traten einige Häftlinge zur Seite. Niemann ging zu ihnen hinüber. »Was hast du?« fragte er den ersten.

»Wunde Füße und eine gebrochene Zehe, Herr Scharführer.«

»Und du?«

»Doppelten Leistenbruch, Herr Scharführer.«

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