»Das erste Argument ist schwach… dieses Tafak könnte überall vorkommen, so wie Mekko bei uns. Viel schwieriger wäre es, das Zeug nicht zu sehen. Ihr zweiter Einwand aber hat Gewicht.« Jetzt lächelte er. Es war das erste Lächeln, seitdem Ken ihn kannte. »Sie sind doch ein waschechter Wissenschaftler. Kein Rauschgiftagent würde sich unter diesen Umständen einen Deut um den Planeten kümmern. Also, meiner Meinung nach könnte das Experiment erfolgreich wiederholt werden. Ich selbst möchte die Landung nicht machen, nicht um alles in der Welt.«
»Für eines schon, jede Wette«, antwortete Ken. Feths Lächeln war wie weggeblasen.
»Ja, nur für eines. Aber diese Möglichkeit sehe ich nicht. Selbst auf Sarr mit allen seinen Möglichkeiten bedürfte es jahrelanger Forschungsarbeit der Mediziner. Und hier… welche Hoffnung bleibt uns da?«
»Keine Ahnung. Aber wir beide sind ja nicht auf den Kopf gefallen«, meinte Ken. »Ehe ich die Hoffnung ganz aufgebe, werden Jahre vergehen. Und jetzt sehen wir uns den Anzug an, den Sie vorbereitet haben, und auch denjenigen, den ich auf Vier anhatte. Vielleicht verraten Sie uns, worauf wir besonders achten müssen.«
Es war das erste Mal, daß er zu Feth von seinem Ausflug auf den Mars sprach. Ken berichtete ihm nun alle Einzelheiten, und der Techniker hörte aufmerksam zu.
»Mit anderen Worten«, sagte er, als Ken geendet hatte, »Sie hatten keinerlei Schwierigkeiten, bis Sie dieses Zeug berührten, das Ihrer Ansicht nach Wasserstoffoxid sein soll. Das bedeutet, daß es eine ausgezeichnete Leitfähigkeit besitzt, enorme spezifische Wärme hat, große Verdampfungswärme oder aber zwei oder alle drei Möglichkeiten zusammen. Stimmt’s?«
Ken mußte verwundert zugeben, daß es stimmte. Er selbst hatte sich diese Tatsachen noch gar nicht derart knapp und präzis vor Augen geführt.
Feth fuhr fort: »Im Moment läßt sich nicht sagen, ob auf Drei von dem Zeug viel vorhanden ist, immerhin besteht aber die Möglichkeit, daß es in geringen Mengen vorkommt. Daraus folgt, daß die größte Gefahr auf diesem Planeten eine Begegnung mit dieser Chemikalie ist. Ich bin nicht sicher, ob ich einen Anzug so gut isolieren kann, daß Sie den Wärmeverlust ohne Schaden zu nehmen überstehen, der durch Übertragung oder durch Konvektion in atmosphärische Gase entsteht, was immer man sich darunter vorzustellen hat.«
Ken äußerte seinen wachsenden Argwohn nicht, daß Feth seinerzeit mehr gewesen sein mußte als ein besserer Mechaniker. Er blieb beim Thema.
»Das erscheint mir richtig. Ich habe das Zeug gesehen, es ist leicht zu erkennen. Ein Ausweichen ist weiter nicht schwierig.«
»Sie haben es in fester Form kennengelernt, die sich in einem Beinahe-Vakuum verflüchtigt. Planet Drei hat beachtlichen Atmosphärendruck, deswegen könnte dort die Verbindung in flüssiger Form vorkommen. Sollten Sie auf Flüssigkeiten irgendwelcher Art stoßen, dann halten Sie sich bloß fern.«
»Klingt vernünftig. Wenn aber der Planet Sarr auch nur annähernd ähnelt, dann ist die Chance eins zu tausend, daß man in der Nähe offener Flüssigkeitsflächen landet.«
»Unsere Schwierigkeiten entspringen aber der Tatsache, daß der Planet Drei Sarr überhaupt nicht ähnlich ist«, bemerkte Feth dazu trocken, und Ken mußte ihm recht geben.
Ken staunte nur so, wieviel er in den letzten Minuten über Feth erfahren hatte. Die frühere Zurückhaltung seines Mitarbeiters war wie weggeblasen, und er kam ihm nun total verändert vor.
Die Anzüge wurden gebracht und mit äußerster Sorgfalt untersucht. Der auf Planet Vier verwendete schien unversehrt. Sie beschäftigten sich daher sehr lange mit dem anderen. Diesmal widmete Ken dem Anzug viel mehr Zeit als an Bord der
Neben der Blaufärbung des Metalls, die Sauerstoff zuzuschreiben war, wie er nachgewiesen hatte, hatte er an geschützteren Stellen eine losere Krustenbildung entdeckt, die eindeutig auf eine Kaliumverbindung hindeutete – eine der wenigen, die Ken sofort erkannte –, und bei Erwärmung wurde ein deutlicher Geruch nach doppelschwefelsaurem Kohlenstoff bemerkbar. Und dies war eine für den Chemiker völlig unerklärliche Erscheinung. Er war mit gasförmigen Verbindungen beider Elemente vertraut, konnte sich aber noch vorstellen, das sich aus ihnen etwas absetzen konnte, was bei ›normaler‹ Temperatur im festen Zustand blieb..
Natürlich hatte er keine Ahnung vom Aufbau irdischer Planeten, und er hatte auch das Feuer nicht gesehen, dessen Überreste Roger Wing so in Erstaunen versetzt hatten. Auch das beste Vorstellungsvermögen hat seine Grenzen, wenn Fakten fehlen.
Die Gelenke waren, wie Feth erwartet hatte, an den Dichtungen geschrumpft. Oxidspuren waren in der Isolierschicht nachweisbar. Es mußte Atmosphäre von Planet Vier in den Anzug eingedrungen sein, entweder durch Diffusion oder aber durch Außendruck, nachdem der Schwefel gefroren war.
»Glauben Sie, daß das auch passieren wird, wenn die Dichtungen ordnungsgemäß angezogen sind?« fragte Ken, nachdem dieser Punkt überprüft worden war.