»Der Priester«, erläuterte Fergus. Er nahm den Becher entgegen, den Ian ihm hinschob, und leerte ihn gierig. Er stellte ihn ab, atmete schwer aus, blinzelte und sah merklich glücklicher aus. Er seufzte und wischte sich den Mund ab.
»Er will zehn Schillinge, wenn er den Mann im Kirchhof beerdigen soll«, sagte er. »Natürlich eine anglikanische Kirche, hier gibt es keine katholischen Kirchen. Der elende Wucherer! Er weiß, dass wir keine Wahl haben. Die Leiche wird sich ja kaum bis zum Sonnenuntergang halten.« Er fuhr mit dem Finger unter seine Halsbinde und zog sich das schweißzerknitterte Baumwolltuch vom Hals, dann knallte er mehrfach die Faust auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der Bedienung zu erregen, die dem Ansturm der Gäste kaum gewachsen war.
»Ich habe dem fetten Schwein gesagt, dass Ihr entscheiden werdet, ob wir das bezahlen oder nicht. Wir könnten ihn schließlich einfach im Wald begraben. Obwohl wir dann einen Spaten kaufen müssten«, fügte er stirnrunzelnd hinzu. »Diese raffgierigen Leute hier wissen, dass wir Fremde sind; sie werden uns bis auf den letzten Penny ausnehmen, wenn sie können.«
Der letzte Penny kam der Wahrheit gefährlich nahe. Ich hatte gerade genug, um hier eine anständige Mahlzeit zu bezahlen und ein paar Lebensmittel für den Weg nach Norden zu kaufen; vielleicht genug für ein paar Übernachtungen. Das war alles. Ich sah, wie Jamie sich rasch umblickte und die Möglichkeit abschätzte, beim Hasard- oder Kartenspiel an ein bisschen Geld zu kommen.
Soldaten und Seeleute boten die besten Voraussetzungen zum Spielen, doch beide Gruppen waren im Schankraum nicht besonders zahlreich vertreten. Wahrscheinlich durchsuchte der Großteil der Garnison immer noch die Stadt nach dem Flüchtling. In einer Ecke vergnügte sich eine kleine Gruppe von Männern lauthals bei mehreren Krügen Brandy. Zwei von ihnen sangen oder versuchten es zumindest, und ihre Bemühungen verursachten große Heiterkeit bei ihren Kameraden. Jamie nickte fast unmerklich bei ihrem Anblick und wandte sich wieder an Fergus.
»Was hast du in der Zwischenzeit mit Gavin gemacht?«, fragte Jamie. Fergus zog eine Schulter hoch.
»Ihn in den Wagen gelegt. Ich habe seine Kleider bei einer Lumpenhändlerin gegen ein Leichentuch eingetauscht, und als Teil der Abmachung war sie bereit, ihn zu waschen. Keine Sorge, Milord, er ist vorzeigbar. Noch«, fügte er hinzu und hob den frischen Bierkrug an die Lippen.
»Armer Gavin.« Duncan Innes hob seinen Becher zum Gedenken an den gefallenen Kameraden.
»Er würde nicht wollen, dass man ihn im Wald beerdigt«, sagte er.
»Warum nicht?«, fragte ich neugierig. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Rolle für ihn spielt, so oder so.«
»O nein, das dürfen wir nicht, Mrs. Claire.« Duncan schüttelte energisch den Kopf. Duncan war normalerweise ein sehr zurückhaltender Mann, und ich war überrascht, dass er so viel Gefühl zeigte.
»Er hatte Angst im Dunkeln«, sagte Jamie leise. Ich starrte ihn an, und er lächelte mich schief an. »Ich hab mit Gavin Hayes fast so lange zusammengelebt wie mit dir, Sassenach – und auf sehr viel engerem Raum. Ich habe ihn gut gekannt.«
»Aye, er hatte Angst davor, im Dunkeln allein zu sein«, fiel Duncan ein. »Er hatte eine höllische Angst vor den
Der Ausdruck seines langen, kummervollen Gesichtes war nach innen gewandt, und ich wusste, dass er in Gedanken die Gefängniszelle vor sich sah, die er und Jamie drei Jahre lang mit Gavin Hayes geteilt hatten – und mit vierzig anderen Männern. »Erinnerst du dich, Mac Dubh, wie er uns eines Nachts von dem
»O ja, Duncan, und ich wünschte, ich hätte es vergessen.« Jamie erschauerte trotz der Hitze. »Ich habe die halbe Nacht wach gelegen, nachdem er uns die Geschichte erzählt hatte.«
»Wie ging sie denn, Onkel Jamie?« Ian beugte sich mit großen Augen über sein Ale. Seine Wangen waren gerötet und schweißnass, seine Halsbinde zerknittert vor Feuchtigkeit.
Jamie rieb sich den Mund und überlegte.
»Ah. Nun, es war eines Abends im kalten Spätherbst in den Highlands, um die Zeit, wenn die Jahreszeit wechselt und die Luft einem verrät, dass der Boden am nächsten Morgen mit Reif überzogen sein wird«, sagte er. Er machte es sich auf seinem Sitz bequem und lehnte sich zurück, den Bierkrug in der Hand. Er lächelte ironisch und zupfte sich am Hals. »Nicht so wie jetzt, aye? Also, Gavins Sohn trieb an dem Abend die Kühe heim, aber eine fehlte – der Junge hatte sämtliche Hügel und Senken abgesucht, konnte sie aber nirgends finden. Also ließ Gavin den Jungen die beiden anderen melken und zog selber los, um die verlorene Kuh zu suchen.«
Er drehte den Zinnbecher langsam zwischen seinen Händen und starrte in das dunkle Ale, als sähe er darin die nachtschwarzen schottischen Gipfel und den Nebel, der durch die herbstlichen Täler schwebte.