Er stand vor 509. »Du Millionär! Du Schweizer Millionär! Sie werden dir dein Geld schon Franken für Franken aus den Nieren prügeln.«
»Das Geld braucht mir keiner herauszuprügeln«, sagte 509. »Es ist einfacher zu haben.
Ich unterschreibe einen Zettel, und es gehört mir nicht mehr.« Er sah Handke fest an.
»Zweitausendfünfhundert Franken. Viel Geld.«
»Fünftausend«, erwiderte Handke. »Für die Gestapo. Glaubst du, die teilt?«
»Nein. Fünftausend für die Gestapo«, bestätigte 509.
»Und den Prügelbock und das Kreuz und den Bunker und Breuer mit seinen Methoden für dich und dann den Galgen.« »Das weiß man noch nicht.«
Handke lachte. »Was sonst? Vielleicht ein Anerkennungsschreiben? Für verbotenes Geld?«
»Das auch nicht.« 509 sah Handke immer noch an. Er war überrascht darüber, daß er nicht mehr Angst hatte, obschon er wußte, daß Handke ihn in der Hand hatte; aber stärker als alles spürte er plötzlich etwas anderes: Haß. Nicht den trüben, blinden, kleinen des Lagers, den alltäglichen Groschenhaß der Not einer verhungernden Kreatur gegen eine andere, irgendeines Vorteils oder Nachteils wegen – nein, er spürte einen kalten, klaren intelligenten Haß, und er spürte ihn so sehr, daß er die Augen niederschlug, weil er glaubte, Handke müsse ihn erkennen.