»Sagst du dasselbe auch über mich, Sassenach?«, fragte er plötzlich. Er klang verlegen, und ich drehte ihm den Kopf zu und musterte ihn überrascht.
»Sage ich was? Dass du schön bist?« Mein Mund verzog sich unwillkürlich, und er lächelte ebenfalls.
»Nun … das nicht gerade. Aber zumindest, dass du es ertragen kannst, mich anzusehen.«
Ich zeichnete die schwach sichtbare, weiße Linie der Narbe auf seinen Rippen nach, die vor langer Zeit ein Schwert hinterlassen hatte. Die längere, wulstigere Narbe des Bajonetts, das ihm den Oberschenkel der Länge nach aufgeschlitzt hatte. Den Arm, der mich festhielt, gebräunt und rau, die Härchen darauf von den langen Tagen voll Sonne und Arbeit weiß-golden gebleicht. Neben meiner Hand lag sein Glied zusammengerollt zwischen seinen Oberschenkeln, weich und klein jetzt und empfindlich in seinem Nest aus auberginefarbenem Haar.
»Für mich bist du schön, Jamie«, sagte ich schließlich leise. »So schön, dass es mir das Herz bricht.«
Seine Hand fuhr über die Wölbungen meiner Wirbelsäule, eine nach der anderen.
»Aber ich bin doch ein alter Mann«, sagte er lächelnd. »Oder ich sollte einer sein. Ich habe weiße Haare auf dem Kopf; mein Bart ist grau geworden.«
»Silbern«, sagte ich und strich über die weichen Bartstoppeln an seinem Kinn, die gescheckt waren wie ein Patchworkquilt. »Hier und da.«
»Grau«, sagte er beharrlich. »Und löcherig dazu. Und doch …« Er sah mich an, und sein Blick wurde sanfter. »Und doch brenne ich, wenn ich zu dir komme, Sassenach – und ich glaube, das wird auch so bleiben, bis wir beide zu Asche verbrennen.«
»Meinst du das poetisch?«, fragte ich vorsichtig. »Oder wörtlich.«
»Oh«, sagte er. »Nein. Ich wollte nicht … nein.« Er legte den Arm fester um mich und neigte mir den Kopf zu.
»Was das angeht, so bin ich mir nicht sicher. Wenn es so weit kommen sollte –«
»Es wird aber nicht so weit kommen.«
Sein Lachen hauchte durch mein Haar.
»Du klingst, als wärst du dir da sehr sicher, Sassenach.«
»Die Zukunft lässt sich ändern; ich tue es doch andauernd.«
»Oh, aye?«
Ich drehte mich ein Stück zur Seite, um ihn anzusehen.
»Ja. Sieh dir Mairi MacNeill an. Wenn ich letzte Woche nicht da gewesen wäre, wäre sie gestorben, und ihre Zwillinge mit ihr. Aber ich
Ich legte mir eine Hand in den Nacken und beobachtete die Reflexion der Flammen, die wie Wellen über die Deckenbalken huschten.
»Ich frage mich natürlich – es gibt viele Menschen, die ich nicht retten kann, aber manchmal gelingt es mir ja. Wenn jemand meinetwegen am Leben bleibt und später Kinder bekommt, die dann
»Aye«, sagte er langsam. Er ergriff meine freie Hand und malte mit seinem langen Finger die Linien auf meiner Handfläche nach.
»Aye, aber es ist
»Natürlich. Und nicht nur Ärzte.« Hingerissen von der Überzeugungskraft meiner Argumente, setzte ich mich auf. »Aber das spielt keine Rolle – verstehst du denn nicht? Du –« Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. »Du hast doch auch schon dann und wann einen Menschen gerettet. Fergus? Ian? Und hier sind sie nun beide, leben vor sich hin, pflanzen sich fort und so weiter. Du hast für sie doch die Zukunft verändert, nicht wahr?«
»Aye, nun ja … vielleicht. Aber mir blieb doch gar nichts anderes übrig, oder?«
Diese simple Frage machte mich sprachlos, und wir lagen eine Weile schweigend da und sahen zu, wie das Licht über die weiß verputzte Wand flackerte. Schließlich bewegte er sich an meiner Seite und sprach weiter.
»Ich sage das nicht, weil ich mir Mitleid wünsche«, sagte er. »Aber siehst du … dann und wann schmerzen mich meine Knochen ein wenig.« Ohne mich anzusehen, spreizte er seine verkrüppelte Hand und wandte sie im Licht hin und her, so dass seine gekrümmten Finger einen Schatten an die Wand warfen, der die Gestalt einer Spinne hatte.