»Ja, Sie haben recht«, sagte Laj Drai langsam, während er seine biegsame Gestalt über einen passenden Ständer hängte. »Ich sagte schon, daß der erste Kontakt zwanzig Jahre zurückliegt – Jahre in unserem Sinn, versteht sich. Für die Eingeborenen auf Planet Drei sind das eher dreißig Jahre.
Also, die
Fünf Projektile hintereinander gingen verloren. Die Sichtverbindung ging bereits in der oberen Atmosphäre flöten, weil keiner an die Wirkung der Temperatur auf heißes Glas gedacht hatte. Der Kerl ließ aber nicht locker und schickte die Sonden auf Langwelleninstrumenten hinunter. Früher oder später gingen alle kaputt. Er konnte nicht mal sicher sein, ob die eine oder andere die Oberfläche erreicht hatte. Sein Vorrat an Torpedos war aber ausreichend, und seine Techniker waren geschickt. Man nahm Änderungen vor und bastelte an den Sonden herum und schickte immer wieder eine los. Schließlich stellte es sich heraus, daß die meisten tatsächlich bis zur Oberfläche kamen – und dann augenblicklich außer Gefecht gesetzt wurden. Entweder wurden sie mechanisch zerstört oder aber die elektrotechnischen Komponenten spielten total verrückt.
Bis dahin hatte man versucht, auf den relativ glatten, blauen Gebieten zu landen. Dort schien eine Landung am unkompliziertesten. Da kam jemandem die Idee, daß dieser ständige Verlust an Sonden kein Zufall sein konnte. Es mußte irgendwo ein gezieltes Eingreifen geben. Sozusagen als Test wurde nun ein Torpedo ausgeschickt, ausgestattet mit allen verfügbaren Abtast- und Schutzeinrichtungen, die man an Bord unterbringen konnte – inklusive einem Silbernetz über der gesamten Oberfläche, das an die Generatoren angeschlossen war und sämtliche Außenfrequenzen abblockte, die womöglich das Steuersystem gestört hätten. Von uns aus wurde eine ständig veränderte Steuerfrequenz verwendet. Das Ding hatte sogar einen automatischen Wärmeregler – wie gesagt, es hatte alles. Nichts Natürliches und verdammt wenig Künstliches hätte dieser Maschine in die Quere kommen können, und doch ging sie verloren wie alle anderen, in dem Augenblick, als der Rückstrahlhöhenmesser anzeigte, daß sie fast die Oberfläche berührte.
Das reichte dem Chef. Er fand sich nun als Arbeitstheorie mit dem Gedanken ab, daß die flacheren Teile bewohnt waren und daß den Einwohnern Besuche unerwünscht waren. Das nächste Torpedo wurde nun auf ein dunkles, unebenes Gebiet eingestellt, da man davon ausging, daß die Bewohner diese Teile vielleicht mieden. Diese Annahme schien richtig, denn diesmal war die Landung ein Erfolg. Zumindest zeigten die Instrumente an, daß die Sonde gelandet war, daß sie nicht mehr tiefer sinken konnte und daß sie mit ausgeschalteten Aggregaten betriebsbereit blieb.
Das war sehr ermutigend, aber keiner wußte so richtig, was nun zu tun wäre. Sehen konnte man nichts, und wir wußten nicht sicher, ob das Mikro funktionierte. Man entschied sich, den Lautsprecher zunächst nicht zu benutzen. Ein leises Summen war zu hören, dessen Lautstärke keinem ersichtlichen System folgend ständig variierte und das wir schließlich als Windgeräusch einstuften und nicht als Schaden in der Elektroanlage. Dazu kamen ein oder zwei kurze, harte, nicht zu beschreibende Geräusche, die noch nicht identifiziert werden konnten. Am wahrscheinlichsten erscheint mir die Vermutung, daß es sich um die Stimmen von Lebewesen handelt.
Wir horchten eine volle Planetenumdrehung lang, das sind fast zwei Tage nach unserer Zeitrechnung, und wir hörten nichts bis auf einen ganz schwachen Summton, ein ebenso schwaches Scharren und ein unregelmäßiges Pochen, vielleicht verursacht durch die Schritte eines Huftieres auf hartem Untergrund, vielleicht aber auch nicht. Wenn Sie wollen, können Sie sich die Tonbänder anhören, aber lieber nicht allein. Diese Geräusche aus dem Nichts haben etwas Unheimliches und Entnervendes an sich.
Ich vergaß zu erwähnen, daß die Ladeluke des Torpedos nach der Landung geöffnet wurde. Mikrophone und Gewichtsdetektoren waren eingeschaltet, die uns angezeigt hätten, wenn etwas hineingeschlüpft wäre. Aber es tat sich nichts – eigentlich erstaunlich, falls es in der näheren Umgebung wild lebende Tiere gab. Die Öffnung hätte wie ein natürlicher Unterschlupf auf sie wirken müssen.