»Was denn, Sassenach? Es ist ja nicht so, als hättest du dich geweigert, mein Bett zu teilen – zumindest hoffe ich, dass es so weit dann doch noch nicht ist.«
»Nein«, sagte ich reumütig. »Nachdem ich zwei Wochen auf dem Boden geschlafen habe, würde ich
»Nein«, sagte ich noch einmal. »Ich bin einfach nur … erledigt.« In meinem Unterleib verkrampfte sich etwas, und es folgte ein anhaltender Schmerz. Ich verzog das Gesicht und presste meine Hand auf die Stelle.
»Oh!«, sagte er wieder, denn plötzlich verstand er. »Diese Sorte von erledigt.«
»Diese Sorte von erledigt«, pflichtete ich ihm trocken bei. Ich stieß den Kessel mit dem Zeh an. »Ich bringe ihn besser zurück; ich brauche kochendes Wasser, damit ich meine Weidenrinde ziehen lassen kann. Das dauert ziemlich lange.« So war es; es dauerte über eine Stunde, und bis dahin würden sich die Krämpfe heftig verschlimmert haben.
»Zum Teufel mit deiner Weidenrinde«, sagte er und brachte aus den Tiefen seines Hemdes eine silberne Feldflasche zum Vorschein. »Versuch’s mal hiermit. Zumindest brauchst du es nicht erst zu kochen.«
Ich drehte den Stopfen heraus und atmete ein. Whisky, noch dazu sehr guter Whisky.
»Ich liebe dich«, sagte ich aufrichtig, und er lachte.
»Ich liebe dich auch, Sassenach«, sagte er und berührte sanft meinen Fuß.
Ich trank einen Schluck und ließ ihn mir tröpfchenweise durch die Kehle rinnen. Er sickerte angenehm über meine Schleimhäute, stieß dann auf Grund und stieg in einer plötzlichen, bernsteinfarbenen Rauchwolke wieder auf, die all meine Ritzen füllte und sich langsam und lindernd um die Quelle meines Leidens legte.
»Ooooooh«, seufzte ich und nahm noch einen Schluck. Ich schloss die Augen, um ihn besser zu genießen. Ein irischer Bekannter hatte mir einmal versichert, dass wirklich guter Whisky Tote erwecken könnte. Ich sah keinen Grund, ihm zu widersprechen.
»Der ist ja wunderbar«, sagte ich, als ich meine Augen wieder aufschlug. »Woher hast du ihn?« Wenn ich auch nur etwas davon verstand, war das zwanzig Jahre alter Scotch – kein Vergleich mit dem rohen Schnaps, den Jamie auf dem Hang hinter unserem Haus destillierte.
»Jocasta«, sagte er. »Er sollte ein Hochzeitsgeschenk für Brianna und ihren jungen Mann sein, aber ich habe mir gedacht, du hattest ihn nötiger.«
»Da hast du Recht.«
Wir saßen kameradschaftlich schweigend da, und ich nippte an meinem Whisky, während der Drang, Amok zu laufen und jedermann in Sichtweite abzuschlachten, nach und nach gemeinsam mit dem Whiskyspiegel in der Flasche abflaute.
Der Regen war wieder einmal weitergezogen, und ringsum tropfte es friedlich von den Blättern. Eine Gruppe von Fichten stand dicht bei uns; ich konnte ihren kühlen Harzgeruch riechen, eine durchdringende, saubere Note, die den schwereren Duft des nassen Laubes am Boden, der glimmenden Feuer und der nassen Stoffmassen überlagerte.
»Es ist drei Monate her, seit du zum letzten Mal deine Periode hattest«, bemerkte Jamie beiläufig. »Ich dachte schon, sie hätte vielleicht aufgehört.«
Ich stellte immer wieder mit großer Verblüffung fest, wie genau er solche Dinge beobachtete – doch er war schließlich Bauer und Viehzüchter. Er war mit dem gynäkologischen Werdegang und dem Fruchtbarkeitszyklus sämtlicher weiblichen Tiere in seinem Besitz genauestens vertraut; wahrscheinlich gab es keinen Grund, davon auszugehen, dass er bei mir eine Ausnahme machen würde, nur weil nicht davon auszugehen war, dass ich ferkeln oder rossig werden würde.
»Es ist nicht wie ein Zapfhahn, den man einfach so zudreht, weißt du«, sagte ich ziemlich gereizt. »Leider. Es wird nur immer unregelmäßiger und hört irgendwann auf, aber man kann nie wissen, wann.«
»Ah.«
Er beugte sich vor, die Arme über den Knien verschränkt, und sah friedlich zu, wie sich Zweige und Blätter auf den Wellen des Rinnsals wiegten.
»Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Erleichterung wäre, wenn damit Schluss wäre. Weniger Sauerei.«
Ich unterdrückte das Bedürfnis, gehässige Vergleiche bezüglich der sexuellen Körperflüssigkeiten von Männern und Frauen anzustellen.
»Kann schon sein«, sagte ich. »Ich sage dir dann Bescheid, ja?«
Er lächelte schwach, war aber klug genug, das Thema nicht weiter zu verfolgen, denn er konnte die Schärfe in meiner Stimme hören.
Ich nippte noch ein wenig an dem Whisky. Der abgehackte Ruf eines Spechtes – die Sorte, die Jamie als Grünspechte bezeichnete – hallte tief im Wald wider und verstummte dann. Bei diesem Wetter waren nur wenige Vögel unterwegs; die meisten hatten sich einfach im nächsten Unterschlupf zusammengekauert, wenn ich auch irgendwo weiter flussabwärts das plaudernde Quaken einer kleinen Schar durchziehender Enten hören konnte.
Jamie reckte sich plötzlich.
»Äh … Sassenach?«, sagte er.
»Was denn?«, fragte ich überrascht.
Er senkte schüchtern den Kopf, was ganz untypisch für ihn war.