Die Erfahrung war ihm eine harsche Lehrerin gewesen, doch das Drängen seines Körpers war lauter als die Stimme seiner Vernunft. Er streckte verstohlen die Hand aus und umfasste sanft die Pobacke, die ihm am nächsten war. Sie war kühl und glatt und rund wie ein Kürbis.
Brianna gab einen tiefen, leisen Kehllaut von sich und räkelte sich genießerisch. Sie krümmte ihren Rücken und hob ihr Hinterteil auf eine Weise, die Roger zu der Überzeugung brachte, dass es am klügsten war, wenn er einfach die Bettdecke zurückwarf, sich auf sie rollte und in zehn Sekunden ans Ziel gelangte – länger würde es sowieso kaum dauern.
Er schaffte es immerhin, die Bettdecke zurückzuwerfen.
Als er den Kopf vom Kissen hob, schob sich ein rundes, bleiches Objekt, das an einen der Jupitermonde erinnerte, langsam über den Wiegenrand in sein Blickfeld. Ein blaues Augenpaar betrachtete ihn mit klinischer Teilnahmslosigkeit.
»Oh,
»Oh,
Brianna fuhr auf und blinzelte unter ihrem wirren Haar hervor.
»Was? Was ist passiert?«
»Äh … mich hat etwas gestochen.« Roger schlug den Rand der Decke diskret wieder um. »Wir müssen hier eine Wespe haben.«
Sie räkelte sich stöhnend auf ihrem Kissen und schob sich mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht, dann griff sie nach dem Becher auf dem Nachttisch und trank; wenn sie erwachte, hatte sie immer Durst.
Ihre Augen wanderten über ihn hinweg, und ein Lächeln breitete sich langsam über ihren sanften Mund. »Ach ja? Das ist aber ein böser Stich, den du da hast. Soll ich ihn dir einreiben?« Sie stellte den Becher hin, rollte sich grazil zur Seite, stützte sich auf ihren Ellbogen und streckte eine Hand aus.
»Du bist eine Sadistin«, sagte Roger zähneknirschend. »Hundertprozentig. Das musst du von deinem Vater haben.«
Sie lachte, zog ihre Hand von der Bettdecke, stand auf und zog sich das Hemd an.
»MAMA! Miss, Mama!«, teilte ihr Jemmy strahlend mit, als sie ihn ächzend aus der Wiege hob.
»Du kleine Ratte«, sagte sie liebevoll. »Du machst dich heute Morgen bei Papa aber nicht sehr beliebt. Dein Zeitplan stinkt zum Himmel.« Sie rümpfte die Nase. »Und nicht nur der.«
»Das kommt wohl darauf an, wie man es betrachtet.« Roger drehte sich auf die Seite und sah den beiden zu. »Von
»Ja.« Brianna sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Daher auch das neue Wort, was?«
»Das kannte er doch schon«, sagte Roger trocken. »Ziemlich gut sogar.« Er setzte sich hin, schwang die Beine aus dem Bett und strich sich mit der Hand durch das Haar und über das Gesicht.
»Nun, dann brauchen wir ja jetzt nur noch eine Überleitung vom Abstrakten zum Konkreten, was?« Sie stellte Jemmy hin, kniete sich vor ihn, küsste ihn auf die Nase und öffnete die Sicherheitsnadeln seiner Windel. »Igitt. Meinst du, achtzehn Monate ist zu früh, um mit dem Töpfchen anzufangen?«
»Ist die Frage an mich oder an ihn gerichtet?«
»Puh. Ist mir egal – wer von euch beiden eine Meinung dazu hat.«
Jemmy hatte offensichtlich keine; er ignorierte den entschlossenen Angriff, den seine Mutter mit einem kalten, feuchten Tuch auf seinen Allerwertesten verübte, mit fröhlicher Engelsgeduld, denn er war ganz in ein neues, selbst komponiertes Lied vertieft: »Puh, puh, Miss, Miss, PUH, PUH …«
Brianna setzte dem ein Ende, indem sie ihn schwungvoll auf die Arme nahm und sich mit ihm auf den Sessel am Kamin setzte.
»Was zu essen?«, fragte sie und zog den Halsausschnitt ihres Hemdes einladend herunter.
»Gott, ja«, sagte Roger inbrünstig. Brianna lachte, nicht ohne Mitgefühl, und legte Jemmy auf ihren Schoß, wo er glückselig zu saugen begann.
»Du bist als Nächster dran«, versicherte sie Roger. »Möchtest du Porridge oder frittierte Maiskuchen zum Frühstück?«
»Steht sonst noch etwas auf der Speisekarte?« Verdammt, er war beinahe so weit gewesen, dass er das Bett hätte verlassen können, aber jetzt stand er wieder ganz am Anfang.
»Oh, klar. Toast mit Erdbeermarmelade. Käse. Eier, aber die musst du dir aus dem Hühnerstall holen; ich habe keine in der Vorratskammer.«
Roger hatte Schwierigkeiten, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, während er Brianna im gedämpften Licht der Hütte vor sich hatte, die langen Oberschenkel unter dem Nachthemd gespreizt, die Fersen unter dem Sessel. Sie schien sein Desinteresse an Ernährungsfragen zu bemerken, denn sie blickte auf, sah ihn lächelnd an und ließ ihrerseits den Blick über seinen nackten Körper wandern.
»Du siehst gut aus, Roger«, sagte sie leise. Ihre freie Hand senkte sich und legte sich leicht auf die Innenwölbung ihres Oberschenkels. Sie ließ die langen Finger mit den stumpfen Nägeln so langsam kreisen, dass sie sich kaum bewegten.
»Du auch.« Seine Stimme war heiser. »Mehr als gut.«