»Jeden Abend dieser Woche!,«wiederholte Harry geschockt.»Aber, Professor könnten Sie nicht -?«
»Nein, kann ich nicht,«sagte Professor McGonagall matt.
»Aber -«
»Sie ist Ihre Lehrerin und hat sehr wohl das Recht, Ihnen eine Strafe zu erteilen. Sie werden morgen um fünf Uhr zum ersten Mal in ihrem Büro erscheinen. Denken Sie daran: seien Sie vorsichtig in ihrer Gegenwart.«
»Aber ich sagte die Wahrheit!,«verteidigte sich Harry empört.»Voldemort ist zurück. Sie wissen, daß er es ist;
Professor Dumbledore weiß es auch.«
»Um Himmels Willen, Potter!,«sagte Professor McGonagall und rückte sich wütend die Brille zurecht (Sie ist entsetzt zusammengezuckt, als Harry Voldemorts Namen aussprach).»Denken Sie wirklich, es geht hier um Wahrheit oder Lüge? Es geht darum, daß Sie ihren Kopf gesenkt und Ihr Temperament unter Kontrolle halten sollten.«
Sie erhob sich. Ihr Mund war schmal und die Nasenlöcher weit. Harry stand ebenfalls auf…»Wollen Sie noch einen Keks?,«sagte sie gereizt und hielt ihm die Blechdose entgegen.
»Nein, danke,«sagte Harry kalt.
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich,«fauchte sie.
Er nahm einen.
»Danke,«sagte er widerwillig.
»Haben Sie Dolores Umbridges Rede beim Fest am Schulbeginn nicht verfolgt, Potter?«
»Jaah,«sagte Harry.»Ja… sie sagte… Fortschritte werden verhindert oder… nun, das bedeutet, daß… daß sich das Zauberministerium in Hogwarts einzumischen versucht.«
Professor McGonagall beäugte ihn für einen Moment streng, dann schnaubte sie, lief um ihren Tisch herum und öffnete die Tür für ihn.
»Nun. Ich bin froh, daß sie auf Hermine Granger hören. In welcher Hinsicht auch immer,«sagte sie und wies ihn aus dem Büro…
Kapitel 13 – Abendessen in der Großen Halle
An diesem Abend war das Abendessen in der Großen Halle eine unangenehme Angelegenheit für Harry. Die Nachricht über seinen lautstarken Streit mit Umbridge hatte sich sogar für Hogwarts Standards ungewöhnlich schnell herumgesprochen. Er saß zwischen Ron und Hermine und hörte die anderen Schüler um sich herum tuscheln.
Seltsamerweise schien es sie nicht im Geringsten zu stören, daß Harry ihnen zuhören konnte. Es war im Gegenteil eher so, als ob sie im Stillen hofften, daß er in Rage geraten würde und sich der Streit wiederholen würde, so daß sie seine Geschichte aus erster Hand hören könnten.
»Er hat gesagt, er hätte gesehen, wie Cedric Diggory ermordet wurde…«
»Er hat behauptet, er hätte sich mit Du-Weißt-Schon-Wer ein Duell geliefert…«
»Jetzt mach mal halblang…«
»Was glaubt der eigentlich, wenn er hier für dumm verkauft?«
»Also bitte…«
»Ich verstehe einfach nicht,«sagte Harry mit zusammengebissenen Zähnen und legte Messer und Gabel zur Seite (seine Hände zitterten zu sehr um sie still zu halten),»warum vor zwei Monaten alle die Geschichte geglaubt haben, die Dumbledore ihnen erzählt hat…«
»Die Sache ist die, Harry, ich bin mir nicht sicher, ob sie das getan haben,«sagt Hermine grimmig.»Kommt, lasst uns von hier verschwinden.«
Sie knallte ihr Besteck auf den Tisch; Ron schaute sehnsüchtig auf seinen halbfertigen Apfelkuchen, kam jedoch eilends mit. Auf dem kompletten Weg durch die Halle wurden sie von den Leuten angestarrt.
»Was meinst Du mit, Du bist Dir nicht sicher, ob die anderen Dumbledore geglaubt haben?«fragte Harry Hermine als sie den ersten Treppenabsatz erreicht hatten.
»Schau, Du weißt nicht wie es war, nachdem es passiert ist,«sagte Hermine leise.»Du kamst zurück, mitten auf dem Rasen, Cedrics toten Körper fest umklammert… niemand von uns hat gesehen, was im Labyrinth vor sich gegangen ist
… wir hatten nur Dumbledores Wort, daß Du-Weißt-Schon-Wer zurückgekommen, Cedric gekillt und mit Dir gekämpft hat.«
»Was die reine Wahrheit ist!«sagte Harry laut.
»Ich weiß, Harry, jetzt reiß mir bitte nicht den Kopf ab.«sagte Hermine müde.»Es ist nur so, daß sie über den Sommer nach Hause gefahren sind, bevor sich die Nachricht setzen konnte. Dort haben sie die letzten zwei Monate damit verbracht zu lesen, daß Du ein Spinner bist und Dumbledore langsam senil wird!«
Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, als sie mit großen Schritten durch die leeren Korridore zurück zum Gryffindorturm gingen. Harry fühlte sich, als ob der erste Tag Wochen gedauert hätte, aber er hatte immer noch einen Berg Hausaufgaben zu erledigen, bevor er ins Bett gehen konnte. Ein dumpfer Schmerz begann über seinem rechten Auge zu pochen. Als sie in den Korridor der Fetten Dame bogen, blickte er aus dem regennassen Fenster auf das dunkle Gelände. In Hagrids Hütte war immer noch kein Licht zu sehen.