»Ich weiß nicht, ob ich es vielleicht falsch gemacht habe, aber wenn ja, dann muss ich dich um Verzeihung bitten.«
»Natürlich«, sagte ich ein wenig unsicher. Und was bitte verzieh ich ihm hiermit? Ehebruch wohl kaum, aber es konnte so gut wie alles andere sein, bis hin zu und einschließlich bewaffneter Überfälle, Brandstiftung, Straßenraub und Gotteslästerung. Gott, ich hoffte, es hatte nichts mit Bonnet zu tun.
»Was hast du denn angestellt?«
»Ich selbst eigentlich nichts«, sagte er leicht verlegen. »Es ist eher so, dass ich gesagt habe,
»Oh?«, sagte ich mit einem Hauch von Argwohn. »Und was ist das? Wenn du Farquard Campbell gesagt hast, ich würde seine fürchterliche, alte Mutter noch einmal besuchen …«
»Oh nein«, versicherte er mir. »Nichts dergleichen. Aber ich habe Josiah Beardsley versprochen, dass du ihm vielleicht heute die Mandeln herausnimmst.«
»Dass ich
»Warum denn?«, fragte ich.
Jamie lehnte sich ein wenig zurück und sah zu mir auf.
»Ich will ihn haben, Sassenach.«
»Wirklich? Wozu denn?« Josiah war knapp vierzehn – oder zumindest glaubte er, dass er vierzehn war; er wusste nicht genau, wann er zur Welt gekommen war, und seine Eltern waren schon zu lange tot, als dass man es hätte sagen können. Auch für einen Vierzehnjährigen war er noch zu klein; er war unterernährt, und seine Beine waren ein wenig krumm, weil er Rachitis gehabt hatte. Außerdem legte er alle Anzeichen diverser Parasiteninfektionen an den Tag, und sein keuchender Atem konnte genauso gut von einer Tuberkuloseerkrankung wie von einer schlimmen Bronchitis herrühren.
»Als Pächter natürlich.«
»Oh? Und ich dachte, du hättest sowieso schon mehr Bewerber als du nehmen kannst.«
Das dachte ich nicht nur; ich wusste es genau. Wir hatten absolut kein Geld, auch wenn Jamie im Lauf des
Jamie nickte nur, ohne auf diese Komplikationen einzugehen.
»Aye. Aber Josiah hat das Zeug dazu.«
»Hm«, sagte ich skeptisch. Es stimmte, dass der Junge einen zähen Eindruck machte – und das war es wahrscheinlich, was Jamie meinte; die bloße Tatsache, dass er so lange auf sich selbst gestellt überlebt hatte, sprach schon dafür. »Kann sein. Aber das trifft auch auf eine Menge anderer Leute zu. Was ist es denn, das ihn für dich so begehrenswert macht?«
»Er ist vierzehn.«
Ich sah ihn an, eine Augenbraue fragend hochgezogen, und sein Mund verbreiterte sich zu einem ironischen Lächeln.
»Alle Männer zwischen sechzehn und sechzig müssen in der Miliz dienen, Sassenach.«
Ich spürte einen leichten, unangenehmen Druck in der Magengrube. Ich hatte den unwillkommenen Aufruf des Gouverneurs zwar nicht vergessen, hatte aber im Eifer des Gefechtes noch keine Zeit gefunden, mir genauere Gedanken darüber zu machen, wie seine praktischen Konsequenzen aussehen würden.
Jamie seufzte und reckte die Arme, wobei er seine Knöchel dehnte, bis sie knackten.
»Dann wirst du es also tun?«, fragte ich. »Eine Milizkompanie aufstellen und gehen?«
»Ich muss«, sagte er schlicht. »Tryon hat mich bei den Eiern, und ich habe keine Lust auszuprobieren, ob er auch zudrücken wird, aye?«
»Das habe ich befürchtet.«
Jamies pittoreske Einschätzung der Lage war unglücklicherweise zutreffend. Auf der Suche nach einem loyalen, kompetenten Mann, der bereit war, die Besiedelung einer großen Parzelle wilden Hinterlandes auf sich zu nehmen, hatte Gouverneur Tryon Jamie eine königliche Landvergabe knapp östlich der Vertragslinie angeboten, pachtfrei für zehn Jahre. Ein faires Angebot, das angesichts der schwierigen Siedlungsbedingungen in den Bergen allerdings nicht ganz so großzügig war, wie es auf den ersten Blick aussah.
Der Haken an der Sache war, dass die Nutznießer solcher Landvergaben von Gesetzes wegen männliche, weiße Protestanten von gutem Charakter und über dreißig sein mussten. Jamie erfüllte zwar alle anderen Anforderungen, doch der Gouverneur wusste sehr wohl, dass er katholisch war.