»Können Sie das Ding eine Weile in dieser Höhe halten?« fragte Ken. »Ich möchte, daß diese Titan-Probe hier oben reagiert, wenn möglich. Wir sind innerhalb der Atmosphäre, aber noch hoch genug, um nicht gesichtet zu werden.« Allmer deutete auf die Anzeige der Fotozelle. »Die Luke ist offen, und die Heizanlage glüht ganz hell. Besser, Sie schließen die Luke, auch wenn damit die Luftzufuhr gedrosselt wird. Ein Licht in dieser Höhe muß auf große Entfernung sichtbar sein.«
»Daran dachte ich nicht.« Ken war erschrocken. Nach einiger Überlegung sagte er: »Gut, schließen wir die Luke. Wir haben unsere Druckanzeiger. Fällt der Druck, dann wissen wir, daß sich etwas tut.«
»Genau.« Allmer betätigte den Hebel, der die Luke schloß, und wartete schweigend ab, während Ken die Steuerung seiner Anlage betätigte. Die Temperatur im Inneren des Torpedos stieg an, da nun die Öffnung fehlte, durch die Wärme hatte entweichen können. Eigentlich hätte auch der Druck ansteigen müssen. Zu Kens immenser Befriedigung tat er es nicht, ja, er fiel statt dessen. Auf sein Ersuchen hin wurde die Luke kurz geöffnet und gleich darauf wieder geschlossen. Als Folge davon fiel der Druck auf seinen früheren Wert zurück und sank sogar noch darunter. Das Titan ging offensichtlich mit einer gasförmigen Komponente der umgebenden Atmosphäre eine Verbindung ein, die allerdings nicht so heftig war, daß man von einer Verbrennung hätte sprechen können.
»Und jetzt runter auf die Oberfläche, wenn Sie an den Rand des Leitstrahls kommen«, sagte Ken schließlich. »Ich möchte wissen, welcher Prozentsatz der Luft so reagiert, und damit die Sache möglichst genau wird, brauche ich gleich am Anfang den größtmöglichen atmosphärischen Druck.«
Feth Allmers Bewegung sollte ein Nicken ausdrücken. »Wir sind jetzt ein Stück zum Rand hin«, sagte er. »Ich kann jetzt schnurstracks runter, wenn Sie wollen. Soll die Luke offen oder geschlossen sein?«
»Geschlossen. Ich werde die Probe ein wenig abkühlen lassen. Auf diese Weise bekommen wir nach der Landung Normaldruck, ohne daß alles verbraucht wird. Dann erhitze ich sie wieder und überprüfe, wieviel Luft in der Kammer verbraucht wurde.« Feth zeigte sich einverstanden. Gleich darauf ertönte ein schwacher Pfeifton, als das Torpedo ohne Antriebskraft in freien Fall überging. Es verfügte über Lautsprecher und Schallempfänger, da Allmer die Anlage nicht ausgebaut hatte. Acht Kilometer – sieben… zwei – eins… Mit trügerischer Lässigkeit fing der Techniker den Fall bei einer Höhe von dreihundert Meter ab und ließ das Torpedo sanft abwärtsgleiten. Dabei deutete er mit einem Tentakel auf eine andere Skala. Ken verstand nach einem Augenblick des Zögerns. Das Torpedo befand sich bereits unterhalb der Höhe der Zielflugfunkstelle.
»Ich nehme an, daß die Anlage auf einem Berg steht und wir unser Torpedo in einem Tal landen«, erläuterte Feth, ohne die Augen von den Instrumenten zu nehmen.
»Eigentlich ganz klar. Die Gegend galt ja immer als sehr rauher Teil des Planeten«, meinte Ken. »Sehr gut. Die Möglichkeit, entdeckt zu werden, ist damit geringer. Was ist denn – noch immer nicht ganz unten?«
Der Höhenmesser stand auf Null, die Abwärtsbewegung war aber noch im Gange. Während der letzten Sekunden war ein leises Rascheln hörbar geworden, jetzt kam ein lauteres Schnalzen und Knistern dazu. Die Abwärtsbewegung kam zum Stillstand. Ein Hindernis, das Radarwellen reflektierte und das Gewicht des Torpedos aushalten konnte, war im Weg. Mit einem Minimum an Abwärtsantrieb setzte die Bewegung wieder ein. Dann kam der endgültige Stillstand. Geräusche und Bewegung waren gleich Null, auch als Allmer sekundenlang die Energie verdoppelte und vervierfachte. Er wandte sich an Ken.
»Sieht aus, als wären wir gelandet. Ob der Boden so ist, wie wir ihn kennen, kann ich nicht garantieren. Hier ist der Lukenschalter, falls Sie das noch nicht wissen sollten. Jetzt machen Sie ganz allein weiter. Hoffentlich stört es Sie nicht, wenn ich bleibe und zugucke. Der Chef wird auch bald zur Stelle sein. Er müßte sein Torpedo inzwischen schon in den Orbit gebracht haben.«
»Klar, bleiben Sie ruhig da. Ich bin sogar froh darüber, weil wir das Ding vielleicht wieder bewegen und den Standort verlegen müssen.« Dabei hatte er die Luke aufgehen lassen und beobachtete voller Interesse, wie der Druckanzeiger auf einen Wert hochschnellte, der zwei Drittel über Sarr-Normal lag. Gleichzeitig stieg der Temperaturanzeiger des noch immer heißen Titanschmelzofens plötzlich an. Die größere atmosphärische Dichte hatte die leichte Abkühlung, die stattgefunden hatte, mehr als wettgemacht. Das Metall war in Brand geraten. Ken schloß hastig die Luke.
Die Temperatur stieg noch ein wenig, während die Lichtintensität in der Frachtkammer des Torpedos auf einen Wert gesteigert wurde, der selbst für die an die starke Sonne Sarrs gewöhnten Augen unerträglich gewesen wäre. Die interessanteste Meldung aber lieferte der Druckanzeiger. Kens Aufmerksamkeit blieb daran hängen.