Читаем Der Funke Leben полностью

Es dauerte fast eine Stunde, bis er endlich zur Friedrichsallee kam. Sie war unbeschädigt. Er ging sie aufgeregt entlang. Wenn in der nächsten Querstraße die Häuser unzerstört waren, würde sein Geschäftshaus auch noch stehen, dachte er abergläubisch. Die Straße war heil. Die folgenden zwei auch. Er faßte Mut und ging rascher. Ich werde es noch einmal probieren, dachte er; wenn in der folgenden Straße die ersten zwei Häuser nichts abgekriegt haben, dann bin auch ich glatt davongekommen. Es klappte. Erst das dritte Haus war ein Trümmerhaufen. Neubauer spuckte aus; seine Kehle war trocken vom Staub. Zuversichtlich bog er um die Ecke zur Hermann-Göring-Straße und blieb stehen. Die Bomben hatten gründliche Arbeit geleistet. Die oberen Stockwerke seines Geschäftshauses waren völlig zusammengebrochen. Die Eckfront fehlte. Sie war zur anderen Straßenseite hinübergeschleudert worden, in ein Antiquitätengeschäft hinein. Der Gegendruck hatte einen bronzenen Buddha von dort weithin auf die Straße geworfen. Der Heilige saß allein auf einem Stück heilen Pflasters. Er hielt die Hände im Schoß und blickte gelassen lächelnd über die abendländische Zerstörung hinweg in die Richtung der Bahnhofsruinen – als warte er auf einen asiatischen Geisterzug, der ihn zurückholen solle zu den einfachen Gesetzen des Dschungels, wo man tötete, um zu leben, und nicht lebte, um zu töten. Neubauer hatte im ersten Moment das. törichte Gefühl, vom Schicksal in niederträchtiger Weise betrogen worden zu sein. Die Querstraßen hatten alle gestimmt – und da passierte dieses hier! Es war wie die schwere Enttäuschung eines Kindes. Er hätte weinen mögen. Ihm, ihm mußte so etwas geschehen! Er sah die Straße entlang. Einige Häuser standen noch. Warum die nicht? dachte er. Warum geschieht das gerade mir, einem anständigen Patrioten, einem guten Ehemann, einem sorgenden Vater? Er ging um den Krater in der Straße herum. Alle Schaufenster der Modeabteilung waren zerbrochen. Wie Eis lagen überall die Splitter. Sie knirschten unter seinen Füßen. Er kam zur Abteilung:»Letzte Mode für die deutsche Frau«. Das Schild hing halb herunter. Er bückte sich und trat in den Raum. Es roch nach Brand, aber er sah kein Feuer. Die Modepuppen waren durcheinandergeworfen. Es wirkte, als seien sie von einer Horde Wilder vergewaltigt worden. Einige lagen auf dem Rücken, die Kleider hochgeblasen, die Beine aufgestellt; andere, mit gebrochenen Armen, die Wachshintern herausgereckt, auf dem Bauch. Eine war nackt bis auf ihre Handschuhe; eine andere stand in einer Ecke, ein Bein weggebrochen, einen Hut auf und einen Schleier vor dem Gesicht. Alle lächelten in ihren Stellungen – und das machte sie schauerlich unzüchtig. Kaputt, dachte Neubauer. Kaputt. Verloren. Was würde Selma jetzt sagen? Es gab keine Gerechtigkeit. Er ging zurück und watete durch Trümmer und Glas um das Haus herum. Als er die Ecke erreichte, sah er auf der anderen Seite eine Figur, die, als sie ihn hörte, sich duckte und weglief. »Halt!« schrie Neubauer. »Stehenbleiben! Oder ich schieße!« Die Figur blieb stehen. Es war ein kleiner zerdrückter Mann. »Herkommen!« Der Mann schlich heran. Neubauer erkannte ihn erst, als er dicht vor ihm stehenblieb. Es war der frühere Besitzer des Geschäftshauses. »Blank«, sagte er erstaunt. »Sind Sie das?« »Jawohl, Herr Obersturmbannführer.« »Was machen Sie denn hier?« »Verzeihen, Herr Obersturmbannführer. Ich – ich -« »Reden Sie vernünftig, Mann! Was machen Sie hier?« Neubauer hatte mit der Wirkung seiner Uniform seine Autorität und sich selbst rasch wiedergefunden. »Ich – ich -«, stotterte Blank. »Ich bin nur einmal hergekommen, um – um -« »Was, um, um?« Blank machte eine hilflose Bewegung nach dem Trümmerhaufen hin. »Um sich darüber zu freuen, was?« Blank sprang fast zurück. »Nein, nein, Herr Obersturmbannführer. Nein, nein! Nur – es ist schade«, flüsterte er. »Schade.« »Natürlich ist es schade. Jetzt können Sie ja lachen.« »Ich lache nicht! Ich lache nicht, Herr Obersturmbannführer.« Neubauer musterte ihn. Blank stand ängstlich vor ihm, die Arme eng an den Körper gepreßt. »Sie sind besser weggekommen als ich«, sagte Neubauer nach einer Weile bitter. »Gut bezahlt worden. Oder nicht?« »Jawohl, sehr gut, Herr Obersturmbannführer.« »Sie haben bares Geld gekriegt. Ich einen Trümmerhaufen.« »Jawohl, Herr Obersturmbannführer! Bedaure – bedaure außerordentlich. Dieses Ereignis -« Neubauer starrte vor sich hin. Er war jetzt tatsächlich der Ansicht, daß Blank ein glänzendes Geschäft gemacht hatte. Einen Augenblick überlegte er, ob er ihm den Trümmerhaufen nicht für teures Geld zurückverkaufen könne. Aber das war gegen die Parteigrundsätze. Und außerdem war selbst der Schutt mehr wert, als er Blank seinerzeit gezahlt hatte. Nicht zu reden von dem Grundstück. Fünftausend hatte er gezahlt. Die Jahresmieten allein waren fünfzehntausend gewesen. Fünfzehntausend Mark! Verloren!»Was haben Sie denn? Was fummeln Sie mit Ihren Armen herum?« »Nichts, Herr Obersturmbannführer. Ich bin gefallen, vor Jahren -« Blank schwitzte. Dicke Tropfen liefen ihm von der Stirn in die Augen. Er blinkte mehr mit dem rechten Auge als mit dem linken. Im linken, das aus Glas war, spürte er den Schweiß nicht so. Er hatte Angst, daß Neubauer sein Zittern als freches Zittern auffassen könne. So etwas war schon vorgekommen. Aber Neubauer dachte im Augenblick an nichts dergleichen; nicht daran, daß Weber Blank damals vor dem Verkauf im Lager verhört hatte. Er betrachtete nur den Trümmerhaufen. »Sie haben es besser getroffen als ich«, sagte er. »Haben das vielleicht seinerzeit nicht so geglaubt. Aber jetzt hätten Sie alles verloren gehabt. So haben Sie Ihr gutes Geld.«

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