»Nein. An der Außenwand sind Ringe, an die wir den Panzeranzug festklammern können. Beim Durchgang durch die Atmosphäre müssen wir diesmal vorsichtiger sein.« Er glitt die ganze Länge des Raumes entlang zu einer Schrankwand. Aus einem der Schränke zog er einen aus dem vielbesprochenen Schutzmaterial gefertigten Anzug hervor. Das Ding war sogar unter der auf Merkur herrschenden Schwerkraft schwierig zu handhaben. Wegen der Eigentümlichkeiten des sarrianischen Körperbaus konnte vom Inneren des Anzugs aus eine gewaltige Hebelwirkung erreicht werden. Dennoch fragte Ken sich, was er in dieser metallenen Monstrosität bei vierfacher Schwerkraft tun würde, falls es ihm glückte, auf Planet Drei zu landen. Dieser Gedanke mündete in eine Frage.
»Feth, welche Körperchemie haben die Eingeborenen Ihrer Meinung nach? Sie bewegen sich… vermutlich… unter gewaltiger Schwerkraft in einer Temperatur, die eigentlich alles Organische abtöten müßte. Schon mal darüber nachgedacht?«
Der Techniker überlegte. »Ja, ich muß zugeben, daß ich mich damit beschäftigt habe. Aber ich bin nicht so sicher, ob ich darüber sprechen möchte.«
»Warum nicht? So schrecklich kann es auf Planet Drei auch nicht sein.«
»Das ist es nicht. Sie wissen doch, was Drai demjenigen antun wollte, der Ihnen ein Sterbenswörtchen über das Zeug verraten würde, das wir vom Planeten beziehen?«
»Ja, ungefähr. Aber was hat das damit zu tun?«
»Vielleicht gar nichts, vielleicht aber doch. Er war ziemlich sauer, weil ich Ihnen die Bezeichnung von dem Zeug verriet. Ich hätte es ohnehin nicht getan, wenn ich bloß einen Augenblick Zeit zum Überlegen gehabt hätte. Die Situation erforderte eine rasche Antwort, und ich gab sie.«
»Aber Ihre Vorstellungen von Körperbau und Stoffwechsel der Eingeborenen kann doch kaum etwas darüber aussagen… oder vielleicht doch. Aber Drai weiß genau, daß ich noch nie für ein anderes Handelsunternehmen gearbeitet habe und selbst kein Kaufmann bin. Warum behandelt er mich wie einen Wirtschaftsspion? Mir doch egal, wie Ihr Zeug aussieht… mich interessiert der Planet.«
»Das bezweifele ich nicht. Trotzdem… falls mir nochmal so ein Ausrutscher passiert, dann behalten Sie bitte für sich, was Sie erfahren haben. Ich dachte, es gäbe eine Kernexplosion, als Drai hereinkam und Sie eben ›Tafak‹ ins Mikro brüllten.«
»Ach was, viel kann er nicht machen«. Diese Behauptung blieb im Raum hängen. Ken stürzte sich wieder in seine Überlegungen.
Feth formulierte seine Antwort sehr vorsichtig. »Drai ist hier der Chef, und meine Arbeit ist nicht die schlechteste. Also tun Sie mir den Gefallen.« Er drehte sich mit einer Miene um, die anzeigte, daß seine redselige Periode vorbei war. Ken konnte der Antwort des Technikers nichts Definitives entnehmen.
Er dachte auch nicht weiter darüber nach, da sich das andere Problem als zu interessant erwies. Feth war ein hervorragender Mechaniker, besser als viele Ingenieure, die Ken kannte. Er hatte den Schutzanzug, oder besser gesagt die Rüstung, ganz geöffnet und alle Bedienungseinrichtungen entfernt. Dann hatte er alles generalüberholt. Daraufhin hatte er den Zink-Kreislauf frisch aufgefüllt und alle Einrichtungen wieder angebracht und gesichert. Der Anzug selbst war offen geblieben. Ein Auge fragend auf Ken gerichtet, brach er das zweistündige Schweigen. »Haben Sie schon Vorstellungen, was für Instrumente eingebaut werden sollen? Sie wissen am besten, welche Werte Sie bekommen wollen.«
»Wir wollen eigentlich nur wissen, ob der Anzug Temperatur und Druck standhält. Ich denke, ein Druckmesser irgendwo im Inneren und Thermometer an den Extremitäten müßten ausreichen. Können Sie Fernmeßeinrichtungen einbauen, oder müssen wir warten, bis auch dieses Torpedo zurückkommt?«
»Leider müssen wir warten. Die Instrumente zur Fernmessung könnte ich ja leicht einbauen, doch der sprachgeschaltete Sender könnte die Werte nicht durchgehen. Ich könnte einen Mehrfachrecorder einbauen, die Instrumente daran anschließen und es so einrichten, daß Sie, per Fernsteuerung ein- und ausschalten. Ich verbinde den Recorder einfach mit dem Schaltsystem des Anzugs. Sicher wollen Sie auch die Beheizung selbst einstellen?«
»Ja. Falls erträgliche Temperaturen nur mit Maximalenergie zu erreichen sind, dann müssen wir das wissen. Sicher kann man noch zusätzliche Wärmesysteme einbauen?«
»Ich denke ja.« Zum erstenmal zeigte sich bei Feth ein Ausdruck, der einem Lächeln annähernd entsprach. »Ich könnte an den Beinen Hochöfen anbringen. Aber damit könnten Sie nicht rumgehen.«
»Auch wenn ich es nicht könnte, so kann ich wenigstens sehen.«
»Falls Sie nicht dieselben Schwierigkeiten mit der Sichtscheibe haben wie ich mit den Fernsehröhren. Auch Quarz hat seine Grenzen.«