…На одном из снимков – Эли шести или семи лет. Родители послали его в столичный Бухарест в хедер, заниматься религией. Оттуда, надеялись они, он попадет в Палестину, в ешиву. Но Эли разрушил эти благочестивые планы: из бухарестского хедера с его грязью, клопами и тараканами он быстро сбежал к себе на Буковину. Улыбается и не продолжает шутить: «В шесть лет я уже достаточно соображал, чтобы бежать от ешивы!».
ELI KLIGLER: «BIN ICH ETWA NICHT AUCH EIN RUSSISCHER JUDE?..»
In Rumänien und der UdSSR
Väterlicherseits stammt die Familie von Eli Kligler aus Czernowitz, mütterlicherseits – aus Wien. Im 19. Jahrhundert befanden sich die beiden Städte in demselben Land, genau gesagt in demselben Kaiserreich – in Österreich-Ungarn. Seit damals haben die beiden Städte auf den Wellen der Geschichte ziemlich wild geschaukelt: Wien unterstand einem deutschen Gauleiter, Czernowitz wurde sowohl vom rumänischen König als auch von einem sowjetischen Sekretär des Gebietskomitees regiert. Aber selbst während der sowjetischen Periode wurden weder das deutsche noch das jüdische Leben in Czernowitz unterdrückt.
Der Großvater von Eli, Israel Eliyahu Kligler, wurde in Czernowitz geboren, wo er auch verstarb. Dort war er ein Mann von Ansehen – ein Industrieunternehmer und Gabbai in der Großen Synagoge. Juden machten damals fast die Hälfte der Stadtbevölkerung aus. Sie sprachen sowohl Jiddisch als auch Deutsch. 1894 kam in Czernowitz der Vater von Eli Kligler – Wilhelm – zur Welt, und 1901 erblickte in Wien seine Mutter – Henriette – das Licht der Welt. 1921 heirateten sie, 1922 wurde ihr Erstling Leopold geboren – der einzige und ältere Bruder von Eli.
Als Czernowitz 1939 von der UdSSR annektiert wurde, erstellten die sowjetischen Machthaber diverse Listen, unter anderem die Liste der prominentesten Juden, die nach Sibirien abgeschoben werden mussten. Der Name seines Vaters stand auch auf der Liste, man fand ihn aber nicht und holte an seiner Stelle seinen Bruder zusammen mit dessen Frau. So entging Elis Vater der Deportation nach Sibirien, aber es ist eine große Frage, wem von den beiden ein größeres Glück widerfuhr.
Im Januar 1941 kam Eli zur Welt, und nach einem halben Jahr stießen deutsche und rumänische Truppen nach Osten vor. Nachdem die Deutschen unterwegs Czernowitz besetzten, richteten sie hier wie meistens ein Ghetto ein. Das Elternhaus der Kligler lag auf dem Ghettogelände, und darin drängten sich alle ihre Verwandten aus anderen Stadtteilen zusammen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Deutschen bereits verboten, jüdische Flüchtlinge aus Polen aufzunehmen. Als zwei polnische Verwandte der Kligler zum Vater kamen und ihn um Zuflucht baten, sagte er ab – sowohl wegen des Verbots als auch weil das Haus schon sehr voll war. Dann denunzierten diese «netten» Menschen den Vater bei der Polizei, indem sie mitteilten, dass in seinem Haus polnische Flüchtlinge lebten. Der Vater wurde verhaftet und brutal verprügelt. Um ihn aus dem Knast freizukaufen, machte die Mutter alle ihre Wertsachen und Pelze zu Geld – und der Vater wurde freigelassen! Er war aber kaum wieder zu erkennen: Ein einst erfolgreicher und wohlhabender Unternehmer war zu einem durch die erlittene Misshandlung zerdrückten und armseligen Invaliden geworden.
Sehr viele Juden wurden aus Czernowitz nach Transnistrien deportiert, und die meisten von ihnen kamen dort ums Leben. Den Kliglern gelang es aber, alle Gräuel des Ghettos zu überleben und der Abschiebung zu entfliehen. 1944 kamen die Russen nach Czernowitz. Ein starker Eindruck aus der Kindheit: Sowjetische Panzer rollen über die Straßen, der 4-jährige Junge steht zusammen mit seiner Mutter abseits – und die Erde bebt unter seinen kleinen Füßen.
Schon 1945 beschlossen die Eltern von Eli, ohne auf das Ende des Krieges zu warten, auch vor diesem System zu fliehen. Mit Hilfe sympathischer ukrainischer Begleiter überquerten sie illegal die sowjetisch-rumänische Grenze. Aber an der Grenze geschah plötzlich etwas völlig Unerwartetes: Die Ukrainer hörten auf, nett zu sein, und nahmen ihnen alles weg, was sie dabei hatten, bis auf die Leibkleidung. In solchen Fällen pflegt man zu sagen: «Man hat kein Hemd auf dem Leib». Aber man hatte auch etwas, worüber man sich freuen konnte: Die Kligler waren am Leben und kamen dort an, wo sie immer hinwollten – in Rumänien.