Читаем Liebe Deinen Nächsten полностью

Rosenfeld brach in ein Hohngelächter aus. »Wie wollen Sie denn in den Kindersarg ’reinkommen? Waser, das ist ein Auto für Liliputaner. Stellen Sie sich vor: Sie haben eine schöne Frau bei sich im langen Abendkleid, womöglich sogar aus Goldbrokat oder Pailletten, mit einem kostbaren Pelz, Sie kommen aus dem Maxim, es ist Dezember, Schnee, Matsch auf der Straße, und dann haben Sie diesen fahrbaren Radioapparat da stehen – wollen Sie sich noch lächerlicher machen?«

Waser bekam einen roten Kopf. »Das sind Ideen eines Kapitalisten! Rosenfeld, ich flehe Sie an! Sie träumen von einer Lokomotive, aber nicht von einem Auto. Wie können Sie nur an so einem Mammut Gefallen finden? Das ist was für Kommerzienräte! Sie sind doch ein junger Mensch! Wenn Sie etwas Schweres haben wollen, dann nehmen Sie in Gottes Namen den Delahaye, der hat Rasse und macht immer noch leicht seine 160 Kilometer!«

»Delahaye?« Rosenfeld schnaubte verächtlich durch die Nase. »Verölte Kerzen alle Augenblicke, meinen Sie, was?«

»Ausgeschlossen, wenn Sie ihn richtig fahren! Ein Jaguar, ein Projektil, vom Ton des Motors wird man allein schon besoffen! Oder wenn Sie etwas ganz Fabelhaftes haben wollen, dann nehmen Sie den neuen Supertalbot! Hundertachtzig Kilometer spielend! Da haben Sie wirklich etwas!«

Rosenfeld quietschte vor Empörung. »Ein Talbot! Ja, da habe ich was! Nicht geschenkt nehme ich die Karre, die so überkomprimiert ist, daß sie im Stadtverkehr kocht! Nein, Waser, ich bleibe beim Cadillac.« Er wendete sich wieder dem General-Motors-Fenster zu. »Sehen Sie nur die Qualität! Fünf Jahre lang brauchen Sie da die Haube nicht aufzumachen! Komfort, lieber Waser, den haben nur die Amerikaner ’raus! Der Motor geschmeidig und lautlos, Sie hören ihn überhaupt nicht!«

»Aber Mensch!« brach Waser los,»ich will doch gerade den Motor hören! Das ist doch Musik, wenn so ein nerviges Aas losgeht!«

»Dann schaffen Sie einen Traktor an! Der ist noch lauter!«

Waser starrte Rosenfeld an. »Hören Sie«, sagte er dann leise, sich mühsam beherrschend,»ich schlage Ihnen ein Kompromiß vor: Nehmen Sie den Mercedes Kompressor! Schwer und rassig dabei! Einverstanden?«

Rosenfeld winkte überlegen ab. »Nicht mit mir zu machen! Geben Sie sich keine Mühe! Cadillac, sonst nichts!« Er vertiefte sich wieder in die schwarze Eleganz des riesigen Wagens auf der Drehscheibe.

Waser sah verzweifelt um sich. Dabei erblickte er Kern und Ruth. »Hören Sie, Kern«, sagte er,»wenn Sie die Wahl hätten zwischen einem Cadillac oder einem neuen Talbot, was würden Sie nehmen? Doch den Talbot, was?«

Rosenfeld drehte sich um. »Den Cadillac, natürlich, daran ist doch gar kein Zweifel!«

Kern grinste. »Ich wäre schon mit einem kleinen Citroen zufrieden.«

»Mit einem Citroen?« Die beiden Auto-Enthusiasten sahen ihn wie ein räudiges Schaf an.

»Oder mit einem Fahrrad«, fügte Kern hinzu.

Die beiden Fachleute wechselten einen raschen Blick. »Ach so!« meinte Rosenfeld dann, sehr abgekühlt. »Sie haben nicht viel Verständnis für Autos, wie?«

»Auch wohl nicht für Autosport, was?« fügte Waser etwas angeekelt hinzu. »Nun ja, es gibt Leute, die interessieren sich für Briefmarken.«

»Das tue ich!« erklärte Kern erheitert. »Besonders für ungestempelte.«

»Na, dann entschuldigen Sie!« Rosenfeld schlug seinen Rockkragen hoch. »Kommen Sie, Waser, wir wollen noch die neuen Modelle von Alfa Romeo und Hispano drüben besichtigen.«

Die beiden gingen, versöhnt durch den Ignoranten Kern, einträchtig in ihren abgeschabten Anzügen davon, um noch über einige Rennwagen zu streiten. Sie hatten Zeit dazu – denn sie hatten kein Geld für ein Abendessen.

Kern sah ihnen erfreut nach. »Der Mensch ist ein Wunder, Ruth, was?«

Sie lachte.


KERN FAND KEINE Arbeit. Er bot sich überall an; aber selbst für zwanzig Francs am Tag konnte er nirgendwo unterkommen.

Nach zwei Wochen war das Geld verbraucht, das sie besaßen. Ruth bekam von dem jüdischen und Kern vom gemischt jüdischchristlichen Komitee eine kleine Unterstützung; zusammen hatten sie etwa fünfzig Francs in der Woche. Kern sprach mit der Wirtin und erreichte, daß sie für diesen Betrag die beiden Zimmer behalten konnten und morgens etwas Kaffee mit Brot bekamen.

Er verkaufte seinen Mantel, seinen Koffer und den Rest seiner Sachen von Potzloch. Dann begannen sie Ruths Sachen zu verkaufen. Einen Ring ihrer Mutter, Kleider und ein schmales goldenes Armband. Sie waren nicht sehr unglücklich darüber. Sie lebten in Paris, das war ihnen genug. Sie hofften auf den nächsten Tag und fühlten sich geborgen. In dieser Stadt, die alle Emigranten des Jahrhunderts aufgenommen hatte, wehte der Geist der Duldung; man konnte in ihr verhungern, aber man wurde nur so viel verfolgt, wie unbedingt notwendig war – und das erschien ihnen schon viel.

Перейти на страницу:

Похожие книги

Отверженные
Отверженные

Великий французский писатель Виктор Гюго — один из самых ярких представителей прогрессивно-романтической литературы XIX века. Вот уже более ста лет во всем мире зачитываются его блестящими романами, со сцен театров не сходят его драмы. В данном томе представлен один из лучших романов Гюго — «Отверженные». Это громадная эпопея, представляющая целую энциклопедию французской жизни начала XIX века. Сюжет романа чрезвычайно увлекателен, судьбы его героев удивительно связаны между собой неожиданными и таинственными узами. Его основная идея — это путь от зла к добру, моральное совершенствование как средство преобразования жизни.Перевод под редакцией Анатолия Корнелиевича Виноградова (1931).

Виктор Гюго , Вячеслав Александрович Егоров , Джордж Оливер Смит , Лаванда Риз , Марина Колесова , Оксана Сергеевна Головина

Проза / Классическая проза / Классическая проза ХIX века / Историческая литература / Образование и наука