Читаем Fußfall полностью

Außerdem hing ein LeninPorträt dort. Kein Besuch der örtlichen Parteivertreter brauchte Bondarew daran zu erinnern, daß das unerläßlich war. Sie mochten nichts von der Arbeit des Instituts verstehen – das Fehlen eines LeninPorträts würde ihnen mit Sicherheit sofort auffallen. Möglicherweise war es das einzige, was solche Besucher zu bemerken imstande waren.

Bondarew wartete ungeduldig und zuckte zusammen, als das Haustelefon schnarrte.

»Ja?«

»Er ist am Flughafen«, sagte seine Sekretärin.

»Aha.«

»Hier ist verschiedenes zu unterschreiben.«

»Bringen Sie es herein!« sagte Bondarew schroff.

Sekunden später öffnete sich die Tür. Lorena kam mit einer Anzahl Papiere herein.

Sie war klein und hatte dunkle, blitzende Augen. Ihre Fesseln waren schlank, und um ein Handgelenk lag ein Goldkettchen, das ihr Pawel Bondarew vor langer Zeit geschenkt hatte. Seit zehn Jahren war sie seine Geliebte, und er konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Soweit ihm bekannt war, hatte sie nichts außer ihm. Nach außen war sie die vollkommene Sekretärin, privat die vollkommene Geliebte. Gelegentlich kam ihm der Gedanke, sie liebe ihn aufrichtig, doch flößte er ihm so großen Schrecken ein, daß er ihm nicht weiter nachging. Gefühlsbindungen waren gefährlich.

Sie schloß die Tür hinter sich. »Wer ist das?« wollte sie wissen. »Warum schickt Moskau jemand her, der seinen Namen nicht nennt? Haben Sie sich etwas zuschulden kommen lassen, Pawel Alexandrowitsch?«

Er runzelte leicht die Stirn. Seit einiger Zeit sprach sie sogar im Büro so mit ihm, natürlich nur, wenn niemand in der Nähe war. Trotzdem – es war nicht gut für die Disziplin. Ein Tadel drängte sich ihm auf die Lippen, doch er schluckte ihn hinunter. Er würde dafür bezahlen müssen, heute abend, morgen abend, irgendwann in ihrer Wohnung…

»Es hat nichts auf sich«, sagte er einfach. »Von Schwierigkeiten kann keine Rede sein, und ich war auf sein Kommen eingestellt.«

»Sie kennen ihn also.«

»Nein. Ich meine, daß mit dem Eintreffen von jemandem aus Moskau zu rechnen war.« Er lächelte, und sie schob sich näher an ihn heran, bis sie neben seinem Sessel stand. Ihre Hand lag auf seinem Arm. Er tätschelte sie. »Wirklich, es gibt keine Schwierigkeiten, meine Liebste. Beruhigen Sie sich. Es hat mit dem Anruf aus Hawaii zu tun. Erinnern Sie sich?«

»Aber ich soll es nicht erfahren.«

Er lachte. »Ich habe es auch meiner Frau und meinen Kindern nicht gesagt.«

Sie schnaubte verächtlich.

»Es ist ein Staatsgeheimnis, eine Angelegenheit der staatlichen Sicherheit! Warum sollte ich Sie hinters Licht führen?«

»Was haben wir mit der Staatssicherheit zu tun? Wie kann unser Land von fernen Milchstraßen her bedroht werden? – Was haben Sie angestellt? Pawel, so dürfen Sie nicht weitermachen!«

»Aber was…«

»Sie wollen nach. Moskau!« fauchte sie. »Dahinter steckt Ihre Frau. Sie war hier nie glücklich.« Ihre Stimme änderte sich, wurde kreischend, ahmte spöttisch den Ton einer großen Dame aus Moskau nach. »Nun, die Partei hat es für nötig gehalten, Pawel für einige Jahre hierher zu entsenden. Die Leute in der Provinz sind so untüchtig, da mußten wir das Opfer wohl auch bringen.«

»Es wäre mir lieb, wenn Sie Marina nicht nachäfften«, sagte er. »Außerdem haben Sie unrecht. Es hat mit einer Rückkehr nach Moskau nicht das geringste zu tun. Außerdem werde ich Sie mitnehmen, wenn es eines Tages dazu kommt. Welcher Russe will nicht in Moskau leben?«

»Ich. Ich möchte hierbleiben, und zwar mit Ihnen. Hier paßt Ihre Frau nicht so auf. In Moskau hätte sie Sorge, ihre Freundinnen könnten erfahren, daß ihr Mann eine Geliebte hat.«

Zwar hatte sie damit recht, aber es spielte kaum eine Rolle. »Das ist jetzt unwichtig«, sagte er. »Die Dinge werden sich bald ändern, früher, als Sie denken. Uns allen stehen große Veränderungen bevor.«

Sie runzelte die Stirn. »Das klingt ernst.«

»Mir war es noch nie so ernst.«

»Veränderungen zum Besseren?«

»Das weiß ich nicht.« Er stand auf und nahm ihre Hände in seine. »Aber mit Sicherheit gehen sie über unsere Voraussagemöglichkeiten hinaus und sind so tiefgreifend wie in der Revolution.«

Pawel Bondarew vertiefte sich in die ihm übergebenen Dokumente, warf aber von Zeit zu Zeit einen Blick auf den Mann, der sie gebracht hatte. Dmitri Parfenowitsch Gruschin war trotz seiner Jugend schon Oberstleutnant im KGB. Er trug einen so tadellos sitzenden Anzug aus weichem Wollstoff, daß er nur in Paris oder London geschneidert sein konnte. Gruschin war von durchschnittlicher Körpergröße und schlank, aber sein Händedruck war sehr fest gewesen, und er ging mit federndem Schritt.

Die Papiere bestätigten, was General Narowtschatow bereits gesagt hatte. »Aha«, sagte Bondarew, »ich soll nach Baikonur.«

»Ja, Genosse Akademiemitglied.« Gruschin sprach mit Achtung in der Stimme. Es war schwer. Schlüsse auf das zu ziehen, was er dachte, da er Gesicht und Stimme vollkommen unter Kontrolle zu haben schien.

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