Читаем Majestic – Die Saat des Todes полностью

Wir kletterten hintereinander aus dem Fenster. Kim stellte sich wie üblich geschickter an als ich. Sie ersparte sich diesmal jedoch die spöttischen Bemerkungen, die sie in solchen Situationen normalerweise immer in niemals endenden Variationen bereit hatte. So lautlos, dass nicht einmal ich ihre Schritte hörte, obwohl ich unmittelbar hinter ihr ging, huschte sie vor mir her zur Ecke des Gebäudes, blieb einen Moment stehen und spähte dann vorsichtig zuerst nach rechts, dann nach links. Nach einer letzten Sekunde des Zögerns lief sie mit schnellen, aber immer noch beinahe lautlosen Schritten los. Der Greyhound stand auf der anderen Seite des Parkplatzes, vielleicht fünfzig oder sechzig Schritte entfernt. In der Stille, die mit der Nacht endgültig Einzug gehalten hatte, klang das Geräusch des im Leerlauf brummenden Motors überlaut – aber es reichte trotzdem nicht, um das unserer Schritte vollkommen zu überdecken.

Ich warf einen hastigen Blick über die Schulter zurück.

Von Steel war nichts mehr zu sehen, aber die Tür des benachbarten Apartments stand offen. Die Vorstellung, dass Steel sich einfach in der Zimmernummer geirrt haben sollte, erschien mir geradezu lächerlich. Aber vielleicht war das unsere einzige Chance. Steel – das Ding, das aussah wie Steel, verbesserte ich mich in Gedanken – würde keine Sekunde zögern, uns auch in einem voll besetzten Bus zu erschießen.

Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, wehte in dieser Sekunde ein dumpfer Knall an mein Ohr; eigentlich mehr ein Plopp, wie das Öffnen einer Sektflasche. Eine Sekunde später erfolgte ein zweites, gedämpftes Plopp. Vielleicht tatsächlich das Geräusch, das beim Öffnen einer Sektflasche entsteht. Vielleicht aber auch der charakteristische Laut eines Schalldämpfers. Und eigentlich auch nicht vielleicht. Ich hatte während meiner Ausbildung bei Majestic oft genug mit einer Waffe mit Schalldämpfer gefeuert, um ihn zu erkennen.

Kimberley, die nicht durch einen Koffer behindert war, hatte den Bus mittlerweile erreicht, und auch ich legte einen kurzen Zwischenspurt ein. Als ich um die Ecke des Drive-in bog, sah ich noch einmal über die Schulter zurück und erkannte eine dunkle Gestalt, die aus der Tür des Motelzimmers stürmte und sich nach links wandte. Steel hatte seinen Irrtum bemerkt. Er würde weitere Sekunden verlieren, in denen er auch noch Löcher in die Kopfkissen auf unseren Betten schoss.

Ich hechtete regelrecht in den Bus, ließ den Koffer fallen und grub mit fliegenden Fingern nach den Tickets. Natürlich fand ich sie nicht sofort und brauchte länger, als wenn ich Ruhe bewahrt hätte. Der Busfahrer sah mich stirnrunzelnd an. Er ersparte sich jeden Kommentar, aber ich rief mich selbst in Gedanken zur Ordnung. Wir durften kein Aufsehen erregen. Das Leben auf der Flucht gehorchte anderen Regeln als denen, nach denen wir bisher gelebt hatten. Alles, woran Menschen sich erinnern konnten, war schlecht. Wir mussten lernen, unsichtbar zu werden.

Ich zwang mich mit aller Kraft, mit zur Schau gestellter Ruhe abzuwarten, bis der Fahrer unsere Tickets entwertet hatte, nahm den Koffer wieder auf und ging zu Kim, die im hinteren Teil des Greyhounds Platz genommen hatte. Erst dann gestattete ich mir einen Blick nach draußen. Der Parkplatz und das Motel lagen dunkel und reglos da. Steel war nicht zu sehen. Als ich mich neben Kim auf den kalten Kunstledersitz sinken ließ, schlossen sich die Türen mit einem durchdringenden Zischen und einen Augenblick später setzte sich der Greyhound in Bewegung. Steel tauchte nicht auf.

Aber keine zehn Minuten, nachdem der Greyhound das Motel verlassen und sich auf den Weg nach Dallas gemacht hatte, kam uns ein Wagen der Highway-Patrol mit heulenden Sirenen entgegen.

23. November 1963, 8:24

Hotel ›Texas‹, Fort Worth

Das Hotel TEXAS gehörte nicht zur obersten Preisklasse, rangierte aber in einer Kategorie, in der Leute wie Kim und ich normalerweise nicht abstiegen. Die Wagen, die vor der Tür parkten, waren groß und schwarz und schienen zum überwiegenden Teil aus Chrom und überdimensionalen Weißwandreifen zu bestehen, und vor der vierflügeligen Glastür stand ein Portier in einer pedantisch gebügelten Livree, der jeden, der an dem Hotel vorbeiging, misstrauisch beäugte. Offensichtlich hatte man den Mann hauptsächlich nach seiner Statur ausgewählt. Er war ungefähr so groß wie das Hotel und seine Schultern waren breit genug, um einen Schlachtkreuzer dahinter zu verstecken.

»Gib dir keine Mühe«, sagte Kim spöttisch. »Den schaffst du nicht.«

Ich sah sie einen Moment lang verständnislos an. Wir hatten in einem kleinen Café gegenüber dem Hotel Platz genommen; zwei der insgesamt nur fünf Tische standen vor dem Fenster, so dass wir das TEXAS im Auge behalten konnten, ohne selbst gesehen zu werden. »Wie?«

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