Читаем Der wandernde Wald полностью

»Aber ihr seid Menschen, oder?« Larynn lachte leise und setzte eine Miene auf, als müsse sie einem verstockten Kind erklären, warum zwei und zwei vier und nicht sieben sind. »Ihr seid fremd, und ihr wußtet nichts von den Gefahren, die hier auf euch lauern. Der Wald scheint friedlich, aber er ist es nicht. Wir mußten euch warnen. Außerdem«, fügte sie mit einem verzeihenden Lächeln hinzu, »hast du natürlich recht. Die Nahrak teilten uns mit, daß Fremdlinge aus der Wüste gekommen waren. Wir mußten wissen, wer ihr seid und was ihr wollt.«

Skar verstand mit jedem Wort weniger. Bis vor wenigen Augenblicken hatte er sich noch eingebildet, ein wenig von diesem Volk und seiner Art, zu denken und zu leben, begriffen zu haben, aber das Gegenteil schien der Fall. Der Gedanke, daß diese Menschen sich bewußt der tödlichen Gefahr einer Begegnung mit den schwarzen Ungeheuern ausgesetzt hatten, erschien ihm unglaublich. Und er sprach seine Verwunderung auch aus.

Larynn sah ihn mit einer seltsamen Mischung aus Unglauben und Erstaunen an.

»Aber ihr seid Menschen«, sagte sie verwirrt. »Wir wissen nicht, wer ihr seid. Vielleicht nur zwei harmlose Wanderer, die sich in der Wüste verirrt haben, vielleicht auch Feinde. Aber kein Mensch kann so schlecht sein, daß er den Tod durch einen Hoger verdient hätte.«

»Vor wenigen Augenblicken wolltet ihr uns noch töten«, widersprach Skar. Larynn nickte. »Das stimmt«, sagte sie. »Wir töten. Aber die Hoger . . .« Sie brach ab, suchte einen Moment lang sichtlich nach Worten und wandte sich dann mit einer schnellen Drehung ab. Skar hatte den Eindruck, daß sie bereits mehr gesagt hatte, als ihr lieb war.

»Dein Freund ist wach«, murmelte sie, abrupt das Thema wechselnd. »Wenn du mit ihm reden willst . . .«

Skar nickte. Del lag mit halb geöffneten Augen auf der provisorischen Bahre, die Larynn gebaut hatte – einem Tragegestell aus zwei geraden, kräftigen Ästen, zwischen denen ein Netzwerk aus dünnen Pflanzenfasern gespannt war. Die Konstruktion wirkte alles andere als stabil, aber Skar erinnerte sich noch lebhaft an die Festigkeit der dünnen Lianen. Die brennenden Linien auf seinen Handgelenken erinnerten ihn mit jeder Sekunde daran.

Del versuchte zu lächeln, als er Skar erkannte, aber der Schmerz und die Erschöpfung ließen eine beinahe furchteinflößende Grimasse daraus werden. Skar kniete neben ihm nieder, legte die Hand auf seine unverletzte Schulter und rang sich zu einem aufmunternden Lächeln durch. Dels Haut fühlte sich heiß und fiebrig an, trocken und rissig wie altes Pergament. Krank. Sein Körper bebte unter den Hieben eines Schüttelfrostes, und Skar konnte die schnellen, arhythmischen Pulsschläge bis in die Schulter hinauf fühlen. Plötzlich verstand er Larynns Besorgnis. Die scheinbar unerschöpfliche Energie, die Del seit ihrem Aufenthalt am See an den Tag gelegt hatte, war nichts als ein kurzes, trotziges Aufbäumen gewesen, dem nun der endgültige Zusammenbruch folgte.

Del bewegte mühsam die Lippen.

»Was . . . ist geschehen?« fragte er mit einem Blick auf den lodernden Scheiterhaufen. Die Flammen spiegelten sich in seinen weit aufgerissenen Augen. Es sah aus, als brenne in seinen Augäpfeln ein winziges, doppeltes Feuer. Skar lachte gezwungen. »Du wirst wohl nie ein richtiger Mann, Kleiner«, sagte er spöttisch. Seine Stimme schwankte hörbar, aber er hoffte, daß Del dies nicht bemerkte. »Du hast den spannendsten Teil verschlafen. Wie immer.«

»Ist etwas . . . passiert?« fragte Del noch einmal. Er schien Skars Worte gar nicht gehört zu haben.

Skar erzählte ihm in knappen, einfachen Sätzen vom Überfall der Hoger und dem anschließenden Kampf. Er wußte nicht, ob Del seine Worte überhaupt verstand. Sein Blick war starr an Skar vorbei auf den flackernden Feuerberg gerichtet, aber nicht einmal den schien er wirklich wahrzunehmen. Sein Gesicht zuckte im Widerschein der Flammen, und die Hände ballten sich unter der dünnen Decke zu Fäusten. Aber es lag keine Kraft mehr in der Bewegung. Höchstens noch Trotz. Schade, daß ich nicht . . . dabei war«, sagte er schwach, als Skar fertig war. »Ich hätte gerne . . . noch einmal an deiner Seite gekämpft.«

Dazu wirst du noch mehr Gelegenheit haben, als dir lieb ist«, sagte Skar.

»Glaubst du?«

»Ich weiß es. Wenn du hoffst, dich einfach davonschleichen und mich hier allein zurücklassen zu können, täuschst du dich. Du wirst hübsch gesund werden und mir helfen, hier herauszukommen.« Er brach ab, als er merkte, daß Del seine Worte schon gar nicht mehr wahrnahm. Er war erneut eingeschlafen.

Skar stand auf, überzeugte sich rasch davon, daß die dünnen Ranken, die Del auf der Trage hielten, nicht in sein Fleisch einschnitten, und hielt nach Coar Ausschau. Er gewahrte ihre verbeulte Rüstung zwischen den anderen, zögerte einen Moment und ging dann langsam zu der Gruppe hinüber.

Перейти на страницу:

Похожие книги