Читаем Eiswelt полностью

   Eine Möglichkeit gab es natürlich. Ken stand vielleicht schon unter Verdacht und sah sich einer Verschwörung gegenüber, die ihn durch übertriebene Vertraulichkeit dazu bringen wollte, daß er sich verriet. Warum aber hatte in diesem Fall Feth Allmer seine Kenntnisse preisgegeben? Vielleicht wollte er sich als möglichen Vertrauten aufbauen, falls Ken mitteilsam würde. In diesem Fall war Feth seine größte Bedrohung, da er mit Ken am meisten zusammen war und in der besten Position, den Spitzel zu spielen. Andererseits konnte der Bursche auch völlig unschuldig sein, auch wenn die Gruppe als Ganzes Schmuggelei betrieb. Was er zum Schluß gesagt hatte, entsprang vielleicht echter Hilfsbereitschaft. Im Augenblick konnte man nicht klar unterscheiden, welche dieser Möglichkeiten die wahrscheinlichere war. Ken schob das Problem beiseite, da es mit den momentan verfügbaren Fakten nicht zu lösen war.

   Seine Aufmerksamkeit wurde jetzt ohnehin von dem anderen Problem in Anspruch genommen. Auf der Kontrollkonsole vor ihm waren ein paar Zeiger ins Zittern geraten. In den letzten zwei Tagen hatte er die Funktionen der einzelnen Meß- und Schaltgeräte gelernt und konnte nun die einzelnen Werte selbst ablesen. Jetzt fiel ihm auf, daß Druck und Temperatur im Frachtraum des Torpedos abfielen. Eigentlich ganz natürlich. Es gab kein eingebautes Heizsystem, und der Druck mußte daher absinken, wenn sich das Gas abkühlte. Dann fiel ihm ein, daß die Temperatur auf Planet Drei so tief war, daß dabei Schwefel gefror, und daß seine Probeeinheiten mit einer Schicht dieses Zeugs überzogen sein würden. Da mußte man etwas unternehmen.

   Tatsächlich aber war der Druckabfall größtenteils auf Leckage zurückzuführen. In der Frachtkammer hatte sich die Tür abgekühlt und so stark zusammengezogen, daß rundum an den Fugen Luft entweichen konnte. Daran dachte Ken jedoch nicht. Er fand den richtigen Schalter und betätigte ihn. Dann sah er zu, wie der Druck sofort auf Null absank als die Tür aufging. Die Temperatur war davon kaum betroffen. Wenn überhaupt, so fiel sie viel langsamer, denn die Pyrometer, die Wärmemeßgeräte, waren nun durch ein Vakuum isoliert und die Ausdehnung gasförmigen Schwefels in den leeren Raum hatte keinen nennenswerten Kühleffekt.

   Eine Betätigung der Schalter, die eine Erwärmung der Probesubstanzen bewirken sollten, zeigte, daß die Anlage funktionierte. Nach kurzer Überlegung entschloß Ken sich, die Magnesium- und Titan-Proben bis zum Schmelzpunkt zu erhitzen. Nachdem er sicher sein konnte, daß sie von Gasbeimengungen frei waren, beobachtete er, wie die Meßgeräte wieder die Abkühlung anzeigten. Während all dies vor sich ging, schoß das Torpedo dahin, unberührt von diesem zusätzlichen Energieverlust.

   Ken wartete ein paar Minuten ab, wobei er ein Auge über die Anzeigen wandern ließ, während er mit dem anderen den großen Raum beobachtete. Allmer hatte sich für seine Verschnaufpause eine günstige Zeit ausgesucht. Er selbst war nicht müde, bekam jedoch immer mehr das Gefühl, daß es für ihn hier Nützlicheres zu tun geben mußte. Sollte es in der Umgebung der Station Rauschgift geben, dann waren es sicher noch nicht hier eingetroffen, so daß eine gründliche Durchsuchung der Station wenig sinnvoll war. Aber vielleicht waren Vorbereitungen getroffen worden, die dem Inhalt des anderen Torpedos galten.

   Als erstes erschien es ihm am vernünftigsten, im Observatorium festzustellen, wer dieses Torpedo steuerte. War es Drai selbst, dann bedeutete dies einen Punkt zugunsten von Rade. Wenn nicht, dann war es eine andere Person, der man vielleicht Informationen entlocken konnte. Er zweifelte nicht daran, daß das Handelstorpedo nur von jemandem gesteuert werden durfte, der genau wußte, was es auf Planet Drei zu holen gab – auf dem Eisplaneten, wie Ken ihn nannte (obwohl Eis als Substanz ihm kein Begriff war. Er hatte es nie gesehen und hätte es als Wasserstoffoxid eingestuft. ›Planet festen Schwefels‹ war der Ausdruck, der seiner Vorstellung eher entsprochen hätte).

   Kens Vermutung beruhte auf dem Umstand, daß Drai sich geweigert hatte, den Namen der auf dem Planeten gewonnenen Substanz zu nennen. Entschlossen, wenigstens ein kleines Datensteinchen zu finden, das er seinem Informationsgebäude beifügen konnte, lief er die spiralförmige Rampe zum Observatorium hinauf, das auf der höchsten Ebene der Station lag. Niemand hielt ihn auf. Er begegnete ein paar Mitarbeitern, die ihn mit einem Tentakelschwenken lässig begrüßten. Die Tür zum Observatorium war unversperrt, wie er vorsichtig feststellte. Er trat ungehindert ein. Da er darauf gefaßt war, wieder hinauskomplimentiert zu werden, war er verwundert, daß niemand ein Wort sagte. Als seine Augen sich an das Halbdunkel des großen Raumes gewöhnt hatten, merkte er erleichtert, daß gar niemand da war.

   »Na, hier wimmelt es sicher nicht vor Produktionsgeheimnissen«, murmelte er. Er wollte sich bereits wieder zurückziehen, als ihm einfiel, daß er sich ebensogut von dieser Tatsache überzeugen konnte.

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