»Es gibt keinen Sichtschirm«, erklärte der Techniker, der Drai begleitete. »Ursprünglich hat es sie natürlich gegeben, aber kein einziger hat den Ausflug auf Planet Drei überstanden. Da haben wir die Sichteinrichtungen einfach herausmontiert – die Sache wurde uns zu kostspielig. Die optischen Bestandteile müssen den Umweltbedingungen des Planeten wenigstens teilweise ausgesetzt werden. Das bedeutet, daß wir entweder die ganze Maschine bei dieser Temperatur laufen lassen müssen oder eine gewaltige Temperaturdifferenz zwischen optischen und elektrischen Bestandteilen bekommen. Bislang konnten wir noch kein System entwickeln, das einer dieser Situationen standgehalten hatte – bei dieser Eiseskälte spielen die elektrischen Teile verrückt, oder aber die optische Einrichtung geht zwischen den heißen und kalten Bereichen in die Binsen.«
»Wie kann man steuern, wenn man nichts sieht?«
»Ganz einfach. Wir haben einen Rückstrahlhöhenmesser eingebaut, und vor Jahren wurde auf dem Planeten ein Sender installiert, der automatisch angesteuert wird. Wir lassen das Torpedo niedergehen und landen und warten, bis die Eingeborenen kommen.«
»Wurden denn keine Bodenproben von der Planetenoberfläche gesammelt?«
»Wir sehen nichts und können keine Proben einholen. Das Torpedo bleibt bei dieser Temperatur nicht luftdicht, deswegen haben wir auch keine nennenswerte Probe der Atmosphäre bekommen können. An der Außenhülle bleibt auch nie etwas hängen. Vielleicht landet unsere Sonde auf einer festen Metall- oder Felsfläche. Wir werden es nie erfahren.«
»Aber sicher könnten Sie das Ding so einrichten, daß es Luft behält – auch unter dem Gefrierpunkt von Schwefel?«
»Ja, ich denke schon. Aber es schien uns nie der Mühe wert. Falls Sie eine Probe möchten, dann ist es ohnehin einfacher, wenn man eine kleinere Sonde runterschickt – damit läßt sich hinterher besser arbeiten.«
Plötzlich kam Ken ein Gedanke.
»Und das Zeug, das ihr von den Eingeborenen bekommt? Liefert das keine Hinweise? Könnte ich damit arbeiten?«
Nun mischte sich Laj Drai ein. »Sie sagten, sie wären kein Spezialist. Nun haben wir das Zeug bereits von Spezialisten analysieren lassen, ohne Erfolg. Glauben Sie, wir würden diesen mühsamen Handel aufrechterhalten, falls wir das Material synthetisch herstellen könnten? Deswegen möchten wir ja, daß Sie uns hier die Umweltbedingungen von Planet Eins schaffen – und wenn Sie das erreicht haben, werden wir einen Weg finden, Samen von den Eingeborenen zu bekommen und die Pflanzen hier zu ziehen.«
»Verstehe«, sagte Ken. Laj Drais Erklärung klang einigermaßen vernünftig und verriet nichts über die Natur des fraglichen Stoffes.
Sie widerlegte aber auch nichts.
Ken ließ sich die ganze Sache durch den Kopf gehen, während er den Blick über die technischen Einrichtungen schweifen ließ. Er hätte gern noch einige Fragen gestellt, doch wollte er alles vermeiden, was als ungesunde Neugierde ausgelegt werden konnte, falls diese Leute hier wirklich Rauschgifthändler waren.
»Was bekommen die Eingeborenen für ihr Produkt?« fragte er schließlich. »Ist es ein Artikel, den sie selbst nicht herstellen können oder ist es eine Substanz, die bei ihnen nicht vorkommt? In letzterem Fall könnte ich daraus Schlüsse über den Planeten ziehen.«
Drai bewegte seine Tentakel wellenartig, eine Geste, die dem menschlichen Achselzucken gleichkam.
»Es ist ein bestimmtes Material«, sagte er. »Schwermetalle, die sich nicht so einfach in Sulfide verwandeln. Meist haben wir ihnen Klumpen der Platin-Gruppe gegeben, an die kommen wir leichter heran. In der Nähe dieser Station kommt das Zeug reichlich vor. Wir schicken einfach jemanden hin, der ein paar Stücke runtersprengt. Ich habe keine Ahnung, wozu die das Zeug brauchen – womöglich beten sie das Torpedo an und verwenden die Metallklumpen als priesterliche Insignien. Mir soll es einerlei sein, solange sie sich an den Handel halten.«
Ken nickte verständnisvoll, ehe er eine Frage stellte, die sich ‘ ihm eben aufgedrängt hatte.
»Was um alles in der Galaxis sollen der Lautsprecher und das Mikro in dem Torpedo? Die können doch unmöglich bei den erwähnten Temperaturen funktionieren – und Sie können doch sicher mit den Eingeborenen nicht sprechen?«
Der Techniker beantwortete die erste Frage.
»Doch, sie funktionieren. Es handelt sich um ein Kristallding ohne Vakuumröhren, und das müßte auch in flüssigem Wasserstoff funktionieren.«
Drai lieferte die Antwort auf den zweiten Teil der Frage. »Sprechen kann man das nicht nennen. Die Eingeborenen hören und produzieren Laute, die denen unserer Sprache mehr oder weniger gleichen.«
»Wie haben Sie es geschafft, ohne Sichtkontakt eine gemeinsame Sprache oder auch nur einen Code auszuarbeiten? Sie sind vielleicht der Ansicht, daß mich das alles nichts anginge und mich bei der Arbeit nicht weiterbringt, aber ich würde gern alles ganz von Anfang an hören.«