»Ja.« Feth zog ein Mikro auf Brusthöhe herunter und wich einen Schritt zurück. Er wollte mit dem, was Ken vorhatte, nichts zu tun haben. Sallman selbst aber hatte sich wieder so tief in das Geheimnis der Eiswelt versenkt, daß daneben nichts anderes mehr existierte. Er sah keinen Grund, den Ort zu verlassen, wo seine Aktivitäten entdeckt worden waren. Er kam nicht mal auf die Idee, dem Eingeborenen, der die Entdeckung gemacht hatte, nicht zu antworten. Seine Sprechmembran eng ans Mikro gedrückt, ahmte er den ›Chef‹ nach und versuchte die aus dem Lautsprecher dringenden Geräusche zu imitieren.
Absolute Stille war die Folge.
Zunächst dachte sich keiner der Zuhörer etwas dabei. Klar, daß der Eingeborene überrascht war. Allmählich aber machte sich bei Ken Ärger breit, während man von Feths Miene ein überlegenes ›Hab-ich’s-nicht-gesagt‹ ablesen konnte.
»Sie haben ihn erschreckt«, sagte Feth. »Wenn nun sein ganzer Stamm herantrampelt, wird Drai nicht entzückt sein.«
Ein leises Knistern, das dem Ausruf des Unbekannten vorangegangen war und das Ken zunächst entgangen war, da ihn die chemischen Probleme so gefesselt hatten, fiel ihm nun wieder ein. Er klammerte sich an diesen Strohhalm.
»Wir haben sein Näherkommen gehört – es war das Geräusch, das auch das Torpedo bei der Landung machte – und wir haben noch nicht gehört, daß er sich wieder entfernte. Er muß noch immer da stehen und warten.«
»Ihn kommen gehört? Ach… das? Woher wollen Sie wissen, was es war? Wir beide haben nicht darauf geachtet.«
»Was sonst könnte es gewesen sein?« Das war eine entschieden unfaire Frage, auf die Feth keine direkte Antwort gab, sondern mit einer Gegenfrage reagierte.
»Worauf wartet er jetzt?« Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm, denn Ken wurde einer Antwort enthoben. Die menschliche Stimme meldete sich wieder, diesmal weniger schrill. Die Geschichte schien sich zu wiederholen. Ken lauschte aufmerksam. Feth hatte vergessen, daß er sich von der Szene hatte loseisen wollen, und drängte sich mit Ken vor dem Lautsprecher. Die Stimme sprach weiter. Es waren kurze, auch mit wenig Phantasie als Fragen zu erkennende Lautfolgen. Kein einziges Wort war zu verstehen, obwohl beide glaubten, mehrmals das menschliche ›Nein‹ herauszuhören. Das Wesen gab jedoch mit Sicherheit keinen jener Namen von sich, der für die Sarrianer mit den Handelsgütern verknüpft war. Feth, der diese Namen alle kannte, schrieb sie auf ein Blatt Papier. Schließlich wurde Ken von Ungeduld übermannt, nahm dem Techniker die Liste ab und sagte die Namen laut vor, so gut er konnte. Nach jedem Begriff machte er eine Pause. »Iridium… Platin… Gold… Osmium…«
»Gold!« warf der unsichtbare Sprecher ein.
»Gold«, sagte Ken ins Mikro. »Was ist das?« Diese Frage stellte er Feth im Flüsterton. Ebenso leise antwortete der Techniker. »Im Torpedo haben wir eine Probe davon. Aber wir können sie ihm nicht geben, ich möchte sie auf Spuren von Korrosion hin untersuchen. Außerdem ist sie schon vor einer Weile geschmolzen. Er würde sie aus dem Tiegel gar nicht herausbekommen. Wie heißt das Zeug, das Sie von dem Kerl bekommen haben?«
»Tafak«. Das rutschte Feth so heraus, und er bereute es sofort. Er hatte Drais Drohung noch im Ohr, wie es dem ergehen würde, der Ken über das von der Erde bezogene ›Zeug‹ Auskunft geben würde, und er wußte, daß diese Drohung keineswegs scherzhaft gemeint war. Der Gedanke daran bereitete ihm Körperjucken, als schäle sich ihm die Haut vom Leibe. Er überlegte krampfhaft, wie er es am besten verhindern konnte, daß sein Vergehen nach oben durchsickerte, hatte aber keine Zeit, sich etwas Vernünftiges auszudenken. Der Sprecher riß ihn aus seinen Überlegungen.
Waren die Ausrufe bislang laut gewesen, so klangen sie jetzt wie Explosionen. Das Wesen mußte seinen Stimmapparat an das Mikro des Torpedos angenähert und sich mit voller Lautstärke geäußert haben. Das Gebrüll hallte sekundenlang im Kontrollraum wider und übertönte fast das Geschepper, das nun folgte, ein Geräusch, das anzeigte, daß jemand gegen den Rumpf des Torpedos geschlagen hatte, und zwar heftig. Der Eingeborene schien aus irgendeinem Grund in Erregung geraten zu sein.
Fast gleichzeitig gab Ken einen Ausruf von sich. Der Temperaturanzeiger für die Gold-Probe zeigte nichts mehr an.
»Dieser verdammte Kerl hat meine Probe geklaut!« schrie er und drehte den Schalter, der die Frachtluke schloß. Der Schalter ließ sich bewegen, die Luke jedoch nicht… zumindest leuchtete die Anzeige ›Geschlossen‹ nicht auf. Ob sie in halboffener Stellung steckengeblieben war, ließ sich nicht feststellen.
Der Eingeborene blökte noch immer, lauter als zuvor. Ken drehte wieder auf ›Offen‹ und versuchte gleich darauf, die Luke wieder zu schließen. Diesmal funktionierte es. Die Sarrianer fragten sich, ob der relativ schwache Motor, der die Luke schloß, Schaden hatte anrichten können. Der Grund für das Versagen des Mechanismus war ihnen klar.