Читаем Der Funke Leben полностью

Sie schleppten sich weiter durch das weiche Licht. »Eine Stadt«, sagte Münzer nach einer Weile. »Häuser. Freie Menschen. Zwei Meter von einem entfernt. Es ist, als wäre man schon nicht mehr ganz so eingesperrt.« 7105 hob den Schädel. »Ich möchte wissen, was die von uns denken?« »Was sollen sie sich denken? Gott weiß, wieviel sie überhaupt von uns wissen. Sie sehen selber nicht glücklich aus.« »Jetzt nicht«, sagte 7105. Niemand antwortete. Sie begannen den schweren Aufstieg zum Lager. »Ich wollte, ich hätte den Hund«, sagte 7105. »Es wäre ein guter Braten«, erwiderte Münzer. »Sicher dreißig Pfund netto.« »Ich meine nicht zum Essen. Einfach so.« Der Wagen kam nicht mehr durch. Die Straßen waren überall verschüttet. »Fahr zurück, Alfred«, sagte Neubauer. »Warte bei meinem Hause auf mich.« Er stieg aus und versuchte, zu Fuß weiterzukommen. Er kletterte über eine zusammengestürzte Wand, die quer über die Straße gefallen war. Der Rest des Hauses stand noch. Die Wand war abgerissen worden wie ein Vorhang, und man sah in die Wohnungen. Die Treppen wanden sich nackt empor. Im ersten Stock war ein Mahagonischlafzimmer vollständig erhalten. Die beiden Betten standen nebeneinander; nur ein Stuhl war umgefallen, und der Spiegel war zerbrochen. Im Stock darüber war die Wasserleitung in der Küche abgerissen worden. Das Wasser floß über den Fußboden und von da in Kaskaden ins Freie; ein glitzernder, dünner Wasserfall. Im Salon stand ein rotes Plüschsofa aufrecht. Bilder in Goldrahmen hingen schief auf einer gestreiften Tapete. Ein Mann stand da, wo die Vorderwand weggerissen war. Er blutete und starrte regungslos nach unten. Hinter ihm rannte eine Frau mit Koffern hin und her, in die sie Nippsachen, Sofakissen und Wäsche zu stopfen versuchte. Neubauer fühlte, daß sich unter seinem Fuß die Trümmer bewegten. Er trat zurück. Die Trümmer bewegten sich weiter. Er beugte sich nieder und riß Steine und Mörtel weg. Eine verstaubte Hand und ein Stück Arm kamen grau hervor wie eine müde Schlange. »Hilfe!« schrie Neubauer. »Hier ist noch jemand! Hilfe!« Niemand hörte ihn. Er sah sich um. Es waren keine Menschen auf der Straße. »Hilfe!« schrie er zu dem Mann im zweiten Stock empor. Der Mann wischte sich langsam das Blut vom Gesicht und reagierte nicht. Neubauer schob einen Klumpen Mörtel beiseite. Er sah Haar und griff hinein, um es hochzuziehen. Es gab nicht nach. »Alfred!« schrie er und blickte sich um. Der Wagen war nicht mehr da. »Schweine«, sagte er, plötzlich sinnlos wütend. »Wenn man sie braucht, sind sie nicht da.« Er arbeitete weiter. Schweiß lief ihm in den Uniformkragen. Er war keine Anstrengung mehr gewohnt. Polizei, dachte er. Rettungskolonnen! Wo sind all diese Gauner? Ein Stück Mörtel zerbrach und gab nach, und Neubauer sah darunter das, was kurz vorher noch ein Gesicht gewesen war. Es war jetzt eine flache, grauverschmierte Masse. Die Nase war eingedrückt. Die Augen waren nicht mehr da, sie waren ausgefüllt mit Kalkstaub; die Lippen waren verschwunden, und der Mund war eine Masse von Mörtel und losen Zähnen. Das ganze Gesicht war nur noch ein graues Oval mit Haaren darüber, durch das etwas Blut sickerte. Neubauer würgte und begann zu kotzen. Er kotzte ein Mittagessen von Sauerkraut, harter Mettwurst, Kartoffeln, Reispudding und Kaffee neben den platten Kopf. Er versuchte, sich irgendwo festzuhalten, aber es war nichts da. Er drehte sich halb um und kotzte weiter. »Was ist denn hier los?« fragte jemand hinter ihm. Ein Mann war herangekommen, ohne daß er es gehört hatte. Er trug eine Schaufel. Neubauer deutete auf den Kopf in den Trümmern. »Einer verschüttet?«

Der Kopf bewegte sich etwas. Gleichzeitig bewegte es sich in der grauen Masse des Gesichtes. Neubauer kotzte wieder. Er hatte viel zu Mittag gegessen. »Der erstickt ja«, rief der Mann mit der Schaufel und sprang heran. Er rieb mit den Händen über das Gesicht, um die Nase zu finden und frei zu bekommen, und bohrte mit den Fingern da, wo der Mund sein mußte. Das Gesicht fing plötzlich stärker an zu bluten. Die flache Maske wurde lebendig durch den hinzutretenden Tod. Der Mund röchelte jetzt. Die Finger der Hand kratzten über den Mörtel, und der Kopf mit den blinden Augen zitterte. Er zitterte und wurde dann still. Der Mann mit der Schaufel richtete sich auf. Er wischte die verschmierten Hände an einem gelben, seidenen Vorhang ab, der mit einem Fenster heruntergestürzt war. »Tot«, sagte er. »Sind noch mehr da unten?« »Ich weiß es nicht.« »Sind Sie keiner aus dem Hause?« »Nein.« Der Mann deutete auf den Kopf. »Verwandter von Ihnen? Bekannter?« »Nein.« Der Mann blickte auf das Sauerkraut, die Wurst, den Reis und die Kartoffeln, sah Neubauer dann an und zuckte die Achseln. Er schien nicht viel Respekt vor einem hohen SS-Führer zu haben. Es war allerdings auch ein reichliches Essen für diese Zeit des Krieges. Neubauer fühlte, wie er errötete. Er drehte sich rasch weg und kletterte die Trümmer hinunter.

Перейти на страницу:

Похожие книги

Чудодей
Чудодей

В романе в хронологической последовательности изложена непростая история жизни, история становления характера и идейно-политического мировоззрения главного героя Станислауса Бюднера, образ которого имеет выразительное автобиографическое звучание.В первом томе, события которого разворачиваются в период с 1909 по 1943 г., автор знакомит читателя с главным героем, сыном безземельного крестьянина Станислаусом Бюднером, которого земляки за его удивительный дар наблюдательности называли чудодеем. Биография Станислауса типична для обычного немца тех лет. В поисках смысла жизни он сменяет много профессий, принимает участие в войне, но социальные и политические лозунги фашистской Германии приводят его к разочарованию в ценностях, которые ему пытается навязать государство. В 1943 г. он дезертирует из фашистской армии и скрывается в одном из греческих монастырей.Во втором томе романа жизни героя прослеживается с 1946 по 1949 г., когда Станислаус старается найти свое место в мире тех социальных, экономических и политических изменений, которые переживала Германия в первые послевоенные годы. Постепенно герой склоняется к ценностям социалистической идеологии, сближается с рабочим классом, параллельно подвергает испытанию свои силы в литературе.В третьем томе, события которого охватывают первую половину 50-х годов, Станислаус обрисован как зрелый писатель, обогащенный непростым опытом жизни и признанный у себя на родине.Приведенный здесь перевод первого тома публиковался по частям в сборниках Е. Вильмонт из серии «Былое и дуры».

Екатерина Николаевна Вильмонт , Эрвин Штриттматтер

Проза / Классическая проза
В круге первом
В круге первом

Во втором томе 30-томного Собрания сочинений печатается роман «В круге первом». В «Божественной комедии» Данте поместил в «круг первый», самый легкий круг Ада, античных мудрецов. У Солженицына заключенные инженеры и ученые свезены из разных лагерей в спецтюрьму – научно-исследовательский институт, прозванный «шарашкой», где разрабатывают секретную телефонию, государственный заказ. Плотное действие романа умещается всего в три декабрьских дня 1949 года и разворачивается, помимо «шарашки», в кабинете министра Госбезопасности, в студенческом общежитии, на даче Сталина, и на просторах Подмосковья, и на «приеме» в доме сталинского вельможи, и в арестных боксах Лубянки. Динамичный сюжет развивается вокруг поиска дипломата, выдавшего государственную тайну. Переплетение ярких характеров, недюжинных умов, любовная тяга к вольным сотрудницам института, споры и раздумья о судьбах России, о нравственной позиции и личном участии каждого в истории страны.А.И.Солженицын задумал роман в 1948–1949 гг., будучи заключенным в спецтюрьме в Марфино под Москвой. Начал писать в 1955-м, последнюю редакцию сделал в 1968-м, посвятил «друзьям по шарашке».

Александр Исаевич Солженицын

Проза / Историческая проза / Классическая проза / Русская классическая проза