Читаем Majestic – Die Saat des Todes полностью

Ich ging zur Bar, nahm auf einem Hocker in Steels Hörweite Platz und bedeutete dem Barkeeper mit Gesten, mir ein Bier zu bringen. Steel würde meine Stimme wahrscheinlich nicht erkennen, so gebannt wie er von der Tanzvorführung war, aber ich hatte wenig Lust, mich von einer Kugel im Hinterkopf eines Besseren belehren zu lassen.

Das bestellte Bier kam. Ich schenkte mir selbst ein, trank hastig den Schaum ab und füllte das Glas randvoll nach, was mir einen tadelnden Blick des Barkeepers einbrachte – aber auch einen improvisierten Spiegel, in dem ich zumindest Steels Gestalt als verzerrten Reflex hinter mir erkennen konnte. Er war noch immer allein, nippte ab und zu an einem Drink und wippte zum Takt der Musik mit dem rechten Bein, das er lässig über das linke geschlagen hatte. Ich hoffte nur, der Kerl war nicht wirklich hierher gekommen, um sich den Striptease anzusehen und sich auf Kosten seines Spesenkontos bei Majestic zu betrinken. Denn während der nächsten zehn Minuten zumindest tat er genau das. Mir kamen sie vor wie eine Stunde, und Kimberley, die draußen im Wagen wartete, mussten sie wie ein ganzes Jahr erscheinen. Ich betete, dass sie nicht die Nerven verlor und mir nachkam. Dass Steel mich nicht entdeckt hatte, grenzte an sich schon an ein kleines Wunder.

Ich war nahe daran, mein mittlerweile schal gewordenes Bier auszutrinken und es aufzugeben, als sich ein zweites, verzerrtes Spiegelbild neben das Jim Steels in meinem Bierglas setzte.

»Mister Ruby!« Steel hob sein Whisky glas und prostete dem Mann spöttisch zu. »Ich dachte schon, Sie hätten unsere Verabredung vergessen.«

Ich nahm all meinen Mut zusammen, drehte mich auf dem Barhocker halb herum und tat so, als hätte ich nun doch mein Interesse für die Stripteasevorführung auf der Bühne entdeckt. Die Tänzerin hatte mittlerweile gewechselt, aber die Qualität der Darbietung nicht. Immerhin konnte ich den Mann, der sich zu Steel gesetzt hatte, jetzt deutlich erkennen. Er musste zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt sein, neigte zur Fettleibigkeit und trug einen teuren Anzug, der an ihm aber seltsamerweise ebenso schäbig wirkte wie dieses ganze Etablissement. Er war sehr nervös. Hätte er gewusst, dass sein Gesicht vierundzwanzig Stunden später auf jedem Fernsehschirm der westlichen Welt zu sehen sein würde, wäre er vermutlich noch sehr viel nervöser gewesen.

»Wieso kommen Sie hierher, Jim?«, fragte er. »Ich will nicht, dass wir uns hier treffen, das wissen Sie doch!«

Steel lachte und nippte an seinem Whisky. »Was ist los mit Ihnen, Jack? Fühlen Sie sich nicht gut?«

»Gut? Wer, zum Teufel, fühlt sich heute in diesem Land gut!«

»Ich«, antwortete Steel. »Und Sie sollten es auch, Jack. Sie haben keinen Grund, beunruhigt zu sein. Alles ist ganz hervorragend gelaufen.«

Ich sah nicht direkt in Rubys Richtung, aber er fuhr so heftig zusammen, dass es mir gar nicht entgehen konnte. Plötzlich begann er zu lachen; leise, hysterisch und nur für ein paar Sekunden, ehe der Laut in etwas anderes, Unangenehmes überging. »Ich... höre etwas, Jim«, stammelte er.

»Wir alle hören ständig irgendetwas, oder?«, antwortete Steel. »Das ist unser Job.«

Ruby schien seine Antwort gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. »Ich höre ununterbrochen... Dinge«, murmelte er. »Stimmen, Jim. Fremde Stimmen. Fremde Gedanken. Ich... ich kann sie nicht abstellen.«

»Sie hören die Gedanken der Leute hier?« Ich konnte Steels Gesicht nicht erkennen, aber sein schmieriges Grinsen war beinahe zu hören. »Dann müssten Sie aber den ganzen Tag mit roten Ohren herumlaufen, Jack.«

»Ich meine es ernst«, antwortete Ruby. »Ich... ich ertrage das nicht mehr! Es ist in meinem Kopf! Stimmen, die mir... Dinge zuflüstern. Was haben Sie mit mir getan, Jim?«

»Ich?« Steel lachte ganz leise. »Nichts, Jack, das wissen Sie doch... Was geht denn in Ihrem Kopf vor, Jack?«

»Oswald«, antwortete Ruby.

»Oswald? Wer ist das?«

»Irgendetwas wird passieren«, murmelte Ruby. »Etwas Schlimmes. Ich... ich weiß nicht, was, aber es wird passieren. Bald. Warum... warum weiß ich das alles, Jim?«

Irgendwie spürte ich Steels Bewegung, einen Sekundenbruchteil bevor er sich wirklich herumdrehte und in meine Richtung sah. Ich widerstand der Versuchung, erschrocken auf dem Barhocker herumzufahren, sondern drehte nur das Gesicht zur Theke und griff nach meinem Bier. Die verzerrte Spiegelung darin zeigte mir, dass Steel nicht mich anstarrte, sondern nur einen raschen, suchenden Blick in die Runde warf. Für jeden, der nicht wusste, wer Jim Steel wirklich war, war das Gespräch bisher vielleicht sonderbar gewesen, aber trotzdem unverfänglich. Steels nächste Worte bewiesen, dass das nicht mehr lange so bleiben würde.

»Lassen Sie uns irgendwo hingehen, wo wir reden können, Jack«, sagte er. »Ich denke, ich kann Ihnen helfen.«

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