»Aye?« Duff blickte nachdenklich von Jamie zu Roger und dann zu mir. »Aye, kann schon sein. Aber gehen wir einmal davon aus, dass du schwimmen kannst, MacKenzie, und sich vielleicht sogar Mr. Fraser an der Oberfläche halten kann – aber ich glaube nicht, dass das auch auf die Dame zutrifft, oder? Röcke und Unterröcke …« Er schüttelte den Kopf und sah mich mit gespitzten Lippen berechnend an. »Sie würde wie ein Stein zu Boden sinken.«
Peter verrutschte kaum merklich und zog seine Füße unter sich.
»Claire?«, sagte Jamie. Ich sah, wie sich seine Finger fest an die Ruder klammerten und hörte seinen angestrengten Unterton. Ich seufzte und zog die Pistole unter dem Rock auf meinem Schoß hervor.
»Schön«, sagte ich. »Welchen von beiden soll ich erschießen?«
Peter riss die Augen so weit auf, dass um seine ganzen, schwarzen Pupillen herum das Weiße zu sehen war. Er sah erst die Pistole an, dann Duff, dann Jamie.
»Wir ha’m den Tee an ’nen gewissen Butler geliefert«, sagte er. »Arbeitet für Mist’ Lyon.« Er wies erst auf mich, dann auf Duff. »Schießt auf ihn«, schlug er vor.
Nachdem das Eis nunmehr gebrochen war, brauchten unsere beiden Passagiere nicht mehr lange, um uns auch ihr restliches Wissen anzuvertrauen. Dabei hielten sie nur dann und wann inne, damit Jamie sich zwischen den einzelnen Fragen über den Bootsrand hinweg übergeben konnte.
Wie Duff schon angedeutet hatte, war die Schmuggelei in der Gegend so verbreitet, dass sie als normales Geschäftsgebaren galt; die meisten Kaufleute – und sämtliche Besitzer kleiner Boote – in Wilmington wie auch an der ganzen Küste von Carolina, beteiligten sich daran, um die mörderischen Zölle zu umgehen, mit denen die offiziellen Importwaren belegt waren. Stephen Bonnet war allerdings nicht nur einer der erfolgreicheren Schmuggler, sondern auch ein echter Spezialist.
»Besorgt Waren auf Bestellung«, sagte Duff und verdrehte den Hals, um sich besser zwischen den Schulterblättern kratzen zu können. »Und zwar in großen Mengen.«
»Wie groß?« Jamie hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in die Hände sinken lassen. Das schien zu helfen; seine Stimme war fest.
Duff spitzte die Lippen und blinzelte, während er nachrechnete.
»Wir waren zu sechst in dem Wirtshaus an der Roanoke Street. Sechs mit kleinen Booten, meine ich, klein genug für die schmalen Buchten. Wenn alle aufgeladen haben, was sie konnten … dann waren es alles in allem fünfzig Kisten Tee.«
»Und er bringt eine solche Ladung wie oft mit – alle zwei Monate?« Roger hatte sich ein wenig entspannt und stützte sich auf seine Ruder. Meine Wachsamkeit hatte jedoch nicht nachgelassen, und ich sah Duff über die Pistole hinweg finster an, um ihm das anzudeuten.
»Oh, öfter«, antwortete Duff, der mich misstrauisch beobachtete. »Ich weiß es nicht genau, aber man hört ja Gerüchte, nicht wahr? Nach dem, was die Besatzungen der anderen Boote sagen, bekommt er während der Saison alle zwei Wochen irgendwo zwischen Virginia und Charleston eine Ladung herein.« Roger grunzte bei diesen Worten überrascht auf, und Jamie blickte kurz von seinen verschränkten Händen auf.
»Was ist mit der Marine?«, fragte er. »Wen bezahlt er?« Das war eine gute Frage. Möglich zwar, dass kleinere Boote den Blicken der Marine entgingen, doch Bonnets Machenschaften umfassten offenbar große Mengen an Schmuggelware, die auf großen Schiffen hereinkamen. Ein Unternehmen in dieser Größenordnung musste schwer geheim zu halten sein – und die nahe liegende Lösung war, dass er gar nicht erst versuchte, es geheim zu halten.
Duff schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln.
»Kann ich nicht sagen, Mann.«
»Aber Ihr habt seit Februar nicht mehr für Bonnet gearbeitet?«, fragte ich. »Warum nicht?«
Duff und Peter wechselten einen Blick.
»Skorpionfische isst man, wenn man Hunger hat«, sagte Peter zu mir. »Wenn man was Besseres hat, lässt man es sein.«
»Was?«
»Der Mann ist gefährlich, Sassenach«, übersetzte Jamie trocken. »Sie haben nur ungern mit ihm zu tun, es sei denn, aus Not.«
»Nun, wisst Ihr, Bonnet«, sagte Duff, der sich allmählich für das Thema erwärmte. »Man kann ganz gut mit ihm auskommen – solange man dieselben Interessen verfolgt wie er. Falls man ihm aber plötzlich in die
Peter fuhr sich ernst mit dem Finger quer über den sehnigen Hals und nickte bestätigend.
»Und es ist nicht so, als ob er einen warnen würde«, fügte Duff hinzu und nickte ebenfalls. »In einer Minute teilt man Whisky und Zigarren, in der nächsten liegt man auf dem Rücken und atmet Blut und freut sich, dass man überhaupt noch atmet.«
»Ist er so aufbrausend?« Jamie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wischte sich dann die verschwitzte Handfläche an seinem Hemd ab. Das feuchte Leinen klebte ihm an den Schultern, doch ich wusste, dass er es nicht ausziehen würde.
Duff, Peter und Roger schüttelten bei dieser Frage gleichzeitig die Köpfe.
»Eiskalt«, sagte Roger, und ich hörte den leisen Unterton der Anspannung in seiner Stimme.
»Bringt einen um, ohne mit der Wimper zu zucken«, versicherte Duff Jamie.