Ich tippte mir mit dem Federkiel an den Mund, überlegte, dann fügte ich sorgsam eine Randbemerkung an, in der ich zusätzlich zu dieser Behandlung eine Ernährung empfahl, die viel ballaststoffreiches Gemüse enthielt und sowohl zur Vorbeugung von Verstopfung als auch ihrer ernsteren Komplikationen diente – es gab doch nichts Besseres als ein wenig Anschauungsunterricht!
Ich wischte den Kiel ab, legte ihn hin und blätterte um, wobei ich mich fragte, ob Alehuf wohl eine Pflanze war – und wenn ja, was für eine – oder eine gärende Erkrankung des Pferdehufes. Ich konnte Jamie in seinem Studierzimmer rascheln hören; ich würde gleich zu ihm gehen und ihn fragen.
Fast hätte ich es übersehen. Es stand auf der Rückseite des Blattes mit der Zeichnung von Mr. Howards Fistel, offenbar ein beiläufiges Postskriptum nach vollbrachtem Tagewerk.
Diese Zeilen setzten der einschläfernden Atmosphäre des Nachmittags mit einem Schlag ein Ende. Fasziniert setzte ich mich gerade hin und blätterte weiter, um herauszufinden, ob der Doktor Jocasta tatsächlich untersucht hatte. Ich hatte sie – unter großen Schwierigkeiten – ein einziges Mal dazu bewegen können, dass sie mir gestattete, ihre Augen zu untersuchen, und ich war neugierig, zu welchem Schluss Rawlings gekommen war. Ohne Ophtalmoskop gab es keine Möglichkeit, den Grund für ihre Erblindung mit Sicherheit zu bestimmen, doch ich hatte einen Verdacht – und Dinge wie den Grauen Star oder Diabetes konnte ich mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Ich fragte mich, ob Rawlings irgendetwas gesehen hatte, was mir entgangen war, und ob sich ihr Zustand seit seiner Visite merklich geändert hatte.
Bei diesen Zeilen lächelte ich; ganz gleich, wie rudimentär seine Methoden waren, Daniel Rawlings war ein guter Arzt. Ich fragte mich erneut, was aus ihm geworden war und ob es mir jemals vergönnt sein würde, ihm zu begegnen. Ich hatte das traurige Gefühl, dass es nicht geschehen würde; ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Arzt nicht zurückkommen würde, um einen Satz derart schöner Instrumente, wie es die seinen waren, wieder an sich zu bringen, wenn es ihm nur irgendwie möglich war.
Da ich ihn in meiner Neugier immer wieder bedrängt hatte, hatte Jamie pflichtschuldigst Nachfragen angestellt, ohne jedoch Erfolg gehabt zu haben. Daniel Rawlings war nach Virginia aufgebrochen, hatte die Truhe mit seinen Instrumenten zurückgelassen – und sich in Luft aufgelöst.
Die nächste Seite, der nächste Patient; Aderlass, Abführmittel, geöffnete Brandblasen, die Entfernung eines entzündeten Nagels, eine Zeichnung eines Zahnabszesses, die Kauterisierung einer chronisch wunden Stelle am Bein einer Frau … Rawlings hatte in Cross Creek gut zu tun gehabt. Doch war er je bis nach River Run gekommen?
Ja, da war es, eine Woche und mehrere Seiten später.