1 Ich fuhr schnell um die Kirche herum, drehte dort und fuhr zum Röntgenplatz. Ich war pünktlich um sechs dort und sah Ulla schon dort vor dem Fleischerladen stehen, als ich von der Tschandlerstraße aus auf den Röntgenplatz einbog: ich sah sie die ganze Zeit über, während ich, von anderen Autos eingeklemmt, mich nur langsam um den Röntgenplatz bewegte, bis ich endlich abbiegen und parken konnte. Sie hatte den roten Regenmantel an und den schwarzen Hut auf, und ich entsann mich, ihr einmal gesagt zu haben, wie gerne ich sie in dem roten Mantel sah. Ich parkte irgendwo, und als ich auf sie zulief, sagte sie als erstes: „Da darfst du nicht halten. Das kann dich zwanzig Mark kosten."
2 Ich sah an ihrem Gesicht, dass sie schon mit Wolf gesprochen hatte, schwarz beschattet war die rosige Haut. Zwischen zwei weißen Schmalzblöcken hinten im Schaufenster des Metzgerladens, über ihrem Kopf, zwischen Blumenvasen und marmornen Etageren stand eine Pyramide von Fleischkonserven, auf deren Etiketten mit knalligem Rot gedruckt war: Corned beef. „Lass das Auto", sagte ich, „wir haben so wenig Zeit." — „Unsinn", sagte sie, „gib mir den Schlüssel. Drüben ist ein Platz frei geworden."
3 Ich gab ihr den Schlüssel und sah ihr zu, wie sie in mein Auto stieg, es geschickt von der verbotenen auf die andere Seite dirigierte, wo gerade ein Auto abgefahren war. Dann ging ich zum Briefkasten an der Ecke und warf den Brief an ihren Vater ein.
4 „So ein Unsinn", sagte sie, als sie zurückkam und mir den Schlüssel gab, „als ob du Geld zu verschenken hättest."
5 Ich seufzte, und ich dachte an die Unendlichkeit einer langen, lebenslangen Ehe, die ich fast mit ihr geführt hätte; an die Vorwürfe, die in dreißig, in vierzig Jahren in mich hineingefallen wären, wie Steine in einen Brunnen fallen; wie erstaunt wäre sie gewesen, wenn das Echo der fallenden Steine geringer geworden, stumpfer, kurz — bis sie kein Echo mehr gehört und die Steine aus dem Brunnen herausgewachsen waren, und das Bild eines Brunnens, derSteine erbrach, verfolgte mich, als ich mit ihr um die Ecke aufs Café Joos zuging.
6 Ich sagte : „Hast du mit Wolf gesprochen?" Und sie sagte: „Ja" Und ich fasste ihren Arm, als wir vor dem Café Joos standen, und sagte: „Müssen wir reden?"
Илья Михайлович Франк , Илья Франк , Фридрих Дюрренматт , Яков Александрович Унфангер , Яков Унфангер
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