»Ganz genau!«, sagte Pettigrew schrill und deutete mit seiner verstümmelten Hand auf Hermine.»Ich danke dir! Siehst du, Remus? Ich hab Harry nie auch nur ein Haar gekrümmt! Warum sollte ich auch?«
»Das will ich dir erklären«, sagte Black.»Weil du nie etwas für irgend jemanden getan hast ohne zu wissen, was dabei für dich herausspringt. Voldemort versteckt sich seit fünfzehn Jahren, es heißt, er sei halb tot. Du wolltest unter Dumbledores Nase doch keinen Mord begehen für einen Zauberer, der nur noch ein Wrack ist und all seine Macht verloren hat? Du mußt ganz sicher sein, daß er der größte Quälgeist auf dem Spielplatz ist, bevor du zu ihm zurückkehrst. Warum sonst hat du eine Zaubererfamilie gesucht, die dich aufnimmt? Mit einem Ohr hast du auf die neuesten Nachrichten gelauscht, nicht wahr, Peter? Nur für den Fall, daß dein alter Beschützer seine Kraft wiedergewinnen würde und du gefahrlos zurückkehren könntest…«
Pettigrew bewegte den Mund, blieb jedoch stumm. Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben.
»Ähm – Mr Black – Sirius?«, sagte Hermine ängstlich.
Black zuckte zusammen, als Hermine ihn so anredete, und starrte sie an wie eine Erscheinung.
»Darf ich Sie fragen, wie – wie Sie aus Askaban fliehen konnten ohne schwarze Magie?«
»Danke!«, keuchte Pettigrew und nickte ihr begeistert zu,»genau das, was ich -«
Doch Lupin brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Black sah Hermine stirnrunzelnd an, schien sich aber nicht über sie zu ärgern. Offenbar dachte er über seine Antwort nach.
»Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe«, sagte er langsam.»Ich glaube, ich habe nur deshalb nicht den Verstand verloren, weil ich unschuldig war. Das war kein glücklicher Gedanke, also konnten ihn die Dementoren auch nicht aus mir heraussaugen… aber er bewahrte mich davor, verrückt zu werden. Ich wußte immer, wer ich war… das half mir, meine Kräfte zu bewahren… und als dann alles… zu viel wurde… konnte ich mich in meiner Zelle verwandeln… und ein Hund werden. Dementoren können nichts sehen, mußt du wissen…«Er schauderte.»Sie spüren den Menschen nach und nähren sich von ihren Gefühlen… sie merkten, daß meine Gefühle weniger – weniger menschlich, einfacher waren, wenn ich ein Hund war… aber sie dachten natürlich, ich würde den Verstand verlieren wie alle andern dort drin, es kümmerte sie nicht. Doch ich war schwach, sehr schwach, und ich hatte keine Hoffnung, ich könnte sie mir ohne Zauberstab jemals vom Leib halten…
Doch dann sah ich Peter auf diesem Bild… er war also mit Harry in Hogwarts… in bester Lage, um handeln zu können, falls ihm zu Ohren gelangen sollte, daß die Dunkle Seite wieder an die Macht kam…«
Pettigrew schüttelte den Kopf und bewegte stumm die Lippen, starrte jedoch unverwandt Black an, als wäre er hypnotisiert.
»… bereit, in dem Moment zuzuschlagen, da er sich seiner Verbündeten sicher war… und ihnen den letzten der Potters auszuliefern. Wenn er ihnen Harry brachte, wer würde es dann noch wagen zu behaupten, er hätte Lord Voldemort verraten? Sie würden ihn in Ehren wieder aufnehmen…
Du siehst also, ich mußte etwas tun. Ich war der Einzige, der wußte, daß Peter noch lebte…«
Harry fiel ein, was Mr Weasley seiner Frau erzählt hatte:»Die Wachen sagen, er habe im Schlaf geredet… immer dieselben Worte… >Er ist in Hogwarts<.«
»Es war, als hätte jemand ein Feuer in meinem Kopf entfacht«, fuhr Black fort,»und die Dementoren konnten es nicht ersticken… es war kein Glücksgefühl… ich war wie besessen… doch das gab mir Kraft und klärte meine Gedanken. Nun, eines Nachts, als sie meine Tür öffneten, um mir das Essen zu bringen, huschte ich flink als Hund an ihnen vorbei… es ist so viel schwieriger für sie, die Gefühle von Tieren zu erspüren, das verwirrt sie… ich war dünn, ganz abgemagert… so konnte ich durch die Gitter schlüpfen… als Hund schwamm ich hinüber zum Festland…«
Er blickte Harry an und diesmal sah Harry nicht weg.
»Glaub mir«, krächzte Black.»Glaub mir, Harry. Ich habe James und Lily niemals verraten. Ich wäre lieber gestorben als das zu tun.«
Und endlich glaubte ihm Harry. Er nickte mit zugeschnürter Kehle.
»Nein!«
Pettigrew war auf die Knie gefallen, als wäre Harrys Nicken sein Todesurteil gewesen. Er rutschte auf den Knien herum, die Hände vor sich verschränkt, wie zu Kreuze kriechend.»Sirius – ich bin's… Peter… dein Freund… du wirst doch nicht…«
Black stieß mit dem Fuß nach ihm und Pettigrew zuckte zurück.
»Ich hab schon genug Dreck auf dem Umhang, ohne daß du ihn berührst«, sagte Black.
Pettigrew wandte sich Lupin zu.»Remus!«, quiekte er und krümmte sich flehend vor ihm.»Du glaubst das doch nicht… hätte Sirius dir nicht gesagt, daß sie den Plan geändert hatten?«
»Nicht, wenn er glaubte, ich wäre der Spion, Peter«, sagte Lupin.»Ich vermute, deshalb hast du es mir nicht gesagt, Sirius?«, sagte er ungerührt über Pettigrews Kopf hinweg.
»Verzeih mir, Remus«, sagte Black.
»Keine Ursache, Tatze, alter Freund«, sagte Lupin und krempelte sich die Ärmel hoch.»Und du, vergibst auch du mir, daß ich dich für einen Spion gehalten habe?«