»Was Rubin getan hat, war ein Fehler«, wiederholte Li eindringlich. »Er hatte nicht das Recht dazu. Diese Überwachung dient einzig Ihrer Sicherheit. Wir haben die Arbeit an einer militärischen Lösung im Geheimen betrieben, um Sie und die anderen nicht zu verunsichern und von Ihrer eigentlichen Aufgabe abzubringen.«
»Und worin besteht diese … Aufgabe?« Johanson trat bis dicht an Li heran und sah ihr in die Augen. »Frieden zu schaffen oder euch wie die Trottel mit dem nötigen Wissen für eine längst beschlossene Offensive zu versorgen?«
»Wir müssen über beides nachdenken.«
»Wie weit ist Mick mit seiner militärischen Variante?«
»Er hat ein paar Ideen, die funktionieren könnten, aber noch nichts Konkretes.« Sie holte tief Luft und blickte ihm entschlossen ins Gesicht. »Ich bitte Sie im Interesse der Sicherheit darum, den anderen vorerst nichts davon zu erzählen. Geben Sie uns Zeit, es selber zu tun, damit die Arbeit nicht ins Stocken gerät, auf die Milliarden Menschen ihre Hoffnungen gründen. Sehr bald schon werden wir gemeinsam an allen Varianten arbeiten. Jetzt, wo Sie die unglaubliche Leistung vollbracht haben, dem Feind ein Gesicht zu geben, haben wir keinen Grund mehr, etwas geheim zu halten. — Und
»Soll ich Ihnen mal was sagen, Jude?«, zischte Johanson. Er kam ihr so nahe, dass keine Hand mehr zwischen ihre Gesichter passte. »Ich glaube Ihnen kein Wort. Sobald Sie Ihre verdammte Waffe haben, werden Sie sie einsetzen. Was Sie dann zu verantworten haben, können Sie sich gar nicht vorstellen. Das sind
Geht das in Ihren Kopf? Wie wollen Sie den Golf-Strom wieder in Gang setzen ohne die Yrr? Was wollen Sie gegen die Würmer tun ohne die Yrr?«
»Wenn wir die Yrr klein kriegen«, sagte Li, »nehmen wir es auch mit Würmern und Bakterien auf.«
»Wie bitte? Mit Bakterien wollen Sie es aufnehmen? Dieser ganze Planet
»Dann sterben sie eben«, schrie Vanderbilt. »Sie blöder Ignorant, Sie eierköpfiges Wissenschaftsarschloch! Wenn ein paar Fische sterben und wir dafür überleben …«
»Wir werden nicht überleben!«, schrie Johanson zurück. »Begreifen Sie das nicht? Alles ist miteinander verflochten. Wir können die Yrr nicht bekämpfen. Sie sind uns überlegen. Wir können nichts tun gegen Mikroorganismen, wir können ja nicht mal was gegen eine normale Virusinfektion tun, aber darum geht es auch nicht. Der Mensch lebt einzig, weil die Erde von Mikroben beherrscht wird.«
»Sigur …«, sagte Li beschwörend.
Johanson drehte sich um. »Machen Sie die Tür auf«, sagte er. »Ich habe keine Lust, dieses Gespräch länger fortzusetzen.«
»Na schön.« Li nickte mit zusammengekniffenen Lippen. »Dann gefallen Sie sich weiter in Ihrer Selbstgerechtigkeit. Sal, öffnen Sie Dr. Johanson die Tür.«
Peak zögerte.
»Sal, haben Sie nicht gehört? Dr. Johanson wünscht zu gehen.«
»Können wir Sie nicht überzeugen?«, fragte Peak. Es klang hilflos und gequält. »Davon, dass wir das Richtige tun?«
»Türe öffnen, Sal«, sagte Johanson.
Widerwillig setzte sich Peak in Bewegung und drückte auf einen Schalter in der Wand. Die Tür glitt auf.
»Die weiter hinten auch, wenn ich bitten darf.«
»Selbstverständlich.«
Johanson ging nach draußen.
»Sigur!«
Er blieb stehen. »Was wollen Sie, Jude?«
»Sie haben mir vorgeworfen, dass ich meine Verantwortung nicht einzuschätzen weiß. Vielleicht haben Sie Recht. Schätzen Sie Ihre ein. Wenn Sie jetzt zu den anderen gehen und sie aufklären, werfen Sie die Arbeit auf diesem Schiff dramatisch zurück. Das wissen Sie. Wir hatten vielleicht nicht das Recht, Sie zu belügen, aber denken Sie sehr genau darüber nach, ob Sie das Recht haben, uns bloßzustellen.«
Johanson drehte sich langsam um. Li stand im Türrahmen des Kontrollraums.
»Ich werde sehr genau darüber nachdenken«, sagte er.
»Dann lassen Sie uns einen Kompromiss finden. Geben Sie mir Zeit, einen Weg zu finden, und lassen Sie bis dahin alles sacken. Heute Abend reden wir miteinander. Bis dahin unternimmt keiner von uns etwas, das den anderen in Verlegenheit bringen könnte. — Sehen Sie sich in der Lage, diesem Vorschlag zuzustimmen?«
Johansons Kiefer mahlten.