Dann begriff er.
Der Hai steckte fest.
Er holte aus und schlug wie wahnsinnig auf den kastenförmigen Schädel ein. Wahrscheinlich hing das Tier schon zur Hälfte im Spalt. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es keine gute Idee war, den Hai so sehr zu verletzen, dass er blutete, und er drückte mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen. Unter Wasser war es damit nicht weit her, also stieß er sich ab und ließ sich gegen den schnappenden Kopf fallen, mit Brustkorb, Schultern und Armen, immer wieder, bis der Hai langsam zurückwich. Der Lichtkegel des
»Verpiss dich!«
»Dr. Bohrmann?«
Der Hai wich weiter zurück. Dann war er verschwunden.
Bohrmann ließ sich zurückfallen. Seine Arme zuckten. Er stand dermaßen unter Spannung, dass er einen Moment nicht wusste, wie er es schaffen sollte stillzuhalten. Plötzlich fühlte er namenlose Erschöpfung über sich kommen und sank in die Knie.
»Dr. Bohrmann?«
»Gehen Sie mir nicht auf den Sack, van Maarten.« Er hustete. »Tun Sie irgendwas, um mich hier rauszuholen.«
»Wir werden die Roboter und die Männer unverzüglich losschicken.«
»Wozu der Roboter?«
»Wir bringen alles nach unten, was die Tiere ängstigen und ablenken könnte.«
»Das sind keine Tiere. Das sind die Hüllen von Tieren. Sie wissen, was ein Roboter ist. Sie wissen ganz genau, was wir hier tun.«
»Haie?«
Frost hatte van Maarten offenbar nicht alles erzählt.
»Ja, Haie. Es sind ebenso wenig Haie, wie die Wale noch Wale sind. Etwas steuert sie. Die Männer sollen sich vorsehen.« Er musste erneut husten, diesmal heftiger. »Ich sehe nichts in der blöden Höhle. Was passiert da draußen?«
Van Maarten schwieg einen Moment.
»Mein Gott«, sagte er.
»He! Reden Sie mit mir.«
»Es sind weitere Tiere aufgetaucht. Dutzende. Hunderte! Sie zertrümmern die Scheinwerfer der Lichtinsel. Sie schlagen alles kurz und klein.«
Natürlich tun sie das, dachte Bohrmann. Darum geht es ja. Uns davon abzubringen, die Würmer wegzusaugen. Nur darum geht es.
»Dann vergessen Sie’s.«
»Wie bitte?«
»Vergessen Sie Ihre Rettungsaktion, van Maarten.«
Es rauschte so sehr im Helm, dass van Maarten seine Antwort wiederholen musste.
»Aber die Männer sind bereit.«
»Sagen Sie denen, da unten erwarten sie intelligente Lebewesen. Diese Haie sind intelligent. Das Zeug in ihren Köpfen ist intelligent. Es wird nicht funktionieren mit zwei Tauchern und einem Blechkameraden. Denken Sie sich was anderes aus. Ich hab ja noch für knapp zwei Tage Sauerstoff.«
Van Maarten zögerte.
»In Ordnung. Wir beobachten die Sache. Vielleicht ziehen sich die Tiere in den nächsten Stunden zurück. Glauben Sie, dass Sie in Ihrer Höhle fürs Erste sicher sind?«
»Was weiß denn ich? Vor gewöhnlichen Haien bin ich sicher, aber der Einfallsreichtum unserer Freunde kennt keine Grenzen.«
»Wir holen Sie da raus, Gerhard!
»Ich bitte sehr darum.«
Allmählich fiel wieder etwas Licht in den Spalt. Die Strömung am Vulkansockel trug die Sedimentpartikel mit sich fort. Wenn es stimmte, was van Maarten sagte, würde das Licht bald erlöschen.
Dann wäre er allein in der finsteren See. Bis irgendwann jemand kam, um es mit ein paar Hundert Hammerhaien aufzunehmen.
Mit der fremden Intelligenz.
Kein Hai, der seine naturgegebenen Sinne beisammen hätte, wäre je in das elektrische Feld geschwommen. Kein Hammerhai hätte zwei Taucher in Exosuits angegriffen, und falls doch, hätte er schnell wieder von ihnen abgelassen. Hammerhaie galten als potenziell gefährlich und mitunter enervierend neugierig, meist aber machten sie einen Bogen um alles, was ihnen suspekt erschien.
Normalerweise schwammen sie auch nicht in Felsspalten.
Bohrmann kauerte in seiner Höhle, versehen mit Sauerstoff für weitere 20 Stunden und einem nicht funktionierenden Haiabwehrsystem. Er hoffte, es würde kein weiteres Gemetzel geben, wenn van Maartens Leute herunterkamen.
Ein Gemetzel in lichtloser Finsternis.
Er schaltete den Scheinwerfer seines
Johanson fand keine Ruhe.
Er war im Welldeck gewesen, wo Lis Männer unter der Aufsicht Rubins soeben die Überführung der Gallertmasse in den Simulator vorbereiteten. Der Tank wurde komplett geleert und dekontaminiert. Die