In einem Standardschutzanzug konnte ein Sarrianer in einem See aus geschmolzenem Aluminium arbeiten, und zwar eine ganze Weile. In diesem Fall war der Temperaturunterschied geringer, als er es auf dem Eisplaneten sein würde. Die Leitfähigkeit des Metalls müßte größer sein als die der Planetenatmosphäre. Damit ließ sich der Unterschied vielleicht ausgleichen. Und wenn nicht, dann konnte man den Anzug mit zusätzlichen Heizschlangen oder einer Isolierschicht oder gar mit beidem ausrüsten. Warum hatte man nie den Versuch gemacht? Er mußte Feth oder Laj Drai fragen.
Angenommen, eine Landung war auch mit dieser Ausrüstung unmöglich. Aber warum waren dann auch Fernsehaufnahmen unmöglich? Ken wollte einfach nicht glauben, daß man das dünne Glas einer Fernsehröhre nicht so stark kühlen konnte daß es sich den Umweltbedingungen anpaßte, ohne zu zerspringen, auch wenn die elektronischen Teile erwärmt bleiben mußten. Gewiß war der Unterschied nicht größer als in den antiken Glühbirnen.
Diese beiden Fragen mußte er Feth vorlegen. Er hielt jetzt wieder auf den Kontrollraum zu, als er Drai begegnete, der ihn anredete, als hätte er heute keinen einzigen argwöhnischen Gedanken gehegt.
»Feth hat Ihr Torpedo nun auf dem Hauptleitstrahl. Drei Tage lang geht es nun ohne Steuerung dahin. Und Sie machen ein Gesicht, als hätten Sie es eilig, in den Kontrollraum zu kommen.«
»Ich wollte mit Feth etwas besprechen. Ich habe mir überlegt wie ein Raumanzug aussehen müßte, der auf Planet Drei Bestand haben soll. Mir scheint, es ließe sich da etwas machen.« Er lieferte seinem Chef eine zensierte Version seines Gedankenganges.
»Na, ich weiß nicht«, sagte Drai daraufhin. »Das müssen Sie mit Feth besprechen. Seit er bei uns ist, haben wir es schon einige Male versucht. Die Versager traten ein, als wir es mit Fernsehkameras versuchten. Auf der ersten Expedition war er nicht dabei. Damals ging es ja auch gar nicht um Erforschung, wie ich Ihnen schon sagte. Es handelte sich um eine Kreuzfahrt aus purem Vergnügen. Wir hatten so viele Torpedos an Bord, weil der Schiffseigner seine Besichtigungen gern in aller Bequemlichkeit absolvierte. Wenn wir in ein Planetensystem gelangten, schickte er ein ganzes Dutzend aus und blieb mit der
»Kenne ich ihn?«
»Nein, er starb schon vor einiger Zeit. Als wir das hier entdeckten, war er schon hochbetagt. Ich erbte sein Schiff und gründete das Handelsunternehmen.«
»Und wann kam Feth dazu?«
»Ein, zwei Jahre nach der Firmengründung – er ist der Dienstälteste meiner Mitarbeiter. Er kann Ihnen alle technischen Schwierigkeiten erklären, was ich selbst nicht könnte. Also, wenden Sie sich an ihn… falls ihm nach Reden zumute ist.« Ohne seine letzte Bemerkung zu erläutern, ging Drai weiter. Ken wunderte sich nicht darüber, er wußte bereits daß Feth zu den wortkargen Typen gehörte.
Der Techniker war im Moment arbeitslos. Er hing noch immer auf dem Ständer vor der Torpedosteuerung und dachte angestrengt nach. Als Ken eintrat, raffte er sich auf, sagte aber nichts und begnügte sich mit einem Begrüßungsnicken. Ken, dem an Feths Verhalten nichts Ungewöhnliches auffiel, überschüttete ihn geradezu mit seinen Ideen. Er durfte zu Ende sprechen, ohne unterbrochen zu werden.
»Ihre Gründe klingen gut«, mußte der Techniker eingestehen, »und ich habe auch keine Theorie zur Hand, um sie zu entkräften. Ich kann bloß darauf hinweisen, daß die Röhren immer wieder zersplittern. Wenn Sie unbedingt einen Anzug vollgepfropft mit Thermometern und Druckmessern runterschicken wollen, soll es mir recht sein, wenn ich Ihren Optimismus auch nicht teile, was Sie sicher verstehen werden. Ich habe in der Atmosphäre von Planet Drei schon jede Menge tadelloser TV-Röhren verbraucht.«
»Ich gebe gern zu, daß Sie mir an Praxis viel voraushaben«, antwortete Ken, »aber einen Versuch ist es wert.«
»Und wenn die Werte, die uns die Instrumente liefern, akzeptabel sind… wer geht dann als nächstes im Anzug runter? Der Gedanke allein macht mir steife Kniegelenke. Die Vorstellung jagt mir richtig Angst ein, das gebe ich gern zu.«
»Mir auch.« Ken dachte an das nicht zu unterdrückende Gefühl, das ihn erfaßt hatte, als er zum erstenmal Planet Drei erblickte. »Zweifellos ein scheußlicher Ort. Aber ich möchte mehr darüber wissen, und bin gewillt, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.«
»Gesundheit – daß ich nicht lache! Fünf Sekunden, nachdem sich der erste Nadelstich im Raumanzug zeigt, sind Sie eine fix und fertige Gedenkstatue«, gab der Techniker zurück. »Ich halte es schon für einen miesen Trick, wenn man tadellose Instrumente hinschickt, auch wenn ich weiß, daß sie es aushalten. Na, ich verpasse Ihnen einen schönen Anzug, wenn Sie es wirklich wollen. Torpedos haben wir in Hülle und Fülle.«
»Wie könnte man einen Anzug per Torpedo befördern? Sicher nicht im Frachtraum.«