Gruschin hob die Schultern. »Kleinigkeiten. Ein Beispiel. Er hat seinen alten Feldwebel da oben, der während des Äthiopienkonflikts seinen Hubschrauber gewartet hat. Der Mann hat bei den Kampfhandlungen beide Beine verloren. Als er im Zuge der Rotation zur Erde zurück sollte, hat Rogatschow Ausreden gefunden, um ihn dort zu behalten. Er hat erklärt, ein Besserer stehe nicht zur Verfügung, und es sei für Kosmograd von großer Bedeutung, ihn dort zu behalten.«
»Und? Hat er recht?«
Gruschin hob wieder die Schultern. »Auch das werde ich in Erfahrung bringen. Verstehen Sie mich, Genosse Akademiemitglied. An Bord von Kosmograd werde ich nur einer der stellvertretenden Kommandanten sein, Erster Vize ist die Tutsikowa. Aber ich werde Ihnen unmittelbar berichten. Wenn es erforderlich ist, können Sie Rogatschow ablösen lassen.«
Bondarew nickte verstehend. Er empfand eine unbestimmte Furcht.
Es war ein heller, klarer, sonniger Frühlingstag – die Art Tag, die es wert erscheinen ließ, daß man die Regenperioden ertrug. Die schneebekrönten Gipfel des Mount Baker und der Zwillingsschwestern erhoben sich majestätisch über den Vorbergen im Osten Bellinghams. Selbst für Alteingesessene war die Aussicht eindrucksvoll, und den aus Los Angeles Zugereisten blieb vor Staunen der Mund offenstehen. Sie standen in der Nähe des alten Rathauses, eines roten Backsteinbaus im Stil alter Ritterburgen, und sahen abwechselnd über die Bucht zu den San JuanInseln und dann wieder zurück zu den Bergen hin.
Als Kevin Shakes einen Uniformierten auf sich zukommen sah, überlegte er, was möglicherweise nicht in Ordnung war. Sein Blick ging unwillkürlich zum Wagen hinüber – hatte er falsch geparkt? Eine typische Großstädterreaktion. In einer Kleinstadt wie Bellingham konnte man seinen Wagen abstellen, wo man Lust dazu hatte.
Der Uniformierte trug ein braunes, kurzärmeliges Hemd mit Dienstabzeichen und einen Revolvergürtel. Er war drei bis vier Jahre älter als Kevin mit seinen achtzehn Jahren. Breit grinsend nahm er den Hut ab, so daß dünnes Blondhaar in einer Art Treppenschnitt zum Vorschein kam. »Hallo, Miranda«, sagte er. »Ist das jetzt der ganze Verein?«
»Alle außer Papa und Mama.« Auch Miranda lächelte. »Leigh, das sind meine Brüder Kevin, Carl und Owen. Wir waren gerade einkaufen.«
Carl und Owen – dreizehn und elf Jahre alt, mit völlig gleichem, glattem braunen Haarschopf, aber dreißig Zentimeter Unterschied in der Körpergröße – sahen mißtrauisch auf den Uniformierten, der sich vorwiegend für Miranda zu interessieren schien. Er sagte jetzt: »Man könnte glauben, daß ihr den ganzen Laden leergekauft habt.«
Kevin sagte: »Vielleicht hat es Miranda schon gesagt, wir sind nicht allein da draußen. In dem Haus wohnen noch drei andere Familien. Jeder gehört ein Fünftel, und sie kommen alle auf Urlaub her.«
»Wird das nicht ziemlich eng?«
Kevin zuckte die Achseln. Mirandas Lächeln wurde zurückhaltender. »Ja. Es ist das erste Mal so. Eigentlich hatten wir uns abwechseln wollen, jede Familie eine Woche. Aber irgendwie scheint das nicht zu klappen. Mal sehen, was wird. Die anderen Familien sind nicht so groß wie unsere. Aber ich kenne sie nicht sehr gut.«
Miranda und der junge Polizist gingen ein wenig beiseite, um ungestört zu sein, und Kevin ließ sie. Als sie wieder im Wagen saßen, fragte er: »Wer ist das? Woher kennst du ihn?«
»Er heißt Leigh Young. Er war im Club, und wir haben Tennis gespielt. Er ist nicht besonders gut darin, könnte aber besser werden.«
»Gefällt er dir?«
»Schon.«
»Ich glaube, Papa hätte nichts dagegen, wenn du dich mit einem von der Polizei triffst. Kann nützlich sein.« Dann sah Kevin sich um, um sich zu vergewissern, daß die kleineren Brüder bei den Bergen von Lebensmitteln auf der Ladefläche saßen, bevor er den Motor anließ. »Voll wird es bestimmt.«
»Ja.«
»Was hältst du von der Sache, Randy? Meinst du, Papa hat recht?«
Sie zuckte die Achseln. »Zuerst hab ich gedacht, er spinnt.«