Innerhalb der von Mr. Wing festgelegten Entfernung gab es etliche Punkte, die aussahen, als wären sie als Bezugspunkte zu verwenden. Roger holte den Kompaß hervor und fing an, diese Punkte anzupeilen. Edith fertigte bereits eine Freihandskizze der Umgebung an, auf der die Peilungen eingetragen wurden. Die Entfernungen mußten später ergänzt werden. Roger kannte weder die Höhe des eigenen Standpunkts noch jene der Punkte, die er vermaß, und hätte er sie gekannt, dann hätte er damit nichts anfangen können. Trigonometrie war ihm unbekannt, und er hatte nicht die Möglichkeit, negative Geländewinkel zu bestimmen.
Noch ehe sie vom Gipfel abstiegen, war die Karte voller Einzelheiten. Die beiden waren bald total in ihre Arbeit vertieft. Mrs. Wing war nicht weiter verwundert, daß sie zum Essen zu spät kamen.
III
Die Station auf Planet Eins war entschieden eine höchst primitive Einrichtung, obgleich man merkte, wieviel technischer Aufwand erforderlich gewesen war, um sie überhaupt bewohnbar zu machen. Sie lag am Grund eines tiefen Tales nahe dem Mittelpunkt der sonnenseitigen Hemisphäre des Planeten, wo die Temperatur um vierhundert Grad Celsius lag. Das hätte ausgereicht, um den Schwefel zu verflüssigen, der den Hauptbestandteil der Atmosphäre bildete, die Kens Artgenossen brauchten. Die zusätzlichen hundert Grad hatte man gewonnen, indem man die Talhänge terrassierte und die einzelnen Stufen entsprechend schräg anlegte und sie mit Eisen auslegte. Die dunkle Metallkuppel der Station befand sich im Brennpunkt eines gigantischen Konkavspiegels. Zwischen der Winkelgröße der Sonne und der tatsächlichen Größe der Kuppel verschob die Sonnenlibration den Brennpunkt nie so stark, daß es eine Rolle gespielt hätte.
Das interstellare Fluggerät landete auf einer glatten Felsplatte neben der Kuppel. Besondere Landeanlagen gab es nicht. Ken mußte beim Verlassen des Schiffes seinen Vakuum-Anzug anziehen. Einige andere in Raumanzüge gehüllte Gestalten standen mit ihm in der Luftschleuse. Vermutlich gingen die meisten, wenn nicht gar alle, Besatzungsmitglieder ›an Land‹, obwohl es sich vielleicht gar nicht um Besatzung handelte.
Denn ein Schiff der Klasse der
Im Kuppelinneren war die Einrichtung zufriedenstellend, obwohl Kens Führer sich ständig für das Fehlen verschiedener Dinge entschuldigte. Das Essen jedenfalls machte keine Entschuldigung notwendig, und die Unterkunft, die man Ken zuwies war so komfortabel wie ein Hotel der Mittelklasse auf Sarr. Laj Drai unternahm mit ihm einen kurzen Rundgang durch die Station. Er zeigte ihm die Einrichtungen, die der Wissenschaftler bei seiner ihm zugedachten Aufgabe benutzen durfte.
Ken, der dabei seinen ›wirklichen‹ Auftrag nicht aus den Augen verlor, hielt ständig Ausschau nach einem Beweis, und sei er noch so klein, für das Vorhandensein des gesuchten Rauschgifts. Nach dem Rundgang war er so gut wie sicher, daß hier nirgends ein kompliziertes chemisches Verfahren angewendet wurde. Wenn aber das Rauschgift ein Naturprodukt war, dann war ein chemisches Verfahren gar nicht notwendig. Er kannte mehrere Substanzen, die in ihrer natürlichen Form verheerende Wirkungen zeitigten – beispielsweise ein Pflanzenprodukt, das einige primitive Stämme seiner Heimatwelt zum Vergiften ihrer Pfeilspitzen verwendeten.
Die ›Handels‹-Ausrüstung erwies sich jedoch als weitaus vielversprechender, als man in Anbetracht des Planeten, mit dem Handel betrieben wurde, vermutet hätte. So waren jede Menge ferngesteuerter Torpedo-Sonden vorhanden. Diese Torpedos bestanden aus zwei Teilen. Ein Teil enthielt die Antriebs- und Steueraggregate und war mit Temperaturreglereinrichtungen ausgestattet, die für annähernd Normaltemperatur sorgten. Im zweiten Teil war der Laderaum und die Kühleinrichtung. Diese Teile waren nicht besonders isoliert, weder voneinander noch von dem sie umgebenden Medium. Ken untersuchte eines dieser Torpedos eingehend und fing dann an, Fragen zu stellen.
»Ich kann keine Einrichtung für visuelle Übertragung entdecken. Wie wird das Ding auf der Planetenoberfläche gesteuert?«