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   Er ging ein Stück weiter und blieb wieder stehen. Dann ging er den Weg zurück – und stieß etliche Meter von der Stelle, wo er gesprungen war, auf den Bach. Er suchte seine eigenen Spuren, und als er sie gefunden hatte, wurde ihm klar, daß er seiner eigenen Fährte nicht genau hatte folgen können.

   Jetzt hätte er sich unverzüglich auf den Heimweg machen müssen. Natürlich tat er nichts dergleichen. Während die Schatten am Osthang immer dunkler wurden, suchte er noch immer nach Spuren. Alle paar Minuten fand er etwas, überlegte und fand gleich darauf wieder etwas. Allmählich arbeitete er sich wieder den Hang hoch, bis er auf blanken Fels stieß. Nach längerer Überlegung wandte er sich nach Westen, wo es noch heller war. Schließlich waren sein Vater und Don in westlicher Richtung gegangen.

   Wieder querte er ein Tal. Diesmal war das Bachbett ausgetrocknet, und es gab keine Fußspuren vom Darüberspringen. Er befand sich bereits in Gipfelnähe des ungewöhnlich niedrigen Hügels auf der anderen Talseite, als er merkte, wie spät es geworden war. Roger war so vertieft in seine Spurensuche gewesen, daß er nicht einmal bemerkt hatte, wie hungrig er war. Erst als er auf dem Boden nichts mehr unterscheiden konnte, weil es so dunkel geworden war, schreckte er auf. Er hatte keine Taschenlampe dabei, da er ja nicht geplant hatte, so lange auszubleiben. Schlimmer noch, er hatte keinen Proviant, kein Wasser und keine Decke dabei. Das Fehlen von Taschenlampe und Proviant waren ernste Unterlassungssünden, oder sie wären zumindest als solche bezeichnet worden, wenn sein Vater geahnt hätte, daß er sich ohne diese Mindestausrüstung weit in die Wälder gewagt hatte.

   Roger Wing ging es ganz plötzlich auf, daß er kein zweiter Daniel Boone oder Kit Carson war, als er die ersten Sterne über sich am tiefblauen Himmel zwischen den Baumwipfeln sah. Er war ein Junge von dreizehn Jahren, der sich durch seine eigene Waghalsigkeit in eine Situation manövriert hatte, die mit Sicherheit sehr ungemütlich, vielleicht sogar gefährlich werden konnte.

   Roger war zwar unvorsichtig, aber nicht dumm. Seine erste Reaktion nach der Einschätzung seiner Lage war daher kein kopfloses Davonlaufen nach Hause. Statt dessen blieb er stehen, wo er war und legte sich sein weiteres Vorgehen zurecht.

   Es würde in der Nacht bitter kalt werden. Dagegen gab es kein Mittel, wenngleich ein paar Zweige das Ärgste vielleicht verhüten würden. Nahrung gab es keine, zumindest keine, die er in der Finsternis finden konnte. Mit dem Wasser stand es anders. Wasser mußte zu finden sein, und das war schließlich das wichtigste. Da der Bach in dem Tal, das er eben gequert hatte, ausgetrocknet war, machte sich der Junge auf den Weg über den niedrigen Hügelrücken vor ihm und stieg den Hang auf der anderen Seite hinunter. Dabei mußte er sich fast ausschließlich auf sein Tastgefühl verlassen, da die herrschende Dämmerung das Dunkel unter den Bäumen nicht erreichte. Er fand wie erhofft einen Wasserlauf, teils dem Gehör folgend, teils weil er praktisch über das Ufer stolperte.

   Ein Messer hatte er bei sich. Damit schnitt er Tannenzweige ab, aus denen er sich neben dem Bach ein Lager baute, indem er einen umgefallenen Baumstamm als primitives Dach benutzte und die Zweige daran lehnte. Alles was die Luft nur einigermaßen vom Körper abhielt, stellte eine Hilfe dar. Dann trank er aus dem Bach, lockerte den Gürtel und kroch in seinen primitiven Unterschlupf. In Anbetracht der Umstände dauerte es gar nicht lange, bis er eingeschlafen war.

   Er war ein gesunder Junge und die Nacht nicht besonders kalt. Er schlief so fest, daß das Krachen und Knistern der Äste der Waldwipfel ihn nicht weckten. Auch das viel lautere Knirschen, als Kens Torpedo durchs Unterholz stieß, bewirkte bloß, daß er sich verschlafen brummend umdrehte.

   Schließlich aber wurde er durch einen Reiz geweckt, der jeden Waldbewohner zu hektischer Aktivität trieb. Der Lukendeckel des Torpedos sah zum Lager des Jungen hin. Das Licht des brennenden Natriums und das Glühen von Gold und Eisen störten ihn nicht. Davon bekam er höchstens schlechte Träume oder aber er blickte zu diesem Zeitpunkt in die andere Richtung. Das Aufblitzen des brennenden Magnesiums traf direkt die geschlossenen Lider. Er schreckte auf, war im Handumdrehen auf den Beinen und schrie ›Feuer‹, noch ehe er richtig wach war.

   Roger hatte die verheerenden Folgen der Waldbrände kennengelernt. Im Sommer zuvor hatte es nördlich von Bonners Ferry einen ausgedehnten Waldbrand gegeben und einen kleineren in der Nähe von Troy. Er wußte, was eine solche Katastrophe für das Leben im Wald bedeutete. Sekundenlang war er wie erstarrt vor Entsetzen. Er machte einen Satz fort von der Lichtquelle und kam erst richtig zu sich, als er über den Baumstamm stolperte, neben dem er gelegen hatte.

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